Wie Kinder heute lernen
Jugendlichen ist eine neue bedeutende Aufgabe, der sowohl Eltern als auch Lehrer gerecht werden müssen. Kinder sind elektronischen Medien ja nicht einfach nur ausgesetzt, sondern sie eignen sich diese in einem aktiven Prozess an. Medienerfahrungen (Handy, Radio, Fernsehen, DVD, Computerspiele, Internet) gehören heute unausweichlich zur Welt eines Kindes. Entsprechend stellt sich, wenn man auf die Gefahren des Umgangs mit Medien hinweist, nicht mehr die Frage ob, sondern die Frage, wie man seinen Kindern eine vernünftige Medienkompetenz an die Hand geben kann, damit sie lernen, moderne wie herkömmliche Medien bestmöglich zu nutzen. Dazu gehört auch, auf die »virtuellen Gefahren« hinzuweisen. Und hier gibt es mehr Parallelen zu Drogen, als man gemeinhin annimmt. Die universelle Verfügbarkeit - und Notwendigkeit - von elektronischen Medien sagt noch nichts über die Inhalte aus, die über diese Medien kommuniziert werden. Die modernen Medien sind ihrer Natur nach weder etwas Schlechtes noch etwas Gutes für Kinder. Sie sind unausweichlich vorhanden ähnlich wie der Straßenverkehr, und in beiden müssen Kinder lernen, sich zu bewegen.
Das größte Problem bei zu viel Medienkonsum besteht wahrscheinlich darin, dass die soziale Kompetenz, das soziale Leben der Kinder - vor allem bei Jungen (die mehr Zeit mit Computerspielen verbringen) - verarmt. Jugendliche, die täglich mehr als vier Stunden vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen, lernen
dabei sicherlich auch Nützliches. Aber auch für Kinder gilt: Jede Lebensstunde, die sie vor dem Computer verbringen, fehlt ihnen an anderer Stelle, etwa um regelmäßig Mannschaftssport zu treiben, zu musizieren oder mit Freunden selbst Spiele zu erfinden. Soziale Verarmung kann auch dazu führen, dass Kinder nicht richtig lernen, sich zu streiten oder sich nach einem Streit wieder zu vertragen oder die Erfahrung zu machen, wie es ist, als Gruppe etwas zu vollbringen. Dieses Defizit wird auch dann offenbar, wenn Kinder pädagogisch wertvolle Filme ansehen oder entsprechende Computerprogramme benutzen. Es ist das zeitliche Gleichgewicht zwischen vernünftiger Computernutzung und dem Erwerb sozialer Kompetenzen, die für die Entwicklung der emotionalen Intelligenz so wichtig ist. Diese Balance zwischen menschlicher und technischer Kompetenz gilt es bei aller Euphorie über die Möglichkeiten von Computern unbedingt zu erhalten.
Folgende Fakten zeigen, wie gefährlich diese neuen Welten, die Online-Freunde und virtuelle Rollenspiele wie »World of Warcraft« oder »Second Life« eröffnen, sein können. In Deutschland gelten bereits 100 000 Jugendliche als computersüchtig, und zwar in dem Sinne wie andere Leute alkohol- oder drogenabhängig sind. Sie verbringen sechs bis sieben Stunden am Tag vor dem PC. Die Jungen lieben Rollenspiele, während die Mädchen chatten. Ein weiteres, immer virulenter werdendes Phänomen ist, dass ein Viertel der 12- bis 19-Jährigen bereits Erfahrung mit Cyber-Mobbing gemacht hat. Die Anonymität des Internets in den sozialen Communities verleitet dazu, andere zu schikanieren und Unwahrheiten zu verbreiten. Es kam bereits zu Selbstmorden, nachdem Kinder auf diese Art und Weise gemobbt worden waren.
Hier spielen Sie als Eltern eine wichtige Rolle. Sie müssen Ihrem Kind vermitteln, dass es bei solchen Problemen sofort auf Ihre Hilfe zählen kann. Es muss das Vertrauen haben, dass sie ihm helfen. Warnen Sie Ihr Kind eindringlich davor, private Details
wie Name, Adresse oder Handynummer im Internet preiszugeben. Erklären Sie ihm welche Auswirkungen es haben kann, anzügliche Partyfotos hochzuladen, die, später, wenn der Schüler sich um eine Lehrstelle bewirbt, auch der potenzielle Arbeitgeber einsehen kann. Die meisten Personalverantwortlichen machen sich inzwischen über die Bewerber im Internet schlau.
Je länger und intensiver sich Kinder mit elektronischen Medien und virtuellen Welten beschäftigen, desto weniger Zeit bleibt, die die Kinder den Hausarbeiten einräumen. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist, wie sehr Kinder in ihrer körperlichen Betätigung durch zu viel Fernsehen und Computerspielen eingeschränkt werden. Wie gravierend das Problem zuweilen ist, zeigt die zufällige Stichprobenerhebung einer Rektorin an einer Grundschule. Sie fragte eine dritte Klasse, wer einen Ball und wer einen Computer zu Hause habe. Alle Kinder hatten einen Computer (wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist), aber nur die Hälfte der Kinder
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