Wie immer Chefsache
des Computers zu sich. Das Magazin sollte einschlagen wie eine Bombe, und dazu brauchte es gut geschriebene Artikel. Er hatte einige Stunden vor sich, in einer abendlich ruhigen Redaktion, in der nur das Klappern der Tasten und das Schnüffeln seines Hundes zu hören sein würden.
Das Leben war großartig.
Sein Handy klingelte ihn aus seinen Gedanken: »Alex hier, was machst du?«
»Ich arbeite.«
Er hörte Alex lachen. »Du arbeitest? Um diese Zeit? Wohl bekloppt geworden!«
Im Hintergrund rief eine Frauenstimme etwas Unverständliches.
Alex gab es weiter: »Manuela lässt dich grüßen. Wir sitzen gerade bei einem tollen Italiener und finden, du solltest vorbeikommen.«
»Ich kann echt nicht«, bedauerte Mattes und erklärte: »Ich warte noch auf mein Auto und schreibe an einem Artikel.«
»Schade«, sagte Alex und fügte hinzu: »Wir dachten, du lädst uns ein und wir kommen billiger weg.«
»Blödmann«, erwiderte Mattes grinsend.
Tröstend sagte Alex: »Du kannst uns ja beim nächsten Mal einladen. Dann haben wir heute eben nur zu zweit Spaß, während du dich aufopferst, um die Nächte durchzuarbeiten. Irgendwer muss es ja tun, während wir gemütlich rumsitzen, lecker Wein trinken und das beste Saltimbocca der Stadt essen.« Er senkte seine Stimme, bis sie fast ein Flüstern war: »Du musst unbedingt mal mitkommen! Hier läuft die schärfste Bedienung der Stadt rum, die wird dir gefallen. Ein Wahnsinns-Weib!«
Mattes hörte ein dumpfes Geräusch und dann Alex gequetschte Stimme, die lachend rief: »Manuela würgt mich, ich muss aufhören!«
Mattes lächelte ein bisschen wehmütig, als er auflegte.
Mit Alex war er normalerweise alleine unterwegs, aber er mochte es auch, wenn ab und zu Manuela dabei war. Sie war Alex’ Jugendliebe, und die beiden hatten recht früh geheiratet. Gegen Mattes Willen, denn er fand damals, dass Alex erst mal was vom Leben sehen sollte, ehe er sich an eine Frau band. Es war dabei egal, dass Mattes Manuela sympathisch und witzig fand, es ging ums Prinzip. Aber an Alex waren alle seine Argumente abgeprallt.
»Die ist es. Was soll ich länger suchen?«, hatte der einfach entgegnet und schien trotz aller anders lautenden Prophezeiungen, die Mattes auch in den Jahren danach immer wieder mitleidig von sich gegeben hatte, tatsächlich immer noch glücklich zu sein. Die beiden ergänzten sich und erstaunlicherweise hatte Manuela auch nie ein Problem damit, wenn Alex sich zwei- oder auch dreimal in der Woche mit Mattes traf. Im Gegenteil, sie förderte das und ging manchmal sogar mit, wenn sie gerade Lust dazu hatte. Mattes zog sie dann auf und redete von »Wachpersonal, das den Ehemann nicht alleine ausgehen lassen kann«, aber er musste dabei aufpassen, dass Manuela nicht mit einer treffenden Bemerkung konterte.
Die Zeit, mit den beiden gemeinsam beim Italiener zu sitzen, würde wiederkommen. Momentan waren andere Sachen wichtiger.
Er setzte sich wieder an seinen Artikel und arbeitete konzentriert, bis er gegen 23 Uhr die Eingangstür klappen hörte und Mina schwanzwedelnd auf Nadine zulief. Sie sah müde, aber zufrieden aus.
»Ich glaube, es ist richtig gut geworden«, sagte sie. »Das war eine tolle Veranstaltung, und die sind alle sehr engagiert. Eine kanadische Fahrerin war auch da, und die wird im nächsten Monat eine Tour durch Alaska machen. Wir haben sie gleich mitinterviewt, das gibt eine super Geschichte. Ich glaube, Peter hat sensationelle Fotos gemacht. Der wollte auch gleich nach Hause fahren, um sie auf seinen Computer zu spielen.« Sie lächelte Mattes zu: »Und danke, dass ich dein Auto haben konnte.«
»Ich fahr dich nach Hause«, sagte Mattes und fügte hinzu, »Danke, dass ihr euch so engagiert.«
»Weißt du was«, sagte Nadine und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, »es macht Spaß, mal etwas Neues auszuprobieren.«
Weil er am Vorabend erst nach Mitternacht in seiner Wohnung angekommen war und nicht sofort einschlafen konnte, fiel ihm das frühe Aufstehen am nächsten Morgen schwer. Aber es reizte ihn, pünktlich mit Mina im Park zu sein. Vielleicht waren Beatrice und Berry heute wieder da. Aber schon wieder war auf dem üblichen Rundweg nichts von den beiden zu sehen. Und er hatte nicht mal ihre Telefonnummer. Stattdessen trafen sie Lucy, einen durchgeknallten Jack Russel, dessen Herrchen Schulterprobleme hatte, weil Spaziergänge nur mit einem immer wieder geworfenen Ball möglich waren.
»Ich wollte unbedingt einen
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