Wie im goldenen Kaefig
auf.
Einige Minuten lang stand sie mit klopfendem Herzen, das Handy an die Brust gepresst, da, dann schaltete sie es ganz aus. Falls Zeke zurückrief, könnte sie nicht ruhig bleiben.
Aufgebracht lief sie in ihrem Zimmer hin und her. Ich habe selbst die Trennung gefordert, überlegte sie. Zeke kann Hunderte von Frauen in seiner Wohnung haben, wenn er will. Es geht mich nichts an. Ich habe nicht das Recht, dagegen zu sein oder mich zu beschweren.
Sie schloss die Augen, atmete tief durch und zwang sich, ihre Hände zu entspannen, die sie zu festen Fäusten geballt hatte. Dann schaltete sie den Fernseher ein und aß nach und nach die große Schachtel Pralinen, die Wilmer ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
Doch diese Versuche, sich zu trösten, fruchteten nichts. Am Ende war ihr zusätzlich zu ihrer Wut auch noch übel.
Irgendwann gab sie es auf, so zu tun, als wäre alles okay. Sie verfluchte Zeke mit allen Schimpfwörtern, die ihr einfielen, und weinte sich anschließend ordentlich aus. Danach fühlte sich etwas besser. Aber nicht gut genug für einen erholsamen Nachtschlaf.
Als sie um drei Uhr morgens immer noch kein Auge zugetan hatte, stand sie auf und machte sich eine Tasse heiß en, süßen Kakao. Dann kuschelte sie sich, den Becher Kakao, eine angebrochene Packung Kekse und ein gutes Buch auf dem Nachttisch, wieder ins Bett. Falls ihre schlanke Linie unter der Ernährung leiden sollte, war es ihr egal. Sie wollte mit allen Mitteln jeden Gedanken an Zeke Buchanan aus ihrem Kopf vertreiben.
Es funktionierte nicht.
Irgendwann beobachtete sie, wie die ersten Strahlen Tageslicht das Nachtblau des Himmels vor dem Fenster allmählich rosarot färbten. Sie ging über den Flur und ließ sich ein heißes, duftendes Schaumbad einlaufen. Dann lag sie lange in dem warmen, seidenweichen Wasser.
Als sie sich nach dem Bad mit Body Lotion einrieb, fiel ihr Zeke ein. Er hatte sie immer so gern mit Body Lotion eingerieben. Unwillkürlich kamen ihr die Tränen. Wütend auf sich selbst und ihre Schwäche, musste sie noch heftiger weinen.
Dann nahm sie sich zusammen. Sie wollte der Welt heute ein strahlendes Gesicht zeigen, keine rot verweinten Augen. Zeke war schließlich nicht alles. Ihr Leben hatte auch noch andere Seiten.
Entschlossen föhnte sie sich das Haar, bis es ihr in seidigen, duftigen Wellen über die Schultern fiel. Heute würde sie es ausnahmsweise offen tragen.
Anschließend lackierte sie Finger-und Fußnägel in einem auffallenden, herausfordernden Rot. Sie mochte den Farbton nicht besonders - der Nagellack war ein Weihnachtsgeschenk von Pat -, aber an diesem Morgen passte er zu ihrer Stimmung.
Dann zog sie einen dicken beigefarbenen Pullover und einen engen flaschengrünen Rock an, der ein ganzes Stück über dem Knie endete, und dazu ihre neuen Stiefel.
Goldbrauner Lidschatten und Mascara ließen ihre kornblumenblauen Augen beinahe violett erscheinen, und sie benutzte einen Lippenstift im gleichen Rot wie dem des Nagellacks.
Na also. Sie betrachtete das Ergebnis kritisch im Spiegel. Jetzt wirkte sie jung, spritzig und attraktiv. Eine Frau, die genau wusste, was sie wollte, und dabei auch noch ihren Spaß hatte. Ein bisschen verunsicherte sie dies es neue Image, aber sie straffte entschlossen die Schultern und ging zur Arbeit.
Als sie den Laden betrat, war sie leicht verlegen, doch sie ließ sich nichts anmerken. Wilmer schob gerade die Sackkarre mit einem Stapel Konserven in Kisten zwischen die Regale.
Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. “Sie sehen heute Morgen richtig glücklich aus.” Er blieb neben ihr stehen. “Und wunderschön. Aber schön sind Sie ja immer.”
“Vielen Dank.” Sie sah ihn an und überlegte, warum sie sich nicht in so jemanden verliebt hatte, ehe sie Zeke getroffen hatte. Wilmer war jung, sah gut aus und wirkte männlich. Wieso spürte sie trotzdem nicht den geringsten Funken Interesse?
“Marianne …” Er zögerte. Dann fügte er hastig hinzu: “Ich habe heute Geburtstag und würde Sie gern nach Feierabend zu einem Drink einladen.”
Doch nicht schon wieder! Sie hatte wirklich gedacht, er habe inzwischen verstanden, dass sie nichts von ihm wollte. “Heute Abend? Tut mir Leid. Ich kann leider nicht …”
“Dann in der Mittagspause?” hakte er schnell nach. “Nur auf einen Drink unter Freunden zur Feier des Tages.“
“Unter Freunden?” wiederholte sie sanft, weil sie das Gefühl hatte, sie müsste deutlich machen, wie sie zu ihm stand.
“Ja, unter
Weitere Kostenlose Bücher