Wie immer Chefsache
einer?«
Die Frage nach der Rasse war immer gut für einen Gesprächsbeginn. Schade nur, dass fast jeder Cockerspaniel kannte und er damit blöder rüberkam, als er war.
»Das ist ein Cocker«, grinste die vermutliche Saskia Hoffmann dementsprechend amüsiert. »Ein hellbrauner«, fügte sie ergänzend hinzu, was ihren Sinn für Humor zeigte.
Mattes musste jetzt sofort reagieren, um sie später auch als Hundefachmann überzeugen zu können. Er lächelte überlegen und fragte interessiert: »Aus der nordirischen oder eher der ostenglischen Linie?«, was die junge Frau sofort verwirrte.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Er ist von einem deutschen Züchter.«
»Ach so«, sagte Mattes anerkennend und mit wissendem Nicken, als hätte ihm diese Antwort alle offenen Fragen beantwortet. Jetzt noch was drauflegen, und er hatte sie.
»Mir ist schon aufgefallen, dass er besonders gut aussieht.«
Die Moderatorin strahlte ihn an und an ihrem Lächeln erkannte er, dass sie es wirklich war. Bingo!
Mattes sagte schnell: »Ich bin auf dem Weg in den Park. Sie auch? Wir können mit den Hunden ein Stück zusammen gehen, wenn es Sie nicht stört.«
»Gerne«, sagte Saskia Hoffmann, die erfreut registrierte, dass der Mann mit der netten Hündin anscheinend keine Ahnung hatte, wer sie war.
Als er nach der großen und für das Magazin vielversprechenden Spazierrunde mit einem triumphierenden Gefühl zur Wohnung zurückkehrte, sah er schon von Weitem, dass etwas mit Godehard nicht in Ordnung war. Sein Schwager kauerte fast bewegungslos auf allen Vieren in der Einfahrt und machte einen hilflosen Eindruck. Er ist gestürzt und kann nicht mehr aufstehen, ging es Mattes sofort durch den Kopf, und er rannte los, um ihm beizustehen. Wo war nur Astrid? Laut »Godehard, ich komme und helfe dir!« rufend, sprintete er in die Einfahrt und bemerkte mit Verwunderung, dass sein Schwager ihm den Kopf zudrehte und freudig überrascht sagte: »Das ist aber nett von dir.« In diesem Moment sah er den kleinen Fugenkratzer in Godehards Hand und neben ihm ein Schüsselchen mit Moosresten.
»Was machst du denn da?«, fragte Mattes, der innerlich noch auf einen Notfall eingestellt war und nur langsam begriff, dass es eine andere Sachlage gab.
»Astrid möchte, dass ich das Moos aus den Fugen hole«, erklärte Godehard und reckte sich stöhnend.
»Da hast du aber viel vor«, sagte Mattes und sah sich auf der großen, gepflasterten Einfahrt um. »Bei diesem Tempo wirst du noch in zwei Monaten hier hocken.«
Godehard hob eine Augenbraue und reckte den Zeigefinger hoch: »Es muss ja auch gründlich sein«, dozierte er und seufzte, »ansonsten schickt mich Astrid noch mal raus.« Er hielt Mattes den Fugenkratzer entgegen und erkundigte sich dankbar: »Wo willst du weitermachen?«
Abwehrend hob Mattes die Hände: »Nee, lass mal! Mir fällt gerade ein, dass ich noch was zu tun habe. Außerdem machst du das prima!«, lobte er. »Mit meiner Arbeit wäre Astrid sowieso nicht zufrieden.«
Beim Betreten seiner Wohnung knurrte sein Magen. Ein kurzer Blick in den Kühlschrank bestätigte, dass er den letzten Einkauf vor Wochen gemacht hatte. Hier gab es nicht mehr viel zu holen. Pizzaservice? Nein, zu viel Aufwand. Ein paar Eier in die Pfanne und irgendwas dazu würde schon reichen. Während es auf dem Herd brutzelte, rief er Alex an.
»Ich hab sie!«, rief er triumphierend.
»Deine Fernsehtante?«, reagierte Alex sofort.
»Ja. Und es lief wie von alleine. Ich hab kurz auf sie gewartet, über ihren Hund gequatscht und es ging ab in den Park. Da hab ich ein bisschen den Hundeexperten gespielt und ganz nebenbei erwähnt, dass ich in den letzten Vorbereitungen für ein neues Hundemagazin bin. Sie war völlig hin und weg.«
»Von dir oder von dem Magazin?«
»Natürlich von mir, du Idiot. Und vom Magazin. Hey, wo trifft man schon mal einen Hunde-Chefredakteur?«
Alex grinste: »Und jetzt seid ihr verabredet?«
»Oh, warte mal!« Mattes zog die Pfanne vom Herd und sah stirnrunzelnd auf das Ergebnis seines Versuches, gleichzeitig zu kochen und zu telefonieren.
»Ja, wir machen bald einen Termin aus«, erklärte er dann und kramte mit der freien Hand in der Zettelablage, um die Nummer eines Pizzaservices rauszusuchen. »Ich habe ihr erzählt, dass wir mit einer Riesenauflage starten, und dann ganz plötzlich und völlig überrascht erkannt, wer da vor mir steht. ›SIE sind Saskia Hoffmann? Ich hab Sie gar nicht erkannt. Sie sehen in echt ja noch viel besser
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