Wie Inseln im Strom
spreche.” Er legte die Hand um ihr Kinn. “Sieh dir das Paar auf dem Bild an. Sie schlafen miteinander. Aber sie geben keinen Laut von sich – das Baby wacht nicht auf. Und siehst du, wie reglos die Frau daliegt. Der Mann berührt ihre Brüste, trotzdem hat sie die Augen auf. Ihr Mund dagegen ist fest geschlossen. Sie scheint nichts zu fühlen.”
“Aber …” Sie schluckte. “Ich … Sie …”
Sie wollte ihn auffordern, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, ihr Haus zu verlassen, zum Teufel zu gehen … Aber sie brachte kein Wort heraus, denn seine Hand wanderte wieder abwärts. Mit den Fingern strich er über die empfindliche Haut am Halsansatz und dann noch weiter nach unten, Zentimeter um Zentimeter, als ließe er sich von ihrem immer heftiger klopfenden Herzen führen.
Das T-Shirt bot keinen Schutz – und sie trug nichts darunter. Sie war ihm ausgeliefert, als wäre sie nackt. Ihr wurde schwindlig, und sie holte tief Luft, als er ihre Brüste mit beiden Händen umschloss.
“Du siehst nicht so aus, wenn du mit einem Mann schläfst, Lacy”, wisperte er und bewegte die Fingerspitzen, ganz sanft, bis ihre Knospen fest wurden. Sie schloss die Augen, als die Erregung sich in ihr ausbreitete. “Du liegst nicht still. Du windest dich, weil du Angst hast, in deinem eigenen Verlangen zu ertrinken. Du bäumst dich vor Lust auf, stößt leise Laute aus, die einen Mann um den Verstand bringen.”
Nein, das tue ich nicht, dachte sie. Nicht mehr.
“Hast du geglaubt, ich hätte es vergessen, Lacy?”, fragte er und senkte den Kopf.
Das T-Shirt war ihr von der Schulter gerutscht, und sein Atem strich heiß über die entblößte Haut. “Hast du wirklich geglaubt, ich könnte es jemals vergessen?”
Die Frage ernüchterte sie schlagartig. Natürlich hatte sie das geglaubt. Adam hatte sich zehn Jahre lang nicht gemeldet. Und sie hatte sich aus der Einsamkeit, aus der Enttäuschung in Malcolms Obhut und in sein kaltes Bett geflüchtet …
Sie wehrte sich gegen das Verlangen, das Adam in ihr auslöste. Sie durfte sich nichts vormachen. Vor zehn Jahren hatte er mit ihr geschlafen und sie dann, ohne einen Blick zurück, verlassen. Genau das würde er auch heute wieder tun.
Das hier war keine Liebe. Es war nicht einmal richtige Lust. Sie wusste, was er tat. Er wollte wissen, ob er noch immer Macht über sie hatte. Er konnte es nicht ertragen, dass er sie an Malcolm Morgan verloren hatte. Eigentlich ging es nicht einmal um sie. Das hier war nichts als die Rache an einem längst toten Rivalen.
Und fast wäre sie darauf hereingefallen. Die Scham gab ihr die Kraft, ihm zu widerstehen.
“Weißt du”, begann sie wie beiläufig, und nichts in ihrer Stimme verriet, welche fast übermenschliche Anstrengung es sie kostete. “Wenn du ein flüchtiges Abenteuer suchst, hättest du bei Jennifer Lansing bleiben sollen. Sie hätte dir sicher gern den Gefallen getan.”
Er hob den Kopf. Seine Lippen verzogen sich zu dem Lächeln, das sie so gut kannte.
“Vielleicht zu gern”, sagte er. “Vielleicht gefällt mir das nicht. Vielleicht versuche ich lieber, die Eisprinzessin aufzutauen, als mit einem Flittchen ins Bett zu springen.”
“Gut möglich”, erwiderte sie. “Aber ich fürchte, dieses Mal hast du dich überschätzt, Adam. Du bist nicht der erste Mann, der es für eine reizvolle Herausforderung hält, Malcolm Morgans Witwe zu verführen. Und du wirst nicht der Letzte sein.”
Sein Lächeln wurde breiter. Er trat zurück und ließ die Hände sinken.
“Das vielleicht nicht”, sagte er und küsste ihre Schulter. “Aber ich bin der Beste.”
5. KAPITEL
E s klingelte an der Tür. Lacy wusste sofort, dass es Gwen war. Sie hatte ihren eigenen Schlüssel zum Haus der Morgans – aber soweit Lacy wusste, hatte ihre Stieftochter ihn in den fünf Jahren seit dem Tod ihres Vaters kein einziges Mal benutzt.
Malcolm hatte im Testament verfügt, dass Gwen dort wohnen durfte, wenn sie es wollte, aber als diese Klausel verlesen wurde, hatte sie nur verächtlich geschnaubt. Seitdem läutete sie jedes Mal höflich an der Tür und fragte Lacy, ob sie dort übernachten durfte.
Bislang hatte Lacy sich stets über Gwens sarkastische Art geärgert, aber heute Abend war sie froh darüber. Denn dadurch hatte sie die Zeit, sich von Adam zu lösen und in den Spiegel zu schauen. Niemand sollte ihr ansehen, was seine Berührungen in ihr ausgelöst hatten.
“Entschuldige mich”, sagte sie zu ihm. “Ich muss
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