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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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und im Affekt zwei hochwertige Bügeleisen an der Wand zertrümmert hatte. Die Schlappe, dass sie zu ungeduldig war, um Hemden tadellos in Form zu bringen, ließ sie in anderen Themenbereichen, die um den Erfolg im Leben gingen, den man hatte, wenn man tatkräftig anpackte, noch aktiver werden.
    In braunen Lederhausschuhen, die für Mattes das Sinnbild höchster Piefigkeit waren, näherte sich Godehard dem kaputten Rasenstück, stierte hilflos auf die freigelegte Erde und zog die Augenbrauen hoch. Er drehte sich zu Mattes und fragte: »Kann man so einem Hund nicht beibringen, dass er das nicht machen soll?«
    »Doch, vermutlich schon«, sagte Mattes, »aber ich habe mit ihr ja lange geübt, damit sie den Rasen kaputt buddelt.«
    Godehard sah ihn misstrauisch an und schien am Wahrheitsgehalt der Aussage zu zweifeln. Doch Godehards Sinn für Ironie entsprach dem Sinn eines Pitbulls für zeitgenössische Kunst.
    »Wenn sie es einmal komplett über die ganze Fläche geschafft hat, wird es für sie langweilig und sie hört damit auf«, behauptete Mattes einfach.
    »Das wird Astrid aber nicht mitmachen«, zögerte Godehard und blickte über den gepflegten Rasen.
    Robin kam über den Rasen gerannt und rief: »Mama kommt gleich raus. Sie ist schon unterwegs. Geh jetzt, Mattes! Ich mach das mit Papa«, und stieß ihn ungeduldig in die Seite, damit er mit Mina endlich verschwand.
    Eine halbe Stunde nach Beginn des Kaffeetrinkens erschienen Mattes und Mina am gedeckten Tisch. Robin hatte die Tür geöffnet und wortlos einen anerkennenden Daumen gehoben. Wer sich traute, gegen die Vorgaben seiner Mutter anzugehen, hatte seinen höchsten Respekt. Mattes wäre aus Versehen fast pünktlich gewesen, hatte sich mit Blick auf die Uhr dann aber doch für eine weitere Runde entschieden, um Astrid nicht das Gefühl zu geben, ihre Ansagen könnten ihn beeinflussen.
    »Ich dachte schon, du hast uns vergessen«, klagte seine Mutter beleidigt und ließ sich von ihm umarmen.
    »Da sind wir endlich mal wieder in deiner Nähe, und du lässt dich nicht blicken.«
    »Jetzt bin ich doch da«, beruhigte Mattes, doch seine Mutter jammerte weiter: »Noch etwas später und wir wären wieder weg gewesen. Es ist immer dasselbe mit dir.«
    »Welch gewohnt herzliche Begrüßung«, stieß Mattes genervt aus. Er setzte sich auf den freien Stuhl und klopfte seinem alten Herrn auf die Schulter. Sie beide verband vor allem das gemeinsame Genervtsein von den beiden weiblichen Mitgliedern der Familie. Wobei sich Mattes als Einziger von beiden den Luxus gönnte, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
    Astrid wies auf die Kaffeekanne: »Bedien dich!« Dabei guckte sie ihre Tochter vorwurfsvoll an: »Meike, du willst wirklich keinen Kuchen?«
    »Neeee«, maulte sie. »Kuchen macht fett. Kann ich jetzt endlich gehen? Die warten schon alle auf mich.«
    »Du bleibst hier, bis das Kaffeetrinken beendet ist! Jetzt ist Familienzeit«, verlangte Astrid, woraufhin Meike schmollend in ihrem Stuhl versank und betont gelangweilt mit einer ihrer Haarsträhnen spielte.
    Mattes goss sich Kaffee ein und blieb thematischer Mittelpunkt des Redeschwalls seiner Mutter: »Astrid sagt, dass du immer noch nichts Ordentliches machst. Kannst du dir denn keine Stelle suchen? Du musst doch mal auf eigenen Beinen stehen.«
    »Ich komm ganz gut zurecht«, wehrte Mattes ab. Es verletzte ihn, dass seine Mutter ihn erst dann respektieren würde, wenn er in einer erfolgreichen Position war. Wobei für sie eine erfolgreiche Position die war, in der man entweder so viel Geld verdiente, dass man es mit passendem Haus und Auto vorzeigen konnte, oder wenn man prominent war und in der Yellow Press oder, noch besser, im Fernsehen zu sehen war.
    »Ich bin erst glücklich, wenn du im Fernsehen bist«, pflegte sie während seiner Studienzeit zu sagen. »Du spielst doch so gerne Fußball und reden kannst du auch. Du solltest das ›Aktuelle Sportstudio‹ moderieren.« Zu seinem 30. Geburtstag hatte Mattes mit dem Gedanken gespielt, den Bundestag zu stürmen, sich die Hose herunterzuziehen und seinen mit der Aufschrift »Mutti, ich bin im TV!«-bemalten Hintern in sämtliche Kameras zu halten. Alex hielt ihn damals aber davon ab. »Alle aus deiner Klasse sind was geworden, nur bei dir schämt man sich, wenn die Leute fragen, was du machst«, beanstandete sie vorwurfsvoll.
    »Ich bin Journalist und schreibe, da muss man sich nicht schämen«, reagierte Mattes gereizt.
    »Na, was schreibst du denn?«, lachte

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