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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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Pflegern, ich höre einen dumpfen Aufprall, als er zu Boden fällt und fixiert wird.
    »Wie hier in der Klinik«, sagt mein Vater. »Für die meisten ist es nur ein Job. Sie kommen am Morgen, verdienen ihr Geld und gehen wieder heim. Aber es gibt auch ein paar Weiße Männer. Sie sind schwer zu erkennen. Du musst sie lange beobachten, besonders wenn sie glauben, dass sie allein sind.«
    Der Pfleger kommt zurück und begutachtet resigniert das Regal, das Holger umsortiert hat.
    »Wenn es etwas hilft: Er war mehrere Stunden lang hier«, sagt mein Vater.
    Der Pfleger flucht und beginnt zu sortieren.

P etra schaufelt Erbsen auf meinen Teller.
    »Niemand ist gezwungen, eine Freundin zu haben«, sagt sie.
    »Ich schlafe so schlecht.«
    »Vielleicht solltest du wieder mit dem Malen anfangen.«
    Ich stopfe Kartoffeln in den Mund und weiche ihrem Blick aus.
    Nachdem die Teller abgeräumt sind, benutze ich Petras Telefon. Ich rufe im Verteilerzentrum an und spreche auf einen Anrufbeantworter. Ich sage, dass es mir leider noch nicht besser gehe, obwohl ich es gehofft habe. Es sei irgendetwas mit dem Magen, und ich könne nicht kommen.
    Man soll sich vor Mittag krankmelden, damit sie einen Ersatzmann finden können. Vielleicht bekomme ich eine Verwarnung, aber es ist mir egal.
    Heute lassen wir Kotek in der Küche und schließen die Tür.
    Um die Lippen wird mein Mund rot von Petras Schamhaaren. Sie entschuldigt sich dafür, dass sie sich nicht rasiert hat.
    Ich werfe das Kondom auf den Boden. Sie dreht sich auf die Seite, ich sage, dass dies kein Einakter sei. Der Vorhang sei vielleicht gefallen, aber nur für den Umbau.
    Wir trinken Cognac aus der Flasche. Ich umarme sie so fest, dass ich meine Fingerabdrücke auf ihrer Haut sehe.
    Petra schläft mit einer Hand unter dem Kopf. Ich betrachte ihre nackte Schulter, fasse sie am Arm und rüttle vorsichtig.
    Sie murmelt im Schlaf, dreht sich zu mir und reibt sich die Augen.
    »Ich muss dir etwas sagen.«
    Sie blinzelt ein paar Mal, sieht mich fragend an, brummt.
    Kotek sitzt in der Tür und schaut mir hinterher. Ihre Augen reflektieren das Licht von der Straße.

D ie Frau vor mir trägt kleine Perlenohrringe.
    Früher muss sie viel mehr getragen haben, ihr linkes Ohrläppchen ist ganz durchlöchert.
    »Fragen Sie ruhig«, sagt sie. Wir sitzen in ihrem Büro, auf dem Tisch zwischen uns liegen Stapel von medizinischen Büchern. Das kleine Namensschild neben dem Telefon weist sie als Oberärztin aus.
    »Ich werde versuchen, es zu erklären, wenn etwas unklar sein sollte.«
    »Wie groß ist die Chance, dass mein Vater je wieder entlassen wird?«
    Sie mustert mich ausgiebig. Schiebt eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.
    »Ich kann sagen, dass es ihm besser geht. Aber ich will Ihnen keine falsche Hoffnung machen. Es geht ihm besser als vor drei Jahren. Viel besser als vor fünf Jahren …«
    »Wird er je entlassen werden?«
    Sie blinzelt. »Ich möchte rauchen«, sagt sie.
    Ich folge ihr in ein Gemeinschaftszimmer. Sie schließt eine Glastür auf, und wir betreten einen engen Hof, der auf allen Seiten von Mauern umgeben ist. Eine kleine Birke steht in einem Topf.
    Sie schüttelt eine lange Mentholzigarette aus dem Päckchen, ich reiche ihr mein Feuerzeug.
    »Es gibt keine Chance, dass er je entlassen wird. Das dürfte ich nicht sagen. Wir sollen den Patienten und Angehörigen immer Hoffnung lassen, das gehört zu unserer Arbeit. Hoffnung kann genauso wichtig wie Medizin sein.«
    Sie brennt ein Loch in ein Birkenblatt.
    »Ich könnte ihn gut darauf einstellen. Aber es würde nie geschehen. Irgendein hohes Tier würde seine Akte auf den Tisch bekommen, und eine rote Lampe würde aufleuchten.«
    Sie schnipst die Asche in den Blumentopf.
    »Ich möchte gern mit ihm rausgehen, einen Spaziergang machen.«
    »Sie können immer in den Hof mit ihm.«
    »Dann ziehe ich die Bibliothek vor.«
    Sie nickt.
    Ich muss die Papiere in mehrfacher Ausfertigung ausfüllen und unterschreiben, dass ich die Verantwortung für meinen Vater übernehme.
    Aus der Küche bekommen wir altes Brot für die Vögel mit.
    Ein Pfleger schließt uns auf. Mein Vater macht die ersten, tastenden Schritte, der Kies knirscht unter seinen Füßen.
    Er dreht sich um und schaut zu den dunklen Fenstern hinauf.
    »Glaubst du, sie beobachten uns?«, frage ich.
    »Natürlich.«
    Wir gehen über den Rasen. Wir dürfen nicht bis zur Straße, dürfen das Klinikgelände nicht verlassen.
    Wir setzen uns auf eine Bank und sehen die Autos

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