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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Richtung geklärt. Blieben nur die geheimnisvollen Kopien.
    Beiläufig fragte er: »Was kopiert Tina hier eigentlich immer?«
    »Alte Rechnungen, Briefe und was wir so in den Ordnern haben«, zählte Frau Althoff auf, als ob das als Begründung ausreichen könnte.
    Mattes bohrte nach: »Warum?«
    Sie sah ihn an: »Sie haben es immer noch nicht begriffen, fürchte ich.«
    Er konnte nur hoffen, dass er nicht so blöd aussah, wie er sich fühlte. Was sollte er begreifen? Die Tür des Toilettenraumes klappte auf, und Tina kam auf den Flur. Sie hatte sich gewaschen, Wimperntusche und Kajalstift kräftig nachgelegt, und sah jetzt verheult und dick geschminkt aus.
    »Es is volle Kanne am Jucken«, erklärte sie und blickte angewidert auf ihre Hände. »Die Yasmin kann mich mal. Soll sie ihre Haare doch selber verfärben.«
    Frau Althoff sagte: »Nach dem Arzt kommst du wieder her!«
    Tina nickte verständnisvoll, zog die Nase hoch und sagte brav: »Is ja noch voll viel zu tun heute.« Sie griff nach ihrer Tasche und verschwand durch die Eingangstür.
    Er blickte ihr verwundert hinterher. »Was hat sie voll viel zu tun?«, fragte er entgeistert. »Zwei Liter Kaffee kochen und fünf Meter Kopien stapeln?«
    »Sie hat die wichtige Aufgabe übernommen, alle Rechnungen doppelt zu kopieren und die ersten Kopien alphabetisch nach den Straßennamen zu ordnen«, sagte Frau Althoff so langsam und deutlich, wie sie es vermutlich auch einem geistig schwerfälligen Menschen erklären würde. Jemandem wie ihm.
    Er schluckte und fragte zögernd: »Sind die nicht schon irgendwie geordnet? Namen von A bis Z zum Beispiel?«
    Frau Althoff nickte: »Allerdings.«
    Mattes sah sie fast verzweifelt an und fragte: »Und dann?«
    »Dann ordnet sie die zweiten Kopien nach der Höhe des Endpreises. Angefangen von der kleinsten Summe bis zur größten.«
    Mattes holte tief Luft. »Gut«, sagte er bedächtig. »Bis hierhin habe ich es verstanden. Es bleibt nur eine Frage: Warum??«
    Frau Althoff begann zu lächeln, und er merkte, dass sie Spaß an der Situation hatte. Stellte er sich wirklich so blöd an?
    »Wir brauchen neben der alphabetischen Namensordnung unbedingt auch alphabetisch abgelegte Straßen und in Reihen geordnete Rechnungszahlen. Da niemand von uns Zeit dafür hat, sind wir alle sehr dankbar, dass unsere Praktikantin diese wichtige Arbeit übernimmt, die sie viele Wochen beschäftigen wird.« Sie fügte leise hinzu: »Es ist immer gut, wenn man gebraucht wird und nicht nur Kaffee kochen muss.« Mattes konnte es kaum glauben. »Das ist eine reine Beschäftigungsmaßnahme für Tina?«, fragte er, musste das bestätigende Nicken aber gar nicht sehen. Die Althoff hatte sich ein langwieriges Ordnungssystem ausgedacht, um einer blöden Praktikantin das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden. Das hätte er ihr nie zugetraut.
    Sie erklärte lächelnd: »Wir haben sie hier, bis das Arbeitsamt ihr eine Umschulung vermitteln kann. Das kann Monate dauern. Bis dahin habe ich ihr beigebracht, wie man diszipliniert mit wichtigen Unterlagen arbeitet, und sie hat ein Gefühl für Zahlen bekommen. Rechnen ist nämlich nicht ihre Stärke.« Sie blickte ihn an: »Man muss doch was tun für die jungen Leute und sie ein wenig unterstützen, wenn sie selbständig werden sollen.«
    »So eine soziale Ader hätte ich Frau Mahlzahn gar nicht zugetraut«, rutschte es aus ihm heraus.
    »Frau wem?« Ihr misstrauischer Blick traf ihn.
    »Ach, schon gut«, wehrte er schnell ab und pfiff anerkennend durch die Zähne. »Frau Althoff, ich bin beeindruckt.« Am liebsten hätte er ihr spontan die Hand geschüttelt, aber das wäre zu überschwänglich gewesen. Bei der ging das nicht so einfach. Aber sich ein Beschäftigungssystem auszudenken, von dem der Betroffene nicht merkte, dass es völlig sinnlos ist – da musste man erst mal drauf kommen! Er stockte. Was war mit ihm? Gab es Arbeiten, die er für sinnvoll hielt, die aber vielleicht eine reine Beschäftigungsmaßnahme der Althoff waren? Nein. Oder?
    Nadine kam schlecht gelaunt den Flur entlang. Dafür, dass sie wenig Emotionen zeigte und fast immer einen neutralen Gesichtsausdruck hatte, musste sie sogar sehr schlecht gelaunt sein.
    »Was ist los?«, fragte Mattes.
    »Außentermin«, brummte sie.
    Mattes wunderte sich: »Das ist doch kein Problem für dich, oder?«
    Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und erklärte: »Mit Peter!«
    Für Mattes erklärte das gar nichts, was Nadine auffiel.
    »Peter muss heute Fotos

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