Wie im goldenen Kaefig
zittriger Stimme. “Verdammt sei die blöde Pastete!” Ihre Ehe zerbrach, und Zeke machte sich Sorgen um seine Dinnerparty.
Zielstrebig ging sie ins Wohnzimmer, wo über einem reich verzierten Kamin ein Hochzeitsfoto im Großformat hing. Sie ignorierte die bezaubernde junge Braut und betrachtete stattdessen ihren Ehemann. Er war groß, ein dunkler Typ und trug das Haar sehr kurz und hatte ein markantes Kinn.
Aber was sie vor zwei Jahren als Erstes bezaubert hatte, waren seine Augen gewesen. Sie waren grau und erinnerten an Rauch. Wenn sie ihm in den ersten Tagen ihrer Beziehung in die Augen gesehen hatte, war es ihr völlig egal gewesen, dass sie und Zeke aus ganz verschiedenen Welten stammten. Er kam aus eher ärmlichen Verhältnissen ohne Stabilität und Liebe und hatte es zu viel Geld gebracht. Sie dagegen war in einer intakten Mittelstandsfamilie herangewachsen, in der nicht viel passierte, wo aber Liebe und die Familie hohe Werte darstellten.
Sie war erst zwanzig und sexuell unerfahren, als sie Zeke kennen lernte. Er hatte seit dem sechzehnten Lebensjahr Beziehungen zu Frauen gehabt und war damals ein welterfahrener Mann von fünfunddreißig. Am Tag nach ihrer ersten Verabredung küsste er sie das erste Mal. Als er sie im Schatten der Rotbuche hinter dem Gartentor vor ihrem Elternhaus in die Arme nahm, wurde ihr bewusst, warum die ungeschickten Annäherungsversuche ihrer früheren Freunde sie eher irritiert und abgestoßen hatten.
Der würzige Duft von Zekes After Shave, sein kräftiger, muskulöser Körper und seine Sinnlichkeit ließen sie erbeben. Als der Kuss endete, pochte ihr Herz wie wild, und sie fühlte sich so lebendig wie nie zuvor.
“Du bist jemand Besonderes, Marianne.” Während er das sagte, zog Zeke sie noch fester an sich. “Jemand ganz Besonderes. “
Ihr fehlten die Worte, sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, und als er sie dann noch einmal küsste, diesmal voller Verlangen, reagierte sie rückhaltlos darauf und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich.
Am Ende der ersten Woche hatte sie gewusst, dass sie ihn liebte und nicht ohne ihn leben konnte, und die Intensität ihrer Liebe war ebenso erschreckend wie aufregend gewesen.
Das Badelaken glitt ihr von den Schultern. Sie zog es hoch und wickelte sich wieder fest darin ein, ohne den Blick vom Hochzeitsfoto zu lassen.
Als sie Zeke geheiratet hatte, hatte sie sich ihm ganz und gar, mit Körper, Geist und Seele, hingegeben und nichts zurückgehalten. Du Dummkopf, Marianne, schimpfte sie insgeheim. Dummkopf, Dummkopf, Dummkopf.
Pat wartete bereits auf sie, als Marianne die elegant eingerichteten, ruhigen Räume von “Rochelle’s” betrat, und sie war froh, dass sie einen Tisch für zwei Personen auf ihren Namen hatte reservieren lassen. Eigentlich auf Zekes Namen, dachte sie bitter. Sein Name öffnete in London viele Türen.
“Annie! ” rief Pat, sprang auf und winkte begeistert~ als wäre das Restaurant voll besetzt statt praktisch leer. In einer weiteren halben Stunde würde sich das schlagartig ändern, und um eins war sicher jeder Tisch belegt. Aber im Moment war es herrlich ruhig.
“O Pat, es tut so gut, dich zu sehen.” Marianne umarmte ihre Freundin.
“Mir geht’s genauso.” Pat lächelte, und dann tauchte auch schon ein Ober auf.
“Trinkst du noch dasselbe wie früher, Marianne? Trockenen Martini?”
“Lieber ein Glas Wein.” Sie fügte nicht hinzu, dass Zeke ihr alles über gute Weine beigebracht hatte, bis sie es mit dem besten Weinkellner aufnehmen konnte. “Du trinkst am liebsten Rotwein, oder?”
Pat nickte. “Die Dinge ändern sich nicht so schnell.”
Wenn das nur wahr wäre, dachte Marianne. Sie wählte eine ausgezeichnete Sorte Wein, von dem sie wusste, dass er rund und vollmundig war und ein exquisites Bouquet hatte. Sobald der Ober verschwunden war, sagte sie leise:
“Du siehst fantastisch aus, Pat.”
“Du auch.“ Pats hübsches, pfiffiges Gesicht hatte ungewohnt weiche Züge, als sie jetzt Mariannes schlanke Figur betrachtete und ihr wunderschönes herzförmiges Gesicht. Sie hatte große kornblumenblaue Augen, eine gerade Nase und volle Lippen, das Ganze umrahmt von dic htem silberblondem Haar, das ihr in seidigen Wellen bis halb über den Rücken fiel.
“Nimm’s mir nicht übel, aber du bist zu dünn geworden. Wie ich dich kenne, heißt das, dass du dir Sorgen machst oder unglücklich bist. Du hast dir noch nie Kummerspeck angefuttert wie ich stimmt’s?”
Marianne
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