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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Schwester hat ja auch einen Knall, aber ohne die hättest du es vermutlich nicht überlebt.«
    Mattes lachte: »Wenn Tante Thea wüsste, dass ich ein Hundemagazin mache! Die hat auch nach Arco jeden anderen Hund in kürzester Zeit von einem netten Tier in eine Bestie verwandelt. Weißt du noch, als Arco gestorben war und sie Rocco bekam? Ich lag mit ihm auf dem Boden und habe mit ihm gespielt, und dann bin ich nach Hause gerannt und habe verkündet, dass Tante Thea jetzt endlich mal einen ganz lieben Hund hat. Keine sechs Wochen später hat derselbe Hund unter dem Weihnachtsbaum gelegen und keinen an die Geschenke rangelassen. Sie hat ihn innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig gemacht.« Er starrte auf den Boden und wurde nachdenklich: »Ich glaube, ich könnte Spaß an diesem Hundemagazin haben, weil ich das Thema wirklich interessant finde. Was machen manche Leute mit ihren Hunden und was machen die Hunde mit den Leuten?«
    »Deine Tante Thea hat ihre bissigen Hunde geliebt«, sagte Alex.
    »Ja, aber sie wurden gefährlich, weil sie alles falsch gemacht hat. Tante Gerlinde hat ihren Hund auch geliebt, und sie hat auch alles falsch gemacht, aber der wurde nicht zu Bestie, sondern zu einem tollen, witzigen Freund. Damals habe ich mich schon immer gefragt, warum beide Tanten alles falsch machen, und warum der eine Hund zum Hannibal Lecter mutiert, während sich der andere zum freundlichen Clown entwickelt.« Er blickte nachdenklich vor sich hin. Hatte er nicht schon als Kind die seltsamen Verhaltensweisen der Erwachsenen um ihn herum genau beobachtet und mit höchstem Interesse verfolgt? Das war doch der Grund, warum er Tante Thea und Onkel Günther besucht hatte: Voyeurismus, die Neugierde auf abnormes Verhalten, die andere Leute im Panoptikum die bärtige Jungfrau oder den Mann mit den zwei Köpfen bestaunen ließ. Er hatte eine überprozentual hohe Menge der seltsamsten Typen in der eigenen Familie gehabt und schon früh erkannt, dass jedes Verhalten Auswirkungen auf das Umfeld hatte. Dass Arco wahnsinnig war, lag nicht an Arco, sondern an Tante Thea. Auf der Grundlage dieses früh erworbenen Wissens und seiner Fähigkeit zu beobachten, würde er das neue Magazin aufbauen. Das war es. Wie hängen der Mensch und der Hund zusammen und wo gibt es die Probleme? Auf einmal hatte er das Gefühl, es schaffen zu können.
    Er lachte Alex gut gelaunt an: »Weißt du, was toll ist? Nadine Berger, unsere Artikelschreiberin, wohnt gegenüber von Saskia Hoffmann, die die Talkshow am Donnerstagabend macht, und sie meint, dass man die bestimmt für ein Interview bekommen kann.«
    Alex pfiff leise durch die Zähne.
    Mattes kam etwas näher: »Ich weiß, wann sie morgens mit ihrem Hund in den Park geht, und werde sie unauffällig abfangen. Wäre doch gelacht, wenn ich die nicht für einen Artikel bekäme.«
    Alex grinste: »Nimm sie gleich fürs Titelbild, die sieht doch super aus!«
    »Alex, du sprichst aus, was ich gerade denke.« Mattes sah auf die Uhr. Mehr als eine halbe Stunde hatten sie in der Umkleide verquatscht. Er seufzte. »Bist du sauer, wenn wir die Tennisstunde sausen lassen? Ich bin völlig fertig und würde lieber nach Hause fahren und mich hinlegen.«
    Alex schüttelte den Kopf und feixte: »Da merkst du endlich mal, wie anstrengend es ist, wenn man arbeitet. So was kennst du ja gar nicht.«
    Mattes versuchte gar nicht erst, ihn in die Seite zu boxen, denn er war völlig damit beschäftigt, die Tennisschuhe auszuziehen. Alex hatte schon recht. So viel und so konzentriert an einer Sache gearbeitet hatte er selten im Leben
    Am nächsten Tag war Samstag, und er konnte endlich wieder ausschlafen. Nach Nadines Informationen ging Saskia Hoffmann üblicherweise gegen elf Uhr mit ihrem Hund in den Park, und viel früher musste er nicht wach sein. Er war es allerdings trotzdem und saß schon früh konzentriert am Computer, um Adressen und Informationen aus dem Internet zu ziehen. Wenn er neue Anzeigenkunden gewinnen wollte, musste er Nadine gleich am Montag auf ihre Fährten setzen. Es war keine Zeit mit kleinen Schritten und langen Diskussionen zu verlieren. Das nächste Magazin musste einschlagen, oder er hatte verloren. Ein Klopfen am Fenster riss ihn aus seiner Konzentration. Er hasste es, wenn Astrid ihm so in die Privatsphäre drang, und riss dementsprechend genervt das Fenster auf. »Was ist? Wolltest du nicht jede Kommunikation mit mir unterlassen?«
    »Oh, habe ich den Herrn Bruder bei der Meditation gestört?«

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