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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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Kilgore? Such mir einen Sender, der Rap spielt, dann geht die Party weiter.”

6. KAPITEL
    D er Leuchtturm bewachte die Nordspitze von Pringle Island seit 1858 und hatte Herbststürme, eisige Winter, Vandalismus und jahrzehntelange Vernachlässigung überstanden. Also wird er wahrscheinlich auch den Geschichtsverein überleben, dachte Adam, als er sah, wie Hunderte von Inselbewohnern über das kleine Kap kletterten.
    Jennifer Lansing hatte versucht, eine Veranstaltung zu organisieren, die jedem etwas bot. Das Ergebnis war eine Mischung aus elegantem Picknick, Familienausflug und naturkundlichem Wandertag. Und natürlich – wenn auch zum geringsten Teil – der Arbeit am alten Leuchtturm.
    Adam war nicht sicher, warum er sich dazu hatte überreden lassen. Als er gestern Abend vom Golfplatz ins Hotel zurückgekehrt war, hatte er zwei Anrufe auf seiner Mailbox gehabt. Der erste war von Jennifer Lansing – ein langes Gesäusel. Ohne ihn wäre der Leuchtturmtag eine Katastrophe für den Verein und eine persönliche Tragödie für sie selbst, sagte sie. Der zweite Anruf war von Lacy und bestand aus einem einzigen Satz. “Morgen gibt es am Leuchtturm einen Arbeitseinsatz, und Jennifer hofft, dass du kommst.” Kurz, knapp und kühl.
    Nicht sehr einladend. Trotzdem hatte er sich heute Morgen Blue Jeans und ein Poloshirt angezogen und den armen Travis mit auf die Landspitze geschleift.
    “Und wo steckt denn nun dein sexy Engel namens Lacy?”, fragte Travis.
    “Verdammt, Travis.” Adam warf die Wagentür zu. “Der Witz ist uralt. Lass dir etwas Neues einfallen.”
    Damals, vor zehn Jahren, hatten sie sich kennengelernt, in Adams erster Woche fern von Pringle Island, als sie beide sich für die gefährliche Arbeit in einer Raffinerie auf den Virgin Islands ausbilden ließen. Sie waren achtzehn, ehrgeizig und abenteuerlustig gewesen. Nach einer besonders harten Schicht hatte Adam ihm von Lacy vorgeschwärmt. “Sie ist wie ein Engel – und unglaublich sexy.”
    Travis erinnerte ihn immer wieder daran.
    “Sie muss hier irgendwo sein”, erwiderte Adam und ließ den Blick lustlos über die Szene wandern. “Es ist einer der Tage, an denen die reichen Snobs ihre Designerjeans herausholen und so tun, als würden sie arbeiten. Genau das Richtige für sie.”
    “Na ja, wenn der Dow Jones nicht gerade um tausend Punkte gefallen ist, sind wir auch reich, schon vergessen?” Grinsend schob Travis die Hände in die Taschen. “Reich und jung. Wir beide. Kaum zu glauben, was?”
    “Stimmt.”
    “He, sieh mal, da ist Gwen Morgan!” Travis ging auf den Leuchtturm zu.
    Tatsächlich, selbst Gwen war an diesem Tag am Gambler’s End. Adam schaute zum Haus des Leuchtturmwärters hinüber, wo Gwen auf einem kleinen Gerüst kniete und die Fenster im ersten Stock reinigte. Zwischen den anderen fiel sie auf wie ein Pfau in einem Krähenschwarm.
    “Falls du dich absetzen willst, habe ich nichts dagegen, Adam”, sagte Travis über die Schulter.
    Belustigt schüttelte Adam den Kopf und verlangsamte seine Schritte. Eigentlich überließ er das Feld gern seinem Freund. Gwen sah großartig aus, aber ihre zwanghaften Flirtversuche ließen vermuten, dass sie eine Menge ungelöster Probleme mit sich herumtrug. Sie brauchte einen Berater, einen Freund weit mehr als einen Liebhaber, und Travis war ideal für den Job.
    Ziellos schlenderte Adam umher. Es war ein heißer wolkenloser Tag. Die Luft hier unten am Wasser war schwül und salzig und ließ ihn in ungewollten Erinnerungen schwelgen. Er musste an einen Julinachmittag vor zehn Jahren denken. Zwei Meilen südlich von hier hatten Lacy und er am Sandstrand von Pringle Cove herumgetollt. Unbeschwert hatten sie im Meer geplanscht, sich nass gespritzt und immer wieder geküsst.
    Irgendwann hakte er ihr Bikini-Oberteil auf und hielt es hoch, als sie es ihm wieder abnehmen wollte. Zu Lacys Entsetzen verlor er es in der Brandung. Er hob sie auf die Arme und presste ihre nackten Brüste an sich, damit niemand sie sah. Dann trug er sie zum Wagen. Der neue Badeanzug, den er ihr kaufen musste, damit ihre strenge Tante Flora nichts merkte, kostete ihn den Lohn von vier Tagen.
    Tante Flora! An die hatte Adam seit Jahren nicht mehr gedacht. Sie war nicht sehr liebevoll zu Lacy gewesen und hatte sie nach dem Tod ihrer Eltern nur aus Pflichtgefühl bei sich aufgenommen. Ihn hatte sie nie gemocht.
    Er hatte gehört, dass sie gestorben war. Aber sie hatte lang genug gelebt, um dabei zu sein, als ihre Nichte

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