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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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machen, und darum müssen wir zusammen fahren, aber er qualmt die ganze Zeit. Nach jedem Termin muss ich duschen und komplett neue Sachen anziehen, um nicht penetrant zu stinken«, sagte sie sauer und setzte mit abgrundtiefer Verachtung hinterher: »Ich hasse Termine, bei denen er Fotos macht!«
    »Könnt ihr nicht getrennt fahren?«, schlug Mattes vor.
    »Heute nicht«, sagte sie. »Mein Auto ist in der Werkstatt, und er muss mich mitnehmen. Sonst fahre ich immer allein und bezahl sogar den Sprit selber, nur um nicht in seiner Nikotinkiste mitfahren zu müssen. Mir wird ja schon schlecht, wenn ich einsteige.«
    »Der kann die Zigarette auf so einer Fahrt doch mal weglassen«, sagte Mattes und hörte Nadine bitter auflachen. »Der macht ja nicht mal ein Fenster auf! Und wenn ich meins aufmachen will, sperrt er die elektrischen Fensterheber und lacht. Der hat einen totalen Knall!«
    Mattes griff in seine Hosentasche und angelte den Autoschlüssel heraus.
    »Wenn Peter offensichtlich eine Allergie gegen Sauerstoff hat, dann fahr mit meinem Auto.«
    Ihre Miene hellte sich schlagartig auf: »Echt?«
    Er nickte, und sie sah aus, als ob sie ihm um den Hals fallen wollte. Dann grinste sie aber nur, griff nach dem Schlüssel und ging mit schnellen Schritten den Flur entlang. Vor Peter Plattlers Büro klopfte sie fest an die Tür und rief triumphierend: »Vergiss es! Ich fahr selber!«, warf Mattes einen lachenden Blick zu und verschwand in ihrem Zimmer. Manchmal war die Lösung eines Problems ganz einfach, dachte Mattes.
    Nachdem Mattes in einem Kopiershop »Blitzschnell-fertig-und-geliefert«-Visitenkarten bestellt hatte, die neben dem neuen Magazin-Namen ›doggies live‹ ihn als Chefredakteur auswiesen, verbrachte er den Nachmittag weitgehend ungestört mit Schreiben. Nadine und Peter waren kurz nacheinander aufgebrochen, und wie immer hatte Mucki laut gekläfft, bis sie nicht mehr zu hören waren. Die Althoff war in ihrem Zimmer verschwunden und arbeitete wahrscheinlich neue Pläne zur sinnlosen Beschäftigung der Mitarbeiter aus, und Tina war von ihrem Arzttermin noch nicht zurückgekehrt. Mattes liebte diese ruhigen Phasen, in denen er konzentriert arbeiten konnte, ohne dass alle Augenblicke jemand über den Flur lief, der Kopierer dröhnte oder das Telefon klingelte. Nach einigen Stunden lagen drei Artikel fertig geschrieben auf seinem Schreibtisch, und er musste nur noch mit Peter über das passende Layout reden. Wo blieb der denn? Mattes reckte sich, stand auf und lief über den Flur, um sich einen neuen Kaffee zu holen.
    Im Vorbeigehen sah er, dass Frau Althoff an ihrem Schreibtisch saß und Listen durchsah, in die sie an einigen Stellen etwas eintrug. Nein, er würde sich keine Gedanken mehr machen, was das sein könnte und für welche dubiose Gegenseite sie arbeitete. Selbst wenn sie eine Agentin war, war ihm das egal. Sollte sie doch spionieren, Listen fälschen oder Millionen auf ihr eigenes Konto abzweigen, wie sie wollte. Er hielt sich da raus. Sie griff nebenbei in eine Schublade und warf Mucki einen Hundekeks zu, damit er das Kläffen aufhörte. Mattes blieb an der Tür stehen, schüttelte den Kopf und kommentierte: »Kein Wunder, dass er so ein Theater macht, wenn er dafür immer einen Keks bekommt. Sie sollten den nur geben, wenn er ruhig ist.«
    Vorwurfsvoll sah sie ihn an: »Sie können das gar nicht beurteilen. Das ist ja kein normaler Hund, er ist sehr intelligent und übersensibel. Für ihn ist es schwer, in so einer turbulenten Umgebung zu leben.«
    »Turbulent?«, lachte Mattes. »Gerade heute ist es doch ganz friedlich.«
    »Dieser Wechsel zwischen laut und leise macht ihm ebenfalls schwer zu schaffen«, versicherte sie und schien es selber zu glauben.
    Mattes wechselte das Thema: »Ist Tina noch nicht zurück?«
    »Sie hat vorhin angerufen, dass es noch länger dauert, und ich habe ihr freigegeben. Für heute würde es sich nicht mehr lohnen.«
    »K bis L hätte sie vielleicht geschafft«, wandte Mattes ein und lachte wissend.
    Frau Althoff ignorierte die Bemerkung ungerührt. »Die Druckerei hat angerufen und sich von mir noch einmal bestätigen lassen, dass die nächste Abgabe erst in drei Wochen vorgesehen ist und wir auf eine monatliche Ausgabe umgestellt haben. Heute wäre nämlich die Abgabe für das Wochenmagazin gewesen.«
    »Gab es Probleme?«, fragte Mattes schnell.
    »Nein, aber sie vermissen immer noch die offizielle Anweisung der Verlagsseite. Ich habe gesagt, dass es in Hamburg ja

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