Wie immer Chefsache
seine Mutter bitter auf. »Ich habe nichts, was ich mal zeigen kann. Damals, beim ›Roten Teppich‹, da haben die Leute gestaunt, wenn ich ihnen gesagt habe, dass du da mitmachst und wen du alles kennst, aber heute? Man kann das ganze Zeitungsfach durchsehen, aber es ist nichts von dir dabei. Schreib doch wenigstens ein Buch! Du hast das Schreiben doch gelernt.«
Mattes Vater mischte sich besänftigend ein: »Nun lass ihn doch! Er macht das schon. Der Junge ist erwachsen.«
Astrid schnaubte lachend durch die Nase, als hätte sie einen guten Witz gehört. Mattes balancierte mit dem Tortenheber ein Stück Kuchen über den Tisch bis auf seinen Teller und sagte geheimnisvoll: »Ich entwickle da gerade etwas. Das wird ganz groß.«
»Er wird Fahrer beim Pizzaservice«, erklärte Astrid spöttisch, woraufhin ihre Mutter klirrend die Tasse abstellte, sie mit entsetzten Augen ansah und »Nein!« hauchte, als hätte ihr gerade jemand vom Tod eines nahen Freundes berichtet. Mattes sah seine Schwester vernichtend an und erklärte gereizt: »Quatsch! Ich mach was über Hunde.«
Seine Mutter guckte ihn vorwurfsvoll an: »Du kennst dich mit Hunden doch gar nicht aus! Schreib doch über Filmstars und Könige. Das interessiert die Leute.«
»Wieso kenn ich mich mit Hunden nicht aus?«, fragte Mattes empört. »Es gab schon immer Hunde in meinem Leben.« Das stimmte zwar nur bedingt, denn er hatte vor Mina nie einen eigenen gehabt, aber fast immer jemanden gut gekannt, der einen Hund hatte. So gesehen war er allerdings auch von Pferden und Papageien in seinem Leben begleitet worden.
Seine Mutter lachte gespielt künstlich auf: »Du hattest doch immer nur Angst vor Hunden. Du bist ja nicht mal zu Thea gegangen, weil die ihren Arcus im Haus hatte.«
»Arco«, verbesserte Mattes. »Und ich war oft bei Tante Thea. Und auch bei Gerlinde und Herbert mit ihrem Hund. Und Benno aus meiner Klasse hatte auch …«
»Und trotzdem kennst du dich mit Hunden nicht aus«, unterbrach ihn seine Mutter resolut. »Meike, nimm ein Stück Kuchen!«, forderte sie ihre unruhig auf dem Stuhl wippende Enkelin auf und redete übergangslos weiter: »Wir haben zum Glück nie einen Hund gehabt. Wenn ich schon gesehen habe, was für einen Ärger die anderen mit ihren Viechern hatten. Denk mal an die Tante Lisbeth. Die musste jeden Tag für das Tier kochen, weil es kein Dosenfutter fressen wollte.«
Mattes warf ein: »Tante Lisbeth hatte eine Katze, keinen Hund.«
»Ist doch dasselbe«, behauptete seine Mutter und schüttelte unwillig den Kopf. »Immer Dreck in der Bude. Such du dir mal lieber andere Themen zum Schreiben!«
Sie wandte sich anerkennend an Astrid: »Die Käsesahne ist lecker. Selber gemacht?«
»Natürlich«, sagte Astrid zufrieden, die seit den frühen Morgenstunden in der Küche gestanden hatte, weil es für sie gar nicht in Frage kam, Kuchen nicht selber zu backen, egal, wie viel Aufwand und Zeit es kostete. »Geht ganz schnell.«
»Vielleicht geben sie dir beim Sportstudio ja eine Chance? Spielst du noch Fußball?«, fuhr Mattes Mutter fort, als hätte es keine Zwischenfrage zur Käsesahne gegeben.
Mattes reagierte gereizt: »Mach dir einfach keine Gedanken um mein Leben. Ich bin an was dran, und das wird ganz groß.«
Sie lachte ein wenig zu schrill auf: »Ob ich das noch erlebe, dass du was Ordentliches machst? Ich sag schon immer zur Maria, weißte, die von der Wursttheke im EDEKA, dass es bei dir schlecht aussieht. Die hat auch so’n Sohn, der nichts macht. Wenn Astrid sich nicht um dich kümmern würde, wärst du schon unter der Brücke.«
Robin hatte in aller Ruhe sein drittes Kuchenstück verschlungen und sah die Zeit gekommen, sich einzumischen. »Oma, lass doch den Mattes mal in Ruhe! Der ist ein Schriftsteller! Der kann tolle Geschichten schreiben.«
Ich will hier raus!, dachte Mattes und versuchte es mit Telepathie. Alex, ruf an! Ruf mich sofort an! Lass mein Handy klingeln! Aber Alex kriegte natürlich wieder mal nichts mit. Als Medium ist der auch nicht zu gebrauchen, dachte Mattes fast sauer.
Meike stöhnte laut auf und fragte genervt: »Darf ich jetzt gehen?«, was Godehard veranlasste, ihr einen strengen Blick zuzuwerfen und knapp »Nein!« zu antworten.
Astrid blickte auf ihre Uhr und sagte: »Um neun Uhr bist du zuhause!«, woraufhin Meike sofort aufsprang, erleichtert »Na, endlich!« murmelte und blitzschnell das Zimmer verließ.
Godehard räusperte sich gekränkt. »Sie hat lange genug gewartet, und
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