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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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alles wissen! Auf so eine Lösung kommt man als Laie ja gar nicht.«
    Dass allerdings auch Astrid ihn für Promotionzwecke einsetzen wollte, nahm er ihr übel. Sie hatte ihn für einen Samstagabend zum Abendessen eingeladen, und er war nichts ahnend in ihrem Wohnzimmer auf einige ihrer Kunden getroffen. Sie alle waren Hundehalter, und Astrid hatte ihnen mit einem persönlichen Treffen mit Mattes Reuter, dem Chefredakteur des neuen, innovativen und erfolgreichen Hundemagazins, eine Freude und sich selber dankbare Kunden machen wollen. Wä ren es persönliche Freunde von ihr gewesen, hätte Mattes es noch hingenommen, aber so machte er ihr nach dem Abend unmissverständlich klar, dass das absolut nicht gehen würde.
    »Ich bin dein Bruder Mattes und nicht der Chefredakteur von ›doggies live‹. Ansonsten stell ich Rechnungen aus, wenn ich zu Werbezwecken deine Kunden bespaßen soll.«
    Zerknirscht sah Astrid ihn an: »Ich dachte ja nur …«
    »Plan nicht mein Leben!«, sagte Mattes und registrierte mit Erstaunen, dass sie wehmütig lächelte. Konnte es sein, dass sie ihn endlich für erwachsen hielt, jetzt, wo er beruflich erfolgreich war? Der arme Godehard und die armen Kinder. Jetzt würde sie all ihre Kraft in deren Erziehung setzen.
    Dafür hatte seine Mutter ihre Muttergefühle wiederentdeckt, seitdem er häufig Gast in Talkshows war und manchmal auch als Hundeexperte vor eine Kamera geholt wurde. Sie rief an, um ihn zu loben, weil er in der Sendung ein schönes Hemd trug, um ihm zu sagen, dass er dringend zum Friseur müsse oder dass die Moderatorin einen zu tiefen Ausschnitt gehabt und er zu lange reingeguckt hätte.
    »Ich hab der doch gar nicht in den Ausschnitt geguckt!«, wehrte sich Mattes genervt. »Und wenn, dann geht dich das gar nichts an.«
    »Ich bin deine Mutter, und wenn du dich nicht gut benimmst, fällt das auf mich zurück«, sagte sie spitz. »Außerdem wundern sich hier schon alle, dass du mich so selten besuchst!«
    »Ich hab wenig Zeit, das weißt du doch, und wir haben uns auch vorher meistens nur bei Astrid gesehen. Soweit ich mich erinnere, war es dir ganz recht, dass ich nicht so häufig kam, weil ich dir peinlich war.«
    Seine Mutter reagierte beleidigt: »Das war, BEVOR du berühmt warst.«
    Als Peter Plattler nicht nur seinen Nichtrauchervorsatz beibehielt, sondern eines Morgens auch mit frisch geschnittenen Haaren erschien, wusste Mattes, dass sich etwas ereignet haben musste. Schon seit einiger Zeit hatte sich die zuvor betont jugendliche Kleidung geändert, und anstelle schlabberiger T-Shirts trug Peter immer häufiger Hemden, und auch die meist löcherigen Turnschuhe waren gegen neuere Modelle ausgetauscht worden. Innerhalb weniger Wochen war er in seiner äußeren Erscheinung seriöser und erwachsener geworden, was endlich zu seinem Gesicht passte. Der macht was aus sich, dachte Mattes anerkennend, auch wenn er fand, dass Peter übertrieb, wenn er manchmal mit Jackett ankam.
    »Du siehst nicht mehr aus wie ein Grafiker, sondern wie der Senior-Boss einer Werbeagentur«, witzelte Mattes, merkte aber, dass Peter diese Vorstellung gar nicht so beleidigend fand, wie sie gemeint war. Es gab auch keine Diskussionen mehr über die 17-Uhr-Grenze. Peter Plattler arbeitete bis spät abends und erschien sogar morgens oft mit Layouts, die er nachts noch in seiner Wohnung fertiggestellt hatte.
    »Was ist mit den Suizeeds?«, fragte Mattes, erhielt aber nur ein nachlässiges Schulterzucken. Anscheinend nichts mehr.
    Lag es wirklich nur am steigenden Weingummigehalt in Peters Körper und dem deutlich höheren Sauerstoffgehalt seines Büros, dass er nun auch weniger wortkarg war und in ganzen Sätzen antworten konnte? Mattes vermutete mehr dahinter.
    »Sieh mal an!«, brach es darum auch überrascht aus ihm heraus, als er bei der kurzen Besprechung in Peters Zimmer entdeckte, dass alle Suizeed-Plakate entfernt waren und an der Wand die Bilder einer jungen Frau hingen.
    Er pfiff durch die Zähne. »Das ist ja Carolin! Die vom Fernsehsender. Hat sie dich tatsächlich gefunden.«
    Er guckte kritisch zu Peter herüber, der betont uninteressiert in einem Stapel von Hundefotos blätterte. Mattes fiel ein, wie hemmungslos sich Carolin damals an ihn rangemacht hatte, um ihre Karriere voranzutreiben. Und jetzt hatte sie sich Peter geschnappt. Was für ein raffiniertes Biest. Aber kein Wunder, dass Peter nun von ihr aufgestylt wurde. Er war mindestens zwanzig Jahre älter als sie und musste sich

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