Wie Inseln im Strom
funktionierende Keramiklampe gewesen sein musste. Es sah aus wie eine nackte Frau, die auf einem Flusspferd stand. Senffarbene Flecken klebten an ihrem Körper, und vom ursprünglichen Moosgrün des Tieres war nicht mehr viel zu erkennen.
“Ich kann verstehen, dass sie das Ding ins Wasser geworfen haben”, meinte Lacy trocken.
Lächelnd drehte Adam sich zu ihr um. “Ich finde, es würde auf deinem Kaminsims großartig aussehen – direkt neben dem Bild, das ich dir vorgestern zurückgekauft habe.”
Sie versuchte, ernst zu bleiben. Aber ein Blick auf die nackte Frauengestalt reichte, und sie musste lachen. Er fiel ein und stellte die Lampe neben sich auf, als wäre sie eine wertvolle Trophäe.
“Im Netz war noch etwas”, sagte er und öffnete seine Hand. Darin lag ein glatter rosafarben geäderter Stein. “Sammelst du die noch?”
Der Kiesel war klein und wunderschön. Und fast herzförmig. Einen Moment lang war Lacy sprachlos. Vor langer Zeit hatte er ihr so viele davon gesammelt – jedes Mal, wenn sie am Strand waren, fand er einen neuen für sie. Er hatte kein Geld gehabt, um ihr teure Geschenke zu machen.
“Nein”, antwortete sie mit belegter Stimme. “Die sammle ich nicht mehr.” Malcolm hatte sie widerlich gefunden. Sie stanken nach Fisch, roch sie das denn nicht? Und sie waren wertlos. Also hatte sie die Steine eines Tages im Garten vergraben und seit Jahren nicht mehr daran gedacht.
Es schien ihn nicht zu wundern. “Na, dann nimm den hier.” Er drückte ihn ihr in die Hand. “Leg eine neue Sammlung an.”
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Verstand befahl ihr, den Stein zurückzuweisen – und alles, was er symbolisierte. Aber ihr Herz gestattete ihr, die Finger darum zu schließen.
“Danke”, sagte sie. “Er ist sehr schön.”
“Lacy …” Seine Stimme war so leise, dass sie ihn über dem Rauschen der Brandung kaum verstand. “Lacy, vielleicht …”
Aber was immer er sagen wollte, sie wollte es nicht hören. Hastig stand sie auf und klopfte sich den Staub ab. “Ich muss zurück zu Tilly.”
Er erhob sich ebenfalls, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. “Schon gut, Lacy. Entspann dich. Du brauchst nicht wegzulaufen. Es ist nur ein Kieselstein.”
Sie lächelte, sah ihn aber noch immer nicht an. “Das weiß ich, Adam. Aber Tilly …”
“Erzähl mir von ihr.” Er ließ ihre Hand los. “Wie schlimm ist es?”
“Es müsste nicht schlimm sein”, erklärte sie. “Wenn sie nur etwas disziplinierter und vernünftiger wäre. Aber wenn sie sich nicht schont, nicht regelmäßig isst und zu viel Insulin nimmt …”
“Könnte es sehr schlimm werden.” Seine Miene war grimmig. Er wusste genau, was sie befürchtete. Er verstand sie auch ohne viele Worte. So war es immer gewesen. Schließlich hatte sie sich nicht nur deshalb in ihn verliebt, weil er so unglaublich sexy war. Sie hatte sich auch in seinen Charakter verliebt.
“Und für unsere Tilly ist Disziplin natürlich ein Fremdwort, nicht wahr?”, sagte er mit einem nachdenklichen Lächeln. “Was alles noch viel schwieriger macht.”
“Richtig.” Sie seufzte, und er hörte ihr an, wie groß ihre Angst um die alte Lady war.
Spontan strich er ihr über die Wange. “Es muss auch für dich hart sein. Aber vielleicht kann ich helfen. Zusammen könnten wir …”
Für den Bruchteil einer Sekunde gestattete sie sich, die Berührung zu genießen. Sie malte sich aus, wie es wäre, die Last der Einsamkeit und Sorge mit ihm zu teilen. Doch dann erschrak sie. Sie hatte sich einmal auf ihn verlassen, und was hatte es ihr eingebracht? Nein, das würde sie nie wieder tun.
Sie wich zurück. “Danke, aber ich brauche wirklich keine Hilfe.”
Er zog die Augenbrauen hoch. “Brauchst du sie nicht? Oder willst du sie nicht?”
“Ich will sie nicht”, bestätigte sie und sprach dabei jedes einzelne Wort ganz deutlich aus, als hätte sie Angst, er könne sie missverstehen. Vielleicht sollte sie es noch klarer formulieren, damit sie beide die Vergangenheit endlich hinter sich lassen konnten. “Zwischen uns ist alles vorbei, Adam. Das ist es seit zehn Jahren. Ich brauche deine Hilfe nicht mehr, in keiner Hinsicht. Und ich will sie auch nicht mehr.”
Obwohl die Sonne ihm ins Gesicht schien, war seine Miene nicht zu enträtseln. “Alles, was du willst, ist meine Unterschrift auf einem großen fetten Scheck für dein geliebtes Krankenhaus, nicht wahr?”
Sie hob das Kinn. “Genau”, sagte sie. “Obwohl ich es
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