Wie immer Chefsache
Stuhl und lehnte sich lächelnd zurück. Was war los? So locker und entspannt hatte er sie noch nie gesehen.
»Gut, oder?«, fragte sie ihn und schien offensichtlich anzunehmen, dass er wusste, wovon sie sprach. Nach ihrem zufriedenen und stolzen Lächeln hätte er spontan auf eine Hauptrolle für einen Hollywoodfilm getippt, aber dazu war sie nicht der Typ.
»Was ist denn los?«, fragte er neugierig.
Sie sprang ruckartig nach vorne, lehnte sich über den Schreibtisch und sah ihn mit erstaunten Augen an: »Du weißt es noch nicht?«
»Nein, nun sag doch mal!«
»Wir sind ausverkauft!«, rief sie in einer solchen Lautstärke, als wäre er nicht nur schwerhörig, sondern auch schwer von Begriff. »Ausverkauft!«, rief sie. »Alle 40 000 ›doggies live‹ waren bis gestern Abend weg! Frau Althoff telefoniert gerade wegen einer Zweitauflage. Du solltest mal sehen, wie hoch der Berg von Faxen mit Nachbestellungen ist!«
Mattes starrte sie an. »Das ist ja …«, begann er und fühlte sich ein bisschen, als hätte er etwas vor den Kopf bekommen.
»Phantastisch!!«, ergänzte Nadine und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. »Wir haben es geschafft!«, strahlte sie glücklich.
Frau Althoff betrat das Zimmer und sagte geschäftsmäßig: »Die Zweitauflage ist gerade genehmigt worden. Es gibt weitere 40 000 Magazine, die Ende der Woche in den Handel kommen.« Ihre Miene veränderte sich, kleine Lachfalten bildeten sich um ihre Augen, und die Mundwinkel gingen schräg nach oben. »Herzlichen Glückwunsch. Gut gemacht«, sagte sie zu Mattes, und er war überrascht, mit welcher Wärme sie sprach.
»Danke auch Ihnen«, gab er leise zurück. Er blickte zu Nadine: »Und dir. Und Peter und Tina. Und Mucki und Mina. Der ganzen Redaktion.«
Ausverkauft, dachte er. Nach nur einem Tag.
Frau Althoff berichtete: »Der Verlag ist vom neuen Magazin völlig überrascht und will sich schnellstmöglich über die Lage informieren. Bis dahin soll alles weiterlaufen. Sie haben aber schon gefragt, wie wir an die Werbekunden gekommen sind und ob die auch bereit wären, bei anderen Magazinen des Verlages einzusteigen.«
Mattes grinste: »Das hätten sie wohl gerne.«
»Außerdem scheint die Fragerubrik mit Mina R. besonders gut anzukommen. Nicht nur hier, sondern auch beim Verlag in Hamburg gehen ununterbrochen neue Fragen ein. Wenn das so weitergeht, sind wir für Jahre mit Problemen eingedeckt.« Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: »Und ein TV-Magazin möchte Mina M. für ein Studiogespräch haben. Ich habe gesagt, dass sie für die nächsten Wochen ausgebucht ist.«
Nadine und Mattes brachen in Gelächter aus. Dann sagte Mattes: »Ich überlege, ob wir sie tatsächlich hinschicken sollen.«
Sein Handy klingelte, und er erkannte sofort die weibliche Stimme des Melanie-Berkle-Managements, die hastig verkündete: »Melanie hat jetzt einen Hund.«
»Und?«
»Damit kann sie aufs Titelbild.«
»Aber der ist doch sicher nur ausgeliehen.«
Die Frau widersprach stolz: »Nein, wir haben ihn gekauft. Er ist noch ganz klein und hat helles Fell. Wirklich süß. Wir haben extra keinen dunklen Hund ausgesucht, weil ein heller besser zu ihrem Haar und ihrem ganzen Typ passt. Wenn sie dazu Rot oder Dunkelblau trägt und den Hund auf dem Arm hält, sieht das umwerfend aus.« Mattes verdrehte die Augen. Das war nicht zu fassen. Mit leichter Wut im Bauch fragte er: »Sie hat einen farblich passenden Hund gekauft, damit sie aufs Titelbild kann? Dann viel Spaß! Wussten Sie nicht, dass sich Welpenhaare auf die Stimmbänder legen und sie das nächste halbe Jahr alle Auftritte vergessen kann, wenn sie einen jungen Hund im Haus hat?«
»Was?«, hörte er die Stimme entsetzt aufschreien und machte weiter: »Entweder ist sie bereit, das für ihren Hund zu tun, oder sie sollte ihn schnellstens wieder abgeben. Die nächsten Titelbilder sind jedenfalls alle schon vergeben.«
Verärgert sagte die Stimme: »Nee, dann muss der Hund zurück. Das hätten Sie aber auch vorher sagen können!«
»Sie haben nicht gefragt.«
»Sie haben gesagt, dass Melanie einen Hund braucht und dann auf den Titel kommt!«
»Habe ich nicht!«
»Das wird noch Ärger geben, glauben Sie mir! Ich muss jetzt sofort sehen, ob ich den Züchter erwische.«
Ein Klicken im Hörer zeigte, dass das Gespräch beendet war. Frau Althoff sah ihn an: »Am besten sperren Sie Ihr Handy in die Schublade, und ich stelle Ihr Telefon in mein Büro um, dann kann ich Ihnen die Anrufer
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