Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
Vom Netzwerk:
aber jetzt kommt es darauf an, wer überzeugender spielt und seinen Willen durchsetzt.
    »Ähm …«, er kramte in den Zetteln, in denen er sich nur Ideen für eine Fragerubrik notiert hatte, die aber nichts von einer kompletten Neuentwicklung enthielten. Jetzt musste er Anweisungen aus dem Ärmel schütteln, und zwar schnell, damit er überzeugend blieb. Da! Er hatte es: »Wir treffen uns morgen um zehn, und bis dahin überlegt sich jeder für seinen Bereich, was wichtig für ein modernes, informatives Monatsmagazin ist. Ich erwarte geniale Ideen. Im Übrigen wäre es schön, wenn wir das verspielte Aussehen des Eingangsbereiches verändern würden, indem dort die bunten Fensterbilder verschwinden. Nichts gegen Kreativität, aber bei uns muss die Latte höher liegen.«
    Herr Plattler sprang vom Stuhl hoch, nuschelte Unverständliches und verschwand.
    Frau Berger guckte verstört, lächelte ein wenig schief und strich sich beim Aufstehen nervös die Haare aus dem Gesicht. Sie wartete, bis auf dem Gang nichts mehr zu hören war.
    »Wenn es geht, möchte ich möglichst wenig mit Herrn Plattler zusammen machen«, sagte sie an Mattes gewandt.
    Häh? Die waren doch das angeblich so eingespielte Team? Was war denn da jetzt schon wieder los? Irgendeine Bezie hungsgeschichte? Aber nein, nicht zwischen dem abgehangenen Plattler und der stillen Höhere-Tochter Nadine Berger. Mattes seufzte. Es wurde immer undurchsichtiger, und anscheinend war niemand bereit, ihm zu irgendetwas eine nähere Erklärung zu geben.
    »Na dann …«, sagte Nadine unsicher, nachdem sie eine Weile auf die weiterhin ausbleibende Antwort gewartet hatte, und verließ leise das Zimmer.
    Mattes wies Tina an, mit den Tassen ebenfalls nach draußen zu verschwinden, und schloss hinter ihr die Tür. Frau Althoff beobachtete ihn, wie er zum Schreibtisch zurückkehrte und sich ihr gegenüber an die Tischkante lehnte. Plötzlich wirkte sie nervös. »So. Und jetzt mal ohne mich für blöd zu verkau fen«, verlangte er. »Was geht hier ab? Ich kann doch zehn Meter gegen den Wind riechen, dass bei euch was nicht stimmt. Warum habe ich die Stelle bekommen? Nur an meinen genialen Berichten im ›Roten Teppich‹ kann es nicht liegen. Und an meiner liebenswürdigen Person auch nicht, das ist mir inzwischen klar.«
    Sie atmete tief durch, und er sah, wie sie mit sich kämpfte und dann aufgab. Mit leiser Stimme sagte sie: »Dann setzen Sie sich mal hin!«
    Nach dem Gespräch mit seiner Büroleiterin rief er Alex an: »Hast du heute Abend Zeit? Ich muss dich unbedingt sprechen.«
    Er konnte sich vorstellen, wie Alex jetzt vor sich hingrinste. »Ist es der neue Job oder hast du eine Frau kennengelernt?«
    »Mensch, Alex, ich bin umgeben von krassen Typen in einer mehr als unterirdischen Hunderedaktion, habe völligen Mist gebaut und muss mal wieder einen vernünftigen Menschen sehen. Warum ich auf dich komme, weiß ich auch nicht.«
    Alex lachte: »Um acht auf ein Bier.«
    Erleichtert legte Mattes auf. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte, auf einige einigermaßen vernünftige Vorschläge für ein Monatsmagazin zu kommen.
    Vor dem Treffen mit Alex ging er mit Mina durch den Park. Zum ersten Mal nahm er bewusst wahr, wie viele Hundebesitzer unterwegs waren. Die hatten doch alle ein gemeinsames Thema: ihren Hund. Es musste möglich sein, ein Monatsmagazin zu entwickeln, in dem jeder dieser Halter Berichte fand, die ihn interessierten.
    Als er Alex in ihrer bevorzugten Kneipe traf, ging es ihm schon viel besser.
    »Der Herr Chefredakteur«, grinste sein Freund ihn an und rückte ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen. Mattes bestellte sich ein Kölsch und kam gleich zur Sache: »Die haben mich nur genommen, weil sie den Posten besetzt haben mussten. Von irgendwem, der vielleicht ein bisschen schreiben kann und keine Ansprüche stellt. Und da fiel ich ihnen ein.«
    »Au, das tut dem Ego weh«, entfuhr es Alex. Mattes nickte: »Du sagst es. Der vorherige Chefredakteur hat alles geschmissen und die Redaktion nach einer Diskussion mit der Althoff verlassen.« Er fügte vertraulich hinzu: »Die Althoff ist ein Drache. Die hat die beklopptesten Typen in Büros gesperrt und da stellen die ihr privates Hundemagazin her. Und weil der Verlag zahlt, aber vergessen hat, dass es die vier letzten Überlebenden im Hinterhof gibt, wollen die auf keinen Fall, dass sie auffallen, denn dann könnte der Verlag auf die Idee kommen, dass sie dort eine Nullnummer

Weitere Kostenlose Bücher