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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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sich das dunkle Haar nach hinten und nahm die Beine noch etwas auseinander, um mehr Platz im Schritt zu schaffen.
    Die Kellnerin brachte die bestellten Cocktails. Sex on the Beach klang in diesem Moment definitiv nicht nur nach etwas, das Daniel trinken wollte. Das andere schwule Pärchen sah interessiert zu ihnen. Der Cowboy lüftete sogar den Hut ein wenig. Die Handkuss-Szene hatte den Jungs offensichtlich gefallen. Eric lächelte unverbindlich, dann sah er Daniel wieder an. Diesem entging nicht, wie der Kerl vom Nachbartisch Eric anstarrte, nachdem er seine Augen gesehen hatte. Ein Blitz aus wilder Eifersucht durchzuckte Daniel — er schob sich schnell den Strohhalm zwischen die Lippen, um nicht auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging, aber für seinen Geschmack lag da zu viel Lüsternheit im Blick dieses rosa Cowboys. Was auch immer der heute noch reiten wollte, Eric würde er mit Sicherheit nicht kampflos bekommen.
    „Ist irgendwas?“, fragte Eric besorgt.
    „Nein. Wieso?“
    „Weil du so sauer aussiehst. Schmeckt der Cocktail nicht?“
    Daniel seufzte leise und schalt sich selbst einen Narren. Das ganze Szenario entstand doch nur in seinem Kopf, verdammt! Vermutlich sollte er sich angewöhnen, sich nicht darüber zu ärgern, wenn jemand auf Eric ansprang, denn wenn er ehrlich war, wäre es eher verdächtig, wenn dies jemand nicht tat.
    Zwei Cocktails später sah die Welt schon wesentlich relaxter aus. Die Musik bekam etwas Harmonisches und Daniel hörte mit Freude Eric zu, der ihm von Erlebnissen aus der Uni erzählte. Ein Professor schien ihm besonders auf die Nerven zu gehen, aber aus den Schimpftiraden ging auch deutlich hervor, dass Eric Spaß am Studium hatte.
    „Der Typ kann einfach nicht normal sprechen“, ereiferte er sich, „Der hält seine Vorlesungen so, dass du das Gefühl hast, er hätte mindestens doppelt so viele Cocktails wie wir intus. Er soll was mit einer Studentin gehabt haben. Naja, schlecht sieht er nicht aus. Möglich wär’s.“
    Daniel nickte bedächtig, im gleichen Moment wurde verkündet, dass es Zeit für die ersten Karaokebegeisterten wäre, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Erics Augen glänzten verdächtig, und Daniel fragte so leise wie möglich, aber so laut wie nötig: „Du willst das doch nicht wirklich machen?“
    „Doch, will ich!“, erwiderte Eric. Daniel war erstaunt, wie selbstbewusst er nun klang. Jegliche Schüchternheit schien wie weggeblasen, was vielleicht nicht zuletzt auch am Alkohol lag.
    „Und du willst auch!“, entschied Eric. Er zog Daniel am Arm, während er aufstand.
    „Die True Blue-Sache war schon nicht so der Bringer. Ich glaube, ich war auch ziemlich betrunken damals. Jedenfalls entschieden mehr als jetzt. Eric, lass mich da raus. Geh alleine, bitte!“
    „Nein“, war die knappe Antwort.
    Die Bühne war winzig, aber Daniel kam sie dennoch riesig vor. Zumindest bot sie genug Platz, dass alle Interessierten im Raum ihre Blicke ungehindert auf ihn und Eric werfen konnten. Daniel konnte fast körperlich spüren, wie sie ihn durchbohrten. Und auf einmal verwandelte sich das Gefühl, als habe jemand auf einen Knopf gedrückt. Das, was hier geschah, war Erics ultimative Klarstellung, die zu sagen schien: Ich gehöre zu ihm! Seht her! Wir stehen hier gemeinsam. Wir singen in ein paar Sekunden zusammen. Und wenn wir später Zuhause sind, vögeln wir uns gegenseitig die Seele aus dem Leib.
    Ja, das gefiel Daniel und er wurde merklich entspannter. Eric sprach ein paar Worte mit dem DJ, dann legte er einen Arm um Daniels Hüfte und verkündete ihm: „Wir singen 'I've got you babe'. Ist das okay?“
    „Was immer du willst. Und beschwer dich hinterher nicht bei mir, wenn die Leute uns ausbuhen.“
    Die Musik begann. Daniel stellte fest, dass ihm das Singen mit Eric enorm viel Freude bereitete. Ja, die Sache machte zunehmend Spaß! Und irgendwie schien das Ganze auch dem Publikum zu gefallen. Nicht, dass das wirklich wichtig gewesen wäre, und doch war die Situation einfach perfekt, denn er spürte regelrecht, dass es ihr tiefes Gefühl zueinander war, was sie auch musikalisch gut harmonieren ließ. Zumindest wenn man bedachte, dass sie die Nummer gerade zum ersten Mal gemeinsam sangen.
    Als das Lied zu Ende war, mussten sie die Mikros an zwei Mädels abgeben, die ihnen zuvor heftig applaudiert hatten.
    Daniel war in Hochstimmung, als sie zu ihrem Tisch zurückkehrten. Er überlegte gerade, welchen Drink er als Nächstes ordern sollte, als sich

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