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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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immer etwas länger dauert, und das schien sie zu überzeugen. Aber sie werden da in den nächsten Tagen mal selber anrufen müssen.«
    »Danke, dass Sie das unterstützen«, sagte Mattes.
    Sie sah ihn an: »Ich hänge mit drin, ob ich will oder nicht. Wenn es schiefgeht, sind wir alle draußen.«
    »Es wird nicht schiefgehen«, versprach Mattes und war in diesem Moment fest davon überzeugt. Frau Althoff lächelte skeptisch und antwortete nicht.
    Mattes sah auf die Uhr. »Wo bleiben denn eigentlich Nadine und Peter?«
    »Die sind noch bei dem Außentermin.«
    »Immer noch? Die sind doch schon vor Stunden gefahren?«
    Er überlegte, wie lange sie schon weg waren. Fünf Stunden? Sechs? Es war jedenfalls ungewöhnlich lang.
    »Bis Stuttgart dauert es seine Zeit«, sagte Frau Althoff.
    »Stuttgart?«, fragte Mattes überrascht, und in seinem Kopf überschlug er Stunden und Kilometer bei der Berechnung, wann Nadine, und damit sein Auto, wieder zurück sein würde.
    Frau Althoff sah ihn fragend an: »Ich dachte, Sie wüssten Bescheid. Es geht um das Frühjahrsrennen der Schlittenhund-Vereine, und die beiden treffen sich mit verschiedenen Gesprächspartnern und dem Veranstalter. Vor 22 Uhr werden sie nicht wieder da sein.« Sie guckte amüsiert: »Herr Plattler hat gestern bestimmt eine Stunde lang telefonieren müssen, um jemanden für den Abend als Ersatz für seine …«, ein kurzes Zögern, dann hatte sie eine harmlose Bezeichnung gefunden: » … Musikkappelle zu bekommen. Er hätte am liebsten das Telefon an die Wand geworfen! So ist das Leben, habe ich ihm gesagt, und er hat sich fast an seiner Zigarette verschluckt.« Sie lachte leise in Erinnerung an diesen Moment.
    »So richtig leid tut er Ihnen nicht«, stellte Mattes fest.
    Sie guckte ihn kopfschüttelnd an: »Warum denn? Er ist ja nicht der Einzige, der heute lange arbeiten muss. Nadine ist ebenfalls in Stuttgart, und Sie werden in der Redaktion warten müssen, bis Ihr Auto wieder zurück ist. Es sei denn«, fügte sie schnell hinzu, »Sie nehmen ein Taxi.«
    Er spürte einen Hauch von Schadenfreude in ihrer Stimme.
    Jetzt bloß nicht falsch reagieren, dachte er und sagte lässig: »Frau Althoff, als Chefredakteur kann ich es mir nicht leisten, an Feierabend zu denken. Aber gehen Sie ruhig. Ich werde noch an einigen Artikeln arbeiten und die Ruhe in der Redaktion genießen.«
    Er warf Mucki beim Wort »Ruhe« einen provozierenden Blick zu, der diesen sofort wieder zu leisem Knurren brachte und auch von Frau Althoff verstanden wurde.
    Sie stand auf, packte ihre Sachen zusammen und sagte: »Dann wollen wir Sie mal nicht stören. Komm, Muckilein, Mami geht nach Hause.«
    Mattes fiel fast vom Stuhl. Mami? Er räusperte sich und dann platzte es aus ihm heraus: »Seien Sie sich sicher, dass DAS nicht mal bei IHNEN möglich ist!« Frau Althoff guckte fragend, und er erklärte mit gespielt verwunderter Miene: »Na, dass Sie die Mutter von Mucki sind. Ich meine, die Mami.« In die folgende Stille hinein sagte sie sehr distanziert: »Er ist quasi adoptiert«, nahm hoheitsvoll ihre Tasche unter den Arm und verließ, dicht gefolgt von ihrem Sohn, das Büro.
    Mattes blieb alleine zurück und rechnete aus, dass er noch mindestens vier Stunden mit dem Schreiben weiterer Artikel verbringen konnte, ehe Nadine und sein Auto wieder in der Redaktion ankamen. Ach, war gar nicht so schlecht. Er ließ die Bürotüre auf, damit Mina sich beschäftigen und in aller Ruhe den nur noch schwach beleuchteten Flur komplett auf Gerüche untersuchen konnte, und setzte sich mit einem frischen Kaffee an seinen Schreibtisch. Endlich hatte er die Möglichkeit, etwas zu machen, wonach es ihn schon seit Tagen verlangte. Er lehnte sich entspannt in seinem Chefsessel zurück, legte die Füße auf den Tisch und blickte sich zufrieden in seinem Büro um. Es fühlte sich gut an, der Chefredakteur zu sein, und er fühlte sich in dieser Redaktion fast wie zuhause. Und ohne dass er es erklären konnte, war er plötzlich froh, in einer so kleinen Klitsche gelandet zu sein. Die Mitarbeiter waren zwar alle mehr oder weniger bekloppt, aber nett und engagiert. Bei der ZEIT wäre er jetzt vielleicht einer der vielen Ressortleiter, jederzeit ersetzbar und mit vielen ehrgeizigen, potentiellen Nachfolgern im Rücken, die nur auf ein Zeichen der Schwäche warteten, um an ihm vorbei auf den Chefsessel zu gelangen. Es lief alles richtig. Er stellte die Tasse auf den Tisch, nahm die Füße herunter und zog die Tastatur

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