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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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Jennifer geschickt.
    Oben dröhnten die Bässe immer lauter. Der Kronleuchter über Lacys Kopf begann zu vibrieren.
    Oh nein, dachte sie. Gwen, sei vorsichtig.
    Lacy legte eine Hand an die Stirn und schloss die Augen. “Also gut, Jennifer”, sagte sie und fühlte sich plötzlich müde. “Wir fragen ihn beide.”
    Gwen ließ sich auf die Matratze zurückfallen, verschwitzt, erschöpft und lächelnd. Sie würde ein zweites Mal duschen müssen, aber das war es wert. So viel Spaß hatte sie seit Monaten nicht gehabt.
    Teddy war noch immer dabei. Er stand auf dem zweiten Bett und spielte wie verrückt Luftgitarre zur Musik, die aus den Boxen kam. Er sah zwar nicht aus wie Eric Clapton, aber er konnte verdammt süß sein, wenn er aufhörte, den Don Juan zu spielen.
    Endlich hatte auch er genug. Schwer atmend lag er da. Das feuchte Haar klebte ihm an den Wangen.
    Gwen stützte sich auf einen Arm und sah ihn an. “Holst du mir eine Cola?”
    Er schnaubte. “Es ist dein Haus. Hol sie dir selbst.”
    “Feigling. Hast du Angst, die Stiefhexe beißt dich?”
    “Du meinst Lacy?”, fragte er ungläubig. “Ganz bestimmt nicht. Niemand hat Angst vor Lacy. Sie ist süß und immer nett zu jedem.”
    “Süß?” Gwen traute ihren Ohren nicht. “Das ist nicht dein Ernst.”
    “Doch. Alle lieben sie. Sie …”
    “Hör auf.” Sie drehte sich auf den Bauch. “Los, Teddy, hol mir eine Cola oder geh nach Hause.”
    Maulend stand er auf und ging barfuß hinaus. Gwen blieb liegen. Sie hätte Lacy nicht erwähnen dürfen. Das war ein absolut sicheres Mittel, sich die gute Laune zu verderben.
    Selbst Teddy vergötterte sie. Was für ein Witz. Gab es denn niemanden auf dieser dämlichen Insel, der sah, dass die Frau gar kein richtiger Mensch war? Ein Eheroboter, das war sie immer gewesen. Sie war programmiert worden, ein Studium mit Bestnoten abzuschließen, jeden Abend etwas Kulinarisches auf den Tisch zu stellen und die Geschäftspartner ihres Mannes zu beeindrucken. Sie machte keine Fehler und hatte keine Gefühle. Eine Stieftochter, die sich nach Liebe und Wärme oder auch nur einer Gutenachtgeschichte sehnte, war in Lacys Programmierung nicht vorgesehen.
    Ja. Lacy war immer der perfekte Eheroboter gewesen. Und jetzt war sie eine Roboterwitwe. Nichts hatte sich geändert.
    Teddy kehrte zurück, in jeder Hand eine Coladose. Gwen nahm einen großen Schluck. “Das tut gut”, seufzte sie. “Danke.”
    Teddy war ruhig. Zu ruhig. Er saß auf der Bettkante, mit zerzaustem Haar und Füßen, die wie große weiße Fische aus den Beinen der Jeans ragten. Stirnrunzelnd starrte er auf sein Getränk.
    “Was ist?”, fragte Gwen.
    Er rieb einen Tropfen von der Dose. “Seltsam … Als ich am Wohnzimmer vorbeikam, hat Lacy gerade telefoniert.”
    Gwen verdrehte die Augen. “Was soll daran seltsam sein? Die Frau lebt am Telefon. Es ist doch ihr Job, sich bei Leuten einzuschmeicheln und ihnen Spenden zu entlocken.”
    “Sicher, aber dieses Mal hat sie mit einem Privatdetektiv gesprochen.”
    Gwen setzte sich auf. “Mit einem was?”
    “Mit einem Privatdetektiv. Wirklich. Ich habe gehört, wie sie das sagte.” Er sah sie an. “Ich glaube, sie hat ihn engagiert, um dir nachzuspionieren.”
    Gwen zog eine Grimasse. “Wie kommst du denn darauf?”
    “Hast du nicht in Boston gewohnt? Du weißt schon, als Kindermädchen.”
    Sie nickte. “Na und?”
    “Lacy hat ihm gesagt, dass er sich dort ‘umsehen’ soll. Und dass er vorsichtig sein soll. ‘Ich will nicht, dass sie davon Wind bekommt’, sagte sie.” Er hatte Lacys arroganten Tonfall gut nachgemacht. “Oder so ähnlich.”
    Gwen wusste, dass Teddy sich das nicht nur ausdachte. So etwas war Lacy durchaus zuzutrauen.
    Die Stiefhexe schnüffelte also hinter ihr her. Warum? Wollte sie ihr etwa das Erbe ihres Vaters streitig machen? Es war dumm von ihm gewesen, Lacy das Vermögen anzuvertrauen, das Gwen eines Tages bekommen würde.
    Aber Teddy durfte nicht merken, wie zornig sie war. “Reine Geldverschwendung. Ich habe in Boston ein Jahr lang fast rund um die Uhr geschuftet, mehr wird sie nicht herausfinden. Ich habe Windeln gewechselt und im Sandkasten gespielt. Es war sterbenslangweilig, aber ganz bestimmt nicht illegal.”
    “Es ist dir wirklich egal?”, fragte Teddy ungläubig.
    “Ja.” Sie stellte ihre Dose ab und stand auf. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt aufzuregen. Aber sie würde es Lacy heimzahlen, das stand fest. Sie strich ihre Lederhose glatt. “Worauf wartest du,

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