Wie Inseln im Strom
schnurrende nasse Bündel in ihren Armen, das gerade an den aufgestickten Perlen ihres Abendkleids kaute, machte jeden Versuch zunichte, würdevoll zu wirken. Natürlich, Adam lächelte.
“Was ist?”, wiederholte sie ein wenig schärfer.
Er schaute von ihr zum Kater und wieder zurück. “Nichts”, erwiderte er ruhig. “Es ist nur … Ich persönlich ziehe Hunde vor. Sie vertragen den Alkohol nämlich besser.”
Sie widerstand der Versuchung, sein Lächeln zu erwidern. “Adam, ich bin dir für deine Hilfe dankbar, aber was genau tust du hier?”
“Du meinst, abgesehen davon, dass ich betrunkene Kater einfange? Ich glaube, ich wische gleich verschütteten Cognac und ein zerbrochenes Glas auf.” Er schlenderte zur Spüle und nahm ein Geschirrtuch vom Haken.
“Nein, wirklich”, sagte sie und folgte ihm mit einem Anflug von Verzweiflung. Wie war sie nur in diese unmögliche Situation geraten? Mit einem nach Cognac riechenden Kater, einer halb verwüsteten Küche … und Adam Kendall darin, der sich noch dazu so benahm, als wäre er hier zu Hause? “Lass nur. Ich kann das morgen …”
“Bleib, wo du bist”, warnte er. “Du bist barfuß.”
Tatsächlich, das war sie. Sie starrte auf ihre Füße. Auch das noch. Vermutlich sah sie aus wie eine Geisteskranke. Eine mit Cognac getränkte Schürze über dem Abendkleid, eine zerzauste Frisur, keine Schuhe und überall klebrige Katzenhaare …
“Lacy.” Er hatte sich schon das Jackett ausgezogen und kniete auf dem Boden, Küchenpapier in der Hand. Mit den Fingern sammelte er Glasscherben aus der Pfütze. “Steck deinen Kater in die Badewanne.” Er sah auf. “Man kann Katzen doch waschen, oder?”
“Natürlich”, antwortete sie beleidigt. Warum war sie beleidigt? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung. Ihr war vollkommen egal, ob er Katzen mochte oder nicht. Und war er heute Abend nicht mit Jennifer Lansing verabredet? Warum war er dann hier und machte sich über sie und ihr Haustier lustig? “Natürlich kann man Katzen waschen.”
“Dann tu es”, erwiderte er und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. “Und wenn du schon dabei bist, steig einfach zu ihm in die Wanne. Cognac ist nämlich kein sehr dezentes Parfüm, vor allem nach ein paar Stunden.”
Sie schnüffelte. Er hatte recht. Trotzdem blieb sie im Durchgang stehen. Irgendwie fiel es ihr schwer, ihn allein hier zurückzulassen. In ihrer Küche. In Malcolms Küche, genauer gesagt. Es kam ihr so … so intim vor.
Hamlet war an ihrer Brust eingeschlafen, und sie fühlte sein zufriedenes Schnurren an der Haut.
“Adam”, begann sie. “Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.” Es war leichter, mit ihm zu reden, wenn sie sein Gesicht nicht sah. “Es ist nur … Nun ja, du sollst wissen, dass es hier sonst nicht so … chaotisch zugeht. Ich bin heute Abend ein wenig müde und war in großer Sorge um Hamlet. Das findest du vielleicht kindisch, aber er ist noch jung und …”
Er sah auf. “Entschuldige dich nicht dafür, dass du menschlich bist, Lacy”, entgegnete er trocken. “Es gibt Leute, die das sympathisch finden.”
“Aber ich …” Hilflos tastete sie über ihr zerzaustes Haar und versuchte, unbeschwert zu lachen. “Weißt du, ich habe beim Abendessen etwas zu viel getrunken. Tilly hatte diesen Investor mitgebracht, und dann konnte sie ihn plötzlich nicht mehr ausstehen und widersprach ihm dauernd, und mir war das peinlich, also schenkte ich dauernd Champagner nach, und …” Sie verstummte. Warum erzählte sie ihm das alles? “Nicht, dass man sagen könnte, ich sei betrunken oder …”
Lächelnd drehte er eine große Scherbe in den Fingern. “Nein, das könnte man nicht. Du hattest höchstens … zwei Gläser? Nicht mehr als drei?”
Sie starrte ihn an. “Woher …”
Er legte den Kopf schräg und betrachtete sie. “Wenn ich mich recht erinnere, hängt dein linkes Augenlid nach dem vierten Glas etwa drei Millimeter herab. Nach dem fünften fällt es dir schwer, Worte wie ‘konzeptionell’ auszusprechen, und du musst dauernd gähnen. Nach dem sechsten schläfst du auf der Stelle ein.”
Natürlich. Sie hätte sich denken können, dass er das nicht vergessen hatte. Damals war sie ein Teenager gewesen, der erwachsen sein wollte und zu viel billiges Dosenbier getrunken hatte. Adam dagegen hatte nie auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt. Als Sohn eines Alkoholikers wollte er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten, weil er nur zu gut wusste, wohin
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