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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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waren noch zwei Gläser übrig, als Lacy bemerkte, dass Hamlet nicht wie sonst auf der Fensterbank am Frühstückstresen darauf wartete, mit ihr schlafen zu gehen. Sie zuckte zusammen, als sie sah, dass die Hintertür offen war. Evelyn, ihre Haushälterin, die länger geblieben war, um bei der Party zu helfen, musste vergessen haben, sie zu verriegeln.
    Lacy trocknete sich die Hände an der weißen Schürze ab und eilte auf die westliche Veranda. Auch das noch, dachte sie verärgert. Der Tag war hart genug gewesen. Erst die Begegnung mit Adam und dann das geschmacklose Gespräch mit Jennifer Lansing – sie fühlte sich so ausgelaugt, dass sie bei Tisch Mühe gehabt hatte, ein halbwegs anständiges Gespräch zu führen, und nicht gerade die perfekte Gastgeberin gewesen war. Dummerweise hatte sie zwei Gläser Champagner getrunken, um ihre Stimmung zu heben. Daher war sie zu allem Überdruss auch noch etwas beschwipst – einschließlich drohender Kopfschmerzen.
    Und jetzt das. Es sollte ein Gesetz geben, dachte sie. Wer das Wiedersehen mit einem Exfreund überlebt hatte, bleibt für den Rest des Tages von Katastrophen verschont.
    Zum Glück kannte sie Hamlet. Wenn der Kater aus dem Haus schlüpfte, kletterte er stets in die große alte Eiche neben dem Haus und jaulte dann herzzerreißend um Hilfe, als wäre das Ganze nicht seine eigene Idee gewesen.
    Sie beugte sich über das Geländer und starrte zur Krone des hundert Jahre alten Baums hinauf. Oh … Hastig schloss sie die Augen, als ihr schwindlig wurde, und hielt sich an einer Säule des Vorbaus fest. Sie holte tief Luft. Vielleicht hätte sie sich mit einem Glas Champagner begnügen sollen …
    Selbst als der Boden unter ihr nicht mehr zu schwanken schien und sie die Augen vorsichtig wieder öffnete, konnte sie im dichten Geäst des Baums nichts erkennen. Für die Nacht war Regen angekündigt, und der Mond war hinter tiefschwarzen Wolken verborgen.
    “Hamlet?” Sie schickte leise Schnalzlaute nach oben. Der Wind ließ die Blätter wie Seide rascheln, aber kein verängstigter Kater tauchte dazwischen auf.
    Warum miaute er nicht? Besorgt beugte Lacy sich noch weiter über das Geländer, ohne darauf zu achten, ob Holzsplitter ihr aufwendig besticktes Oberteil beschädigten. Die Stille machte ihr Angst, und sie versuchte, sich einzureden, dass der Champagner schuld an ihrer wachsenden Panik war. In nüchternem Zustand würde sie gelassen abwarten, bis Hamlet sich meldete. Aber jetzt ging ihr Atem zu schnell, und ihre Finger krampften sich um das Geländer.
    Genau deshalb hatte sie nie ein Haustier haben wollen und war lieber allein geblieben. Zehn Jahre lang hatte sie den tollpatschigen Welpen und den fröhlich zwitschernden Kanarienvögeln widerstanden, die wohlmeinende Freunde ihr aufdrängen wollten. Selbst einen Goldfisch hatte sie dankend abgelehnt. Wie um alles in der Welt hatte sie sich dazu hinreißen lassen, das herrenlose Perserkätzchen bei sich aufzunehmen?
    Wieder schnalzte sie in die Luft. Bitte, antworte mir, dachte sie flehentlich. Nichts. Nur der Wind war zu hören. Befand Hamlet sich etwa gar nicht mehr im Garten? Bitte, nein … Die Nacht war so schwarz und konnte einen kleinen Kater mühelos verschlucken.
    “Hamlet, Hamlet.” Der Kopfschmerz hatte eingesetzt. Erneut beugte sie sich über das Geländer und wartete darauf, dass die Veranda zu schwanken aufhörte. “Wo bist du, Hamlet?”
    “Ich bin zwar kein Shakespeare-Kenner”, ertönte irgendwo hinter ihrer linken Schulter eine belustigte Stimme. “Aber müsste es nicht eher ‘Romeo’ heißen?”
    Lacy fuhr herum, die Hand am Hals. “Adam”, rief sie, und die Atemlosigkeit ließ ihre Stimme schrill klingen. Wie erniedrigend, dachte sie und suchte Zuflucht im Zorn. “Was fällt dir ein, dich so anzuschleichen? Du hast mich zu Tode erschreckt.”
    Er zog die Augenbrauen hoch. Offenbar fand er ihre Reaktion übertrieben.
    “Das tut mir leid”, sagte er höflich. “Ich dachte, du hättest mich gehört. Und ich habe mich nicht angeschlichen. Im Gegenteil – ich hatte eine ziemlich lautstarke Begegnung mit deinem Nachbarn.”
    “Silas?” Oh nein. Schlagartig verflog ihre Verärgerung, während sie in Adams Gesicht nach Schwellungen oder Blutspuren suchte. “Du bist Silas Jared über den Weg gelaufen?”
    “Er hat sich mir nicht vorgestellt. Netter Kerl? Silbergraues Haar? Ziemlich großes Gewehr?”
    Sie nickte nervös. Silas hatte sein Gewehr aus dem Schrank geholt. Das klang nicht

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