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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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schieben und alles dichtmachen. Die machen überhaupt kein Plus. Mich hat die Althoff mit üblen Tricks auf den Chefredakteursposten gebracht. Der Verlag hat nichts davon mitbekommen. Das ging alles hintenrum und wurde von einer ihrer Freundinnen im Personalbüro gedeckt, die nur den Namen in der Akte ausgetauscht hat. Aus Bernhard Schäfer wurde Mattes Reuter. Und das alles, damit Tina und Mucki bleiben können. Was sagst du nun?«
    Er nahm einen großen Schluck, stellte das Glas laut auf den Tisch zurück und guckte Alex erwartungsvoll an.
    Der hob die Augenbrauen und fragte: »Tina und Mucki?«
    »Die blödeste Praktikantin der Welt und der bescheuertste Köter«, grollte Mattes.
    Alex grinste: »Ist der bescheuertste Köter nicht deine Mina? Ich meine, dass ich das schon öfter von Astrid gehört hätte.«
    »Am bescheuertsten bin ich«, entschied Mattes. »Ich habe nämlich verlangt, dass das Magazin sofort komplett geändert wird, und ich habe dazu zwei Mitarbeiter, von denen die eine fast unsichtbar ist und der andere ›Suizeed‹-gefährdet, dazu einen Drachen als Büroleiterin und eine fast komplett hirnzellenfreie Praktikantin zur Verfügung.«
    Alex bekam einen Lachanfall und stieß kaum verständlich aus: »Da passt du doch prima rein.«
    »Arsch!«

D er Vorteil des frühen Aufstehens war, dass Astrid um diese Zeit meistens mit ihrer Familie beschäftig war und sich nicht blicken ließ, und dass Mattes im Park viel häufiger Berrys Frauchen traf. Früher war das nicht sehr oft passiert, weil sie vermutlich immer lange vor ihm dort gewesen war, aber jetzt sah es so aus, als würde das eine regelmäßige Energiequelle am Morgen werden. Wenn sich Mina schon so gut mit Berry verstand, wäre es vielleicht auch möglich, dass er und Berrys Halterin sich annähern konnten. Ob sie Single war? Oh, Mann, er hatte noch nicht mal nach ihrem Namen gefragt, da konnte er sich ganz bestimmt nicht plump erkundigen, ob es irgendwo auch ein Herrchen von Berry gab. Aber wahrscheinlich gab es das. Na ja, egal. Er hatte sowieso keine Möglichkeit, sich um nette Hundehalterinnen zu kümmern, außer es bezog sich auf Artikel, die sie lesen sollten. Für Beziehungskisten war wirklich keine Zeit.
    Als er an der Redaktion ankam, waren die Fensterbilder verschwunden. Er vermutete inzwischen, dass Tina sie fabriziert hatte, und hoffte, dass Frau Althoff ihr überzeugend klarmachen konnte, warum sie dort nicht mehr kleben durften. Nicht, dass er jetzt schuld an einem Frustrationsschub der Praktikantin war, der ihre Kaffeekochfähigkeit weiter herabsetzte. Obwohl, noch weiter herab, das ging vermutlich gar nicht. Gegen zehn kamen die Mitarbeiter nach und nach in sein Büro und setzten sich mit ernsten Mienen um seinen Tisch. Die Stimmung war düster. Von Aufbruch und neuer Motivation war nichts zu spüren. Ich beseitige nicht nur die Fensterbilder, ich beerdige auch ihr Magazin und damit ihren Arbeitsplatz, ging es Mattes durch den Kopf, und er fühlte plötzlich drückende Verantwortung auf seinen Schultern. Noch war Zeit, alles abzubrechen. Stattdessen forderte er demonstrativ munter auf: »So, jetzt mal her mit den innovativen Ideen!« Es blieb still. Er sah sich abwartend um und sagte herausfordernd: »Lassen Sie sich Zeit. Wenn Sie kreatives Arbeiten nicht gewohnt sind, möchte ich Sie nicht überfordern.« Die abweisende Stimmung, die er fast schon als Feindschaft deuten konnte, machte ihn wütend. Vermutlich hatten die gestern, als er weg war, sofort Pläne geschmiedet, wie sie ihn schnellstmöglich loswerden konnten. Einfach jede Mitarbeit verweigern, niemals antworten und ihn vor Wände des Schweigens laufen lassen. Das würde ihnen ähnlich sehen.
    Tina platzte in die Stille hinein: »Frau Althoff hat uns gestern erzählt, was Sie schon alles gemacht haben. Das ist echt so was von cool!« Ihre bewundernden Blicke schmachteten ihn an.
    »So?«, fragte er und sah Frau Althoff an, die seinem Blick regungslos standhielt. Was hatte die blöde Ziege erzählt? Seinen Lebenslauf aufgemotzt und ihn zum erfahrenen Retter von Hundemagazinen gemacht? Oder zum Stern am Journalistenhimmel erhoben? Sollte sie ruhig. Es konnte ihm nur helfen, wenn die anderen an seine Fähigkeiten glaubten, aber es wäre zu interessant, auch selber zu wissen, was für einen Blödsinn die Althoff verzapft hatte. Die Blicke der Anwesenden ruhten auf ihm, und er riss sich zusammen und fragte noch einmal laut, ob jemand einen genialen Vorschlag präsentieren

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