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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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und das Magazin erzählen konnte. Es kam seiner Neigung, locker und aus dem Bauch heraus zu reden, sehr entgegen. Auch die Moderatoren plauderten gerne mit ihm. Frau Althoff hatte darum ein generelles o. k. für die Zusage von Fernsehauftritten erhalten und überprüfte nur im Kalender, ob der Termin frei war.
    Entspannt unterhielt sich Mattes mit der Maskenbildnerin, die er nun schon von vorherigen Auftritten kannte, und hörte ihren lustigen Anekdoten über diverse Prominente zu. Er grinste vor sich hin. Dieser Nachrichtensprecher hatte tatsächlich ein Popeye-Tattoo auf dem Unterarm? Da musste er mal drauf achten. Dabei sah der doch immer so korrekt aus. Kein Wunder, dass der immer langärmelige Hemden trug. Ausgerechnet Popeye!
    »Sie können Ihren Hund hierlassen«, bot die Maskenbildnerin an, und Mattes nahm das Angebot gerne an.
    Die Moderatorin, eine junge, sehr intelligent und energisch wirkende Frau, begrüßte ihn freundlich und sprach dann übers Wetter und ihren bevorstehenden Urlaub in Südfrankreich. Eine weitere junge Frau und ein älterer Herr gesellten sich dazu, die beide ebenfalls Gäste der Sendung waren. Die junge Frau erzählte, dass sie einen Imbiss hätte, und der Herr, dass er Häuser verwalte. »Und Sie?«, fragte die junge Frau.
    »Ich mache ein Hundemagazin«, sagte Mattes.
    »Etwa dieses neue, dieses ›doggies live‹?«, fragte die Frau aufgeregt.
    Als Mattes nickte, jubelte sie: »Das ist toll! Ich lese es immer. Kann ich nach der Sendung vielleicht ein Autogramm von Ihnen bekommen?«
    Mattes grinste amüsiert. Das würde sie bestimmt in ihren Imbiss hängen und alle Leute, die auf Pommes frites oder Bratwurst warteten, würden es sehen. Von Fettdunst umwabert. Was für eine Karriere.
    Von hinten winkte die Produktionsleiterin, und die Moderatorin schob ihre Gäste vor sich her zu einer netten, halbkreisförmig angeordneten Sitzrunde, die von Kameras umgeben war. Ein letztes Abpudern, dann startete die Sendung.
    Lässig sah Mattes der Moderatorin zu, die mit freundlichem Lächeln in eine Kamera sprach und die Zuschauer begrüßte. Er hörte sie sagen: »… stellen wir Ihnen die drei erfolgreichsten Geschäftsmodelle Deutschlands vor. Welche Strategien braucht man, worauf muss man achten? Zu Gast haben wir Stephanie Wolke, die mit ihrer Imbiss- und Cateringkette die Partys der Reichen und Schönen kulinarisch versorgt und inzwischen mehr als 250 Mitarbeiter hat, Mattes Reuter, der als Chefredakteur des Hundemagazins ›doggies live‹ nach einer gut durchdachten Umstrukturierung eine sensationelle Auflagenhöhe erreicht hat, und Willy Weller, der einen bundesweiten Dienst zur Betreuung kurzzeitig leer stehender Häuser und Villen eingerichtet hat und damit Millionenumsätze macht.«
    Mattes kam das entspannte Lächeln abhanden. Es ging um Geschäftsmodelle? Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich, als er die Moderatorin übergangslos sagen hörte: »Herr Reuter, Sie zeigen mit Ihrem Magazin, dass die effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen innovative Möglichkeiten eröffnet. Was sind Ihre Strategien?«
    Eine Kamera fuhr herum und nahm ihn ganz nah auf. Erwartungsvolle Stille breitete sich aus.
    In seinem Kopf zischte das Wort »Strategien« von einer zur anderen Seite, knallte gegen innen gegen die Schädelwand und wurde zurückgeschleudert.
    Strategien – zong! – Strategien – zong! – Strategien – zong!
    Sucher hatten Strategien. Er war Finder. Er wartete ab und hob auf, was ihm vor die Füße fiel. Das war keine Strategie, das war eine Lebenseinstellung.
    »Tja …«, begann er und legte bedächtig die Fingerspitzen aneinander, »zuerst einmal lässig bleiben. Eine Bestandsaufnahme machen und überlegen, was mit den vorhandenen Möglichkeiten zu erreichen ist.«
    Hätte er das damals tatsächlich gemacht, wäre er niemals über ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ hinausgekommen.
    »Und dann das Ziel vor Augen haben.«
    Die Moderatorin nickte lächelnd und wandte sich an die Imbiss-Frau. »Ein Ziel hatten Sie auch. Gibt es Unterschiede zwischen den Strategien von Männern und Frauen?«
    Mattes hörte nicht mehr zu. Das war ein Albtraum. Er sollte über sein Geschäftsmodell berichten und hatte sich doch niemals Gedanken über Strategien gemacht. Was sollte er sagen? Ich mach alles aus dem Bauch heraus? Ich hab keine Ahnung, was ich da tue, aber es läuft?
    Während der Hausverwalter-Stratege über den gezielten Einsatz moderner Kommunikationsmittel als Basis des

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