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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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anstrengen, um mithalten zu können.
    »Meinst du nicht, sie nutzt dich nur aus?«, fragte er vorsichtig und wies mit dem Kopf auf Carolins Foto.
    Peter hob den Blick. »Wir haben eine ganz klare Geschäftsbeziehung, was soll sie da ausnutzen?«
    »Ah, Geschäftsbeziehung«, sagte Mattes und dachte, dass die Regeln aus Carolins Sicht vermutlich hießen: »Ich bleib bei dir, bis ich berühmt bin, und such mir dann einen anderen, der mich noch berühmter macht.«
    Aber Peter war alt genug, um sein Leben selber zu bestimmen, er durfte sich da nicht einmischen.
    »Herr Reuter, Besuuuuuch!«, krähte Tina aus dem Flur, und Mattes schüttelte grinsend den Kopf. Die Althoff kam bei Tina an ihre Grenzen, denn trotz vielfacher Unterrichtung, wie Besucher angemessen begrüßt und angemeldet wurden, kam Tina nicht über ihr spontanes Rufen hinaus. Da sich gleichzeitig oft auch Mucki erzürnt und laut hörbar zu Wort meldete, während aus einem der hinteren Büros Peters Stimme wütend »Ruhe!« brüllte, hatten Besucher das Gefühl, sie kämen aus der Stille eines friedhofähnlichen Hinterhofs in ein Zentrum von Lärm und Hektik. Entsprechend geschockt und eingeschüchtert waren sie, wenn Mattes sie dann begrüßte.
    Auch diesmal sah der Besucher ihn mit großen Augen an und stieß überrascht aus: »Hier ist ja was los.«
    »Wir haben eine Art interner Alarmanlage«, erklärte Mattes freundlich, und der Mann sagte: »Sehr wirkungsvoll, wirklich.«
    Er öffnete seine Aktentasche und entnahm ihr ein blaues, verknittert wirkendes Gebilde.
    »Darf ich Ihnen ein ganz neuartiges Produkt vorstellen? Ein Futter- und Wassernapf für unterwegs, der aus Materialien der Raumfahrt entwickelt wurde, unzerstörbar, säurefest und vor allem extrem platzsparend zu transportieren. Sehen Sie!« Er hielt das Teil an einer Ecke fest und schlug es mit der anderen fest auf die Tischkante. Mit einem lauten Plop entfaltete es sich zu einem schüsselartigen Gebilde.
    »Voilà!«, präsentierte der Besucher den Wassernapf und stellte ihn auf den Tisch. Mit einem weiteren Handgriff nahm er ihn wieder an sich, ließ ihn auf den Boden fallen und drückte ihn mit seinen Fuß platt. »Voilà! Platzsparend zurück in die Tasche. Diesen Vorgang können Sie Millionen Mal wiederholen.« Er bückte sich, um das blaue Geknitter aufzuheben. »Das Material nimmt nichts übel. Es würde sogar den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen. Ha ha ha.«
    Mattes besah sich den Napf und sagte: »Das ist ja eine nette Idee.«
    Sofort rasselte der Mann los: »Wir haben drei verschiedene Größen für kleine, mittlere und große Hunde sowie die Auswahl zwischen vier Farben. Rot, Blau, Weiß und Pink, wobei es die pinkfarbene Ausführung nur in der kleinen Größe gibt.«
    »Schön«, sagte Mattes.
    »Nicht nur schön, sondern sensationell. Und Sie haben die Gelegenheit, jetzt mit einzusteigen.«
    »Ach?«
    »Empfehlen Sie unser Produkt in Ihrem Magazin, und Sie erhalten die Gelegenheit, von unserem Erfolg zu profitieren!«
    »Ich verstehe«, sagte Mattes, »aber momentan ist so etwas nicht vorgesehen.«
    Der Mann griff in die Aktentasche. »Ich lasse Ihnen ein Muster hier, damit Sie es sich überlegen können. Mein Kärtchen hängt an. Und ein kleines Päckchen mit Leckerchen für den Liebling. Voilà.« Er lächelte ein breites Vertreterlächeln, raunte vertraulich: »Rufen Sie mich an, bevor ich Sie anrufe! Ha ha ha«, und ging winkend aus der Tür.
    Mattes nahm die Sachen mit in sein Büro und legte sie in eine Schublade, in der sich schon ein Hundehalsband mit digitaler Laufschrift, ein programmierbarer Pfeifsender und eine gestrickte Hundemütze mit Ausbuchtungen für kälteempfindliche Stehohren befand. Auf dem Tisch stapelten sich Anfragen von Hundefutterfirmen und Züchtern, die alle gerne positiv in ›doggies live‹ genannt werden wollten.
    Mina war aufgestanden und schnüffelte an der Schublade herum. Mattes grinste: »Wenn du Glück hast, kann man die Leckerchen auch auf die Tischkante hauen, und sie werden riesengroß. Wir werden das nachher mal ausprobieren.«
    Am Nachmittag wurde Mattes von einem Wagen mit Fahrer abgeholt und zur Talkshowaufzeichnung eines Fernsehsenders gefahren. Er nahm Mina mit, die in den Studios völlig unaufgeregt zwischen Kameras spazierte und sich irgendwann schlafend in eine Ecke legte. Inzwischen waren Mattes die Abläufe bei Fernsehsendungen vertraut, und er fühlte sich wohl, wenn er vor Zuschauern und Kameras über Hunde

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