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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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früh aus dem Bett zu kommen. Er fühlte sich völlig erschöpft.
    »Gestern war Abgabe«, keuchte Mattes während des Laufens und stellte verwundert fest, dass es mit seiner Kondition nicht mehr so gut aussah. Der leichte Anstieg hatte ihm vor vier Wochen noch nichts ausgemacht. Lag vermutlich an seiner geistigen und körperlichen Erschöpfung. Er war einfach völlig schlapp, jetzt, wo die redaktionelle Arbeit abgeschlossen war und die Spannung nachgelassen hatte.
    »Können wir etwas langsamer laufen?«, bat er Alex, der besser trainiert wirkte als jemals zuvor.
    »Das heißt, das Magazin ist fertig?«, fragte Alex nach und drosselte das Tempo.
    »Ja. Wir haben das Wochenende durchgemacht, und gestern Nachmittag sind die Unterlagen an die Druckerei gegangen. 48 Seiten ›doggies live‹ mit einem tollen Titelbild. Du ahnst nicht, wie fertig ich bin.«
    »Aber dann hast du doch jetzt erst mal Zeit, bis es erscheint«, freute sich Alex.
    Mattes lachte kurz auf: »Jetzt müssen wir uns noch hinter die Werbung hängen, die wir total vernachlässigt haben. Wir müssen alles tun, damit sich das Magazin gut verkauft. Wenn die Erstauflage drei Wochen nach Erscheinen immer noch stapelweise in den Läden liegt, werden wir keine zweite Nummer machen können. Dann war’s das.« Er blieb schwer atmend stehen: »Boah, ich kann nicht mehr. War der Weg immer so steil?«
    Alex blickte auf den kaum merklich ansteigenden Weg und nickte: »Steigung von 80 Prozent. Wird unter Kennern auch Alpenpass genannt. Die meisten Menschen kommen hier ja nur mit einer Kletterausrüstung und einem Bergführer hoch.« Er sah Mattes amüsiert an: »Für meine sportliche Motivation ist es nicht gut, wenn ich mit so einem Schlappi wie dir unterwegs bin, aber ich freue mich jetzt schon auf die nächste Tennisrunde, bei der ich dir dermaßen die Bälle um die Ohren pfeffern werde, dass du um Gnade winseln wirst.«
    »Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt wie früher auf dem Pausenhof in den Schwitzkasten nehmen, aber es geht gerade nicht«, schnaufte Mattes vor sich hin.
    Sein Bedürfnis, den weiteren Tag auf der Couch zu verbringen, war groß, aber trotzdem fuhr Mattes sofort nach einem Sprung unter die Dusche in die Redaktion. Schlappmachen und rumhängen war nicht drin. Im Flur lief er Frau Althoff in die Arme, die ihn mit Neuigkeiten empfing: »Die Redaktion von ›Talk bei Saskia Hoffmann‹ hat eben angefragt, ob Sie am Freitag in die Live-Abendsendung kommen können. Frau Hoffmann hat Sie als Wunschgast für den ›Gast der Woche‹ angegeben.«
    Mattes stutzte: »Ja klar, aber warum noch in dieser Woche? Das Magazin ist doch noch gar nicht auf dem Markt.«
    Die Althoff guckte ihn erstaunt über seine Blödheit an. »Na, warum wohl? Die Dame ist auf dem Titelbild, und das möchte sie so schnell wie möglich der ganzen Welt mitteilen.«
    Das war die Gelegenheit, das Magazin kurz vor der Veröffentlichung einer großen Zuschauergruppe vorzustellen. Eine der Chancen, die sich ihm vor die Füße warf.
    »Sagen Sie zu«, nickte er und bemerkte, dass sie arrogant die Augenbrauen nach oben zog und im Umdrehen »Hab ich doch schon gemacht« sagte.
    »Sie sollen nicht einfach Entscheidungen treffen, ohne mich zu fragen!«, rief er ihr hinterher.
    Sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu: »Falls Sie es noch nicht gemerkt haben, ich entscheide im Vorfeld immer so, wie Sie danach auch selber entschieden hätten.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Aber inwieweit konnte sie ihn beeinflussen, so zu entscheiden, wie sie vorher selber schon entschieden hatte? Mattes fasste sich an den Kopf. Er war definitiv zu müde, um heute grundsätzliche Überlegungen über die Althoff und ihre Manipulationen anzustellen.
    Bei der täglichen Besprechung packte Mattes einige Zettel aus und gab sie an Peter weiter. »Das werden Handzettel. Alles Wichtige steht drauf, mach sie fertig, lass sie kopieren und zuschneiden. Wir brauchen 10 000.«
    Nadine starrte ihn an: »10 000?«
    »Jetzt beginnen die Marketingmaßnahmen«, erklärte Mattes. »Wir alle haben bis zum Sonntag die Aufgabe, Handzettel zu verteilen, an jeden, der nicht schnell genug weg ist. Geht in Parks und drückt sie den Hundehaltern in die Hand, klemmt sie unter Autoscheibenwischer, heftet sie an öffentliche Pinwände und gebt sie bei allen Züchtern ab, die im Telefonbuch stehen. Wenn am Montag noch Zettel übrig sind, haben wir was falsch gemacht. Ich will, dass die Leute neugierig werden und dass das

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