Wie immer Chefsache
entscheiden würde.
Obwohl das Projekt Erstausgabe ›doggies live‹ fertig war und erfolgreich lief, und obwohl Mattes in seinem bisherigen Leben sonst normalerweise als Erstes das Recht für eine erholsame Pause in Anspruch genommen hätte, überkam ihn diesmal nicht das Bedürfnis nach Ruhe. Im Gegenteil. In vier Wochen sollte die nächste Ausgabe in den Regalen liegen, und sie sollte die Erwartungen, die an sie gestellt wurden, nicht nur erfüllen, sondern deutlich übertreffen. Gleich gut wäre zu wenig.
»Wir beginnen direkt heute mit dem nächsten Heft«, sagte er freudig in der Redaktionssitzung und versprach: »Ab jetzt ist alles viel einfacher. Wir wissen, wie es geht, das Layout steht, und wir kennen unsere Aufgaben.« Er grinste Peter an: »Du wirst wieder um 17 Uhr gehen können.«
Nadine flüsterte Peter zu: »Siehste, hab ich dir doch gesagt!«
Mattes goss sich einen Kaffee aus der Thermoskanne in seine Tasse.
»Dann überlegen wir mal, was für Themen wir in unserer Nummer zwei bringen«, forderte er auf und setzte wie nebenbei hinterher: »Wir machen übrigens zwölf Seiten mehr. Statt 48 jetzt 60.«
Schweigend sahen ihn die anderen an, und er versicherte betont leicht: »Das ist aber zu schaffen. Leute, nur zwölf Seiten. Davon sind drei für Werbekunden, in die anderen hauen wir zwei Artikel rein, die Mina-Fragerubrik wird vergrößert und fertig.«
Peter grunzte: »Von wem ist denn die Idee mit den zwölf Seiten mehr?«, und sah wenig begeistert aus.
Mattes sah ihn an: »Die ist von mir. Wie immer Chefsache.«
Frau Althoff räusperte sich: »Weiß der Verlag Bescheid?«
»Nein, ich habe mir gedacht, wir machen erst mal und stellen ihn dann vor vollendete Tatsachen. Damit sind wir bisher gut gefahren.«
Mattes sah sich zufrieden um. Die anderen schwiegen.
Frau Althoff blätterte in ihren Unterlagen und begann nach einer Pause: »Zwei Fernsehredaktionen und ein Radiosender haben angerufen und möchten Sie in ihrer Sendung haben. Kerner macht nächste Woche eine Talkshow zum Thema ›Tierliebe‹, bei Raab sind Sie wegen der neuen ›doggies live‹ als Gast eingeladen. Im Radio bei ›Vier nach Sieben‹ haben Sie ein Drei-Minuten-Interview. Außerdem fragt die Redaktion von ›Mein Lieblingsbuch‹ an, ob Sie irgendwann im Sommer etwas für eine CD vorlesen können. Die denken an etwa zwei DIN-A4-Seiten. Wenn es geht, kein Hundebuch.«
»Ja, geht alles klar«, stimmte Mattes zu und grinste: »Fehlt jetzt nur noch die Kochshow.«
Tina prustete los: »Ich denk nich, dass Sie was kochen können.«
»Irgendwas Asiatisches kann ich denen schon zusammenbrutzeln«, versprach Mattes.
Peter blickte auf: »Am besten was mit Hund. Ich kenne handliche, kleine Exemplare.« Er verstummte, als er den Blick der Althoff bemerkte. Zufrieden registrierte Mattes, dass seine Mitarbeiter die Sache mit den zwölf weiteren Seiten geschluckt hatten. Das hatte er sich schwieriger vorgestellt.
Am späten Nachmittag flog die Tür auf, und Frau Althoff kam in sein Büro gestürzt. Ja, gestürzt, anders konnte er es nicht nennen.
»Steinle-Bergerhausen kommt!«, rief sie aufgeregt.
»Wann?«
»In wenigen Minuten. Er ist auf dem Weg vom Flughafen, und er ist nicht allein. Weber ist dabei.«
»Wer ist Weber?«
Ihre Stimme wurde ein wenig rau, als sie erklärte: »Oberste Verlagsleitung. Der kommt nur in ganz seltenen Fällen. Ich wusste, dass es Ärger geben wird.«
Mattes fand die Vorstellung einer Kontrolle durch Steinle-Bergerhausen und ein weiteres hohes Verlagstier nicht erfreulich, aber er versuchte optimistisch zu bleiben: »Was soll schon passieren? Wir haben ein Spitzenprodukt auf den Markt gebracht, mit dem sie richtig Geld verdienen. Vielleicht kommen sie, um uns zu gratulieren und die Gehälter zu erhöhen.«
Frau Althoff sah ihn genervt an, rief dann unerwartet: »Mucki!«, und raste aus dem Zimmer.
Was war jetzt los? Mattes ging ihr auf den Flur hinterher und sah, wie sie mit Mucki aus ihrem Büro kam und das Ende seiner Leine Tina in die Hand drückte.
»Nur immer um den Häuserblock. Lass ihn nicht los und pass auf ihn auf, als ob er aus Gold wäre! Ich hole euch wieder rein, wenn es genug ist. Kommt auf keinen Fall von alleine, hörst du?«, ermahnte sie und schob Tina mit dem sich sträubenden Mucki energisch nach draußen. Als sie sich umdrehte, sah sie Mattes. Sie holte tief Luft und erklärte: »Ich mache das nur ungern, aber wenn die beiden Herren meinen Mucki aufregen, könnte das
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