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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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sie führten.
    Aber er hatte bei ihr gesessen, damals in Tilly Barnhardts Pferdestall, während sie sich langsam, aber sicher betrank. Nach dem ersten Bier tanzte sie von Box zu Box. Nach dem dritten sang sie die Lovesongs aus dem Radio mit, bis die Pferde unruhig wurden. Nach dem fünften legte sie auch die letzte Hemmung ab und presste sich an Adam. Und dann, nach der sechsten Dose und bevor sie ihn dazu bringen konnte, sie zu verführen, schlief sie wie ein Baby in seinen Armen ein.
    “Ich …” Zum ersten Mal seit Jahren verlor sie den Kampf gegen das Erröten. “Ich …”
    Er lachte leise. Es war ein tiefes kehliges Lachen, das sie atemlos werden ließ. Oh, wie hatte sie dieses Lachen einmal geliebt!
    “Na los, Lacy, geh baden.” Seine Augen funkelten. “Oder möchtest du, dass ich dir dabei helfe?”
    Mit brennenden Wangen floh sie aus der Küche.
    Sie wusste nicht, ob er noch da sein würde, wenn sie wieder nach unten ging. Sie wusste nicht einmal, ob sie es wollte. Obwohl sie sich beeilte, dauerte es zwanzig Minuten, bis sie sich sauber und frisch fühlte. Es war fast halb zwölf. Ziemlich spät für … was? Warum war Adam vorbeigekommen?
    Vielleicht war er schon gegangen. Während sie graue Leggings und ein großes T-Shirt anzog, wurde ihr bewusst, dass sie halb hoffte, er wäre noch da. Plötzlich war sie neugierig, warum er sie ausgerechnet heute Abend besuchte. Und sie gestand sich ein, dass sie auch wissen wollte, warum seine Verabredung mit Jennifer Lansing so früh zu Ende gewesen war. Wie sie Jennifer kannte, hatte die bestimmt vorgehabt, das Abendessen bis zu einem gemütlichen Frühstück im Bett auszudehnen.
    Außerdem war der Champagnernebel in ihrem Kopf verflogen, und sie wollte ihm beweisen, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    Hamlet hatte sich in einem flauschigen Handtuch zusammengerollt und schlief seinen Rausch aus, als sie nach unten ging.
    Adam war noch da. Er hatte es sich in der Bibliothek bequem gemacht, in Malcolms goldfarben gepolstertem Queen-Anne-Ohrensessel. Der Anblick schockierte Lacy so sehr, dass sie wie angewurzelt auf der untersten Treppenstufe stehen blieb. In den fünf Jahren seit Malcolms Tod hatte sie nur wenige Rendezvous gehabt, aber alle mit Männern aus Pringle Island, die es niemals gewagt hätten, sich in Malcolm Morgans Sessel zu setzen.
    Mehr noch, sie hatten sich alle so benommen, als wäre das ganze Haus eine Gedenkstätte – und Lacy die Wärterin.
    Das konnte Adam natürlich nicht wissen. Aber selbst wenn, hätte er demonstrativ in dem Sessel Platz genommen. Er hatte Malcolm nie gemocht. Warum sollte ein armer, aber stolzer Teenager einen arroganten Millionär mittleren Alters auch mögen? Malcolm hatte Adam bei jeder sich bietenden Gelegenheit erniedrigt und Lacy immer wieder geraten, sich von ihm zu trennen.
    Nein. Adam hatte Malcolm nicht nur nicht gemocht, er hatte ihn regelrecht gehasst. Sie konnte nicht erwarten, dass er dessen Andenken respektierte. Zu ihrer Überraschung freute sie sich sogar, dass das alberne Tabu endlich gebrochen worden war.
    Solange Adam in dem Sessel saß, war kein Platz mehr für Malcolms Geist.
    Lacy stieß den angehaltenen Atem aus, strich sich über den Pferdeschwanz, zupfte den Kragen des T-Shirts gerade und eilte durchs Foyer in die Bibliothek.
    “Tut mir leid, dass du warten musstest”, sagte sie fröhlich. “Es hat länger gedauert, als ich dachte. Hamlet war nicht sehr kooperativ.”
    “Kann ich mir vorstellen.” Er hob den Blick von der Zeitschrift, in der er gelesen hatte. “Aber das macht nichts. Ich habe einen interessanten Artikel gefunden. ‘Siebenunddreißig Methoden, Ihre Küche unfallsicher zu machen.’“ Er zog eine Augenbraue hoch. “Über Katzen stand nichts darin.”
    “Nein, vermutlich nicht.”
    Er schlug die Zeitschrift zu, aber Lacy wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Wie Adam gestern Abend so treffend festgestellt hatte, kamen viele Themen für sie beide nicht in Frage. Aber mit einem Mann wie ihm über Tipps aus einer Kochzeitschrift zu reden wäre völlig absurd.
    Er kam ihr nicht zu Hilfe, sondern sah sie einfach nur lächelnd an.
    Lacy blieb an dem dunklen Walnusstisch stehen, auf dem Malcolm seine Sammlung von Buddelschiffen zur Schau gestellt hatte. Jetzt betrachtete sie die winzigen Viermaster in ihren gläsernen Behältnissen, als hätte sie sie nie zuvor gesehen.
    “Kann ich dir etwas holen?”, fragte sie nach einer Weile. “Kaffee?”
    Er schüttelte den

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