Wie Kinder heute lernen
eines heutigen Kindes und erst recht eines zukünftigen Jugendlichen. Entsprechend muss man darauf achten, was die Kinder am Computer machen. Denn nicht der bloße Zeitvertreib am Computer bereitet das Kind auf eine technisierte Zukunft vor, sondern nur der kluge Umgang mit dem zugegebenermaßen sehr effektiven Hilfsmittel. Zwischen wirklichem und dem nur scheinbaren Nutzen einer
Erfindung zu unterscheiden, dazu gehört viel Lebenserfahrung - und hier haben Eltern den Kindern naturgemäß einiges voraus. Umso mehr sollten sie in deren Medienbenutzung - qualitativ wie quantitativ - pädagogisch eingreifen.
Damit Medien wie Computer und Fernsehen richtig be- und genutzt werden, ist es oft hilfreich, beide nur in einem öffentlichen Raum, der Diele oder dem Wohnzimmer, zugänglich zu machen. Das erlaubt den Eltern eine gewisse Kontrolle über Qualität und Quantität des Gespielten oder Gesehenen, ohne dass man den Kindern direkt über die Schulter schauen müsste und in deren Privatsphäre eingreift.
Um die Mediennutzung der Kinder einzuschränken und ihnen zu helfen, selbst eine kluge Zeitstrategie zu entwickeln, gibt es viele kreative Ideen:
› Sie können bestimmte Zeitlimits festlegen, für Sieben- bis Zehnjährige könnte beispielsweise gelten: Nicht länger als 45 Minuten am Tag den Computer zu benutzen.
› Sie führen ein Medienzeitkonto ein: z. B. pro Woche 10 Stunden für Fernsehen, Computerspiele, im Internetsurfen, Chatten und Telefonieren. Mit einer Strichliste werden die verbrauchten Minuten (etwa in einer Tabelle in der Küche) markiert.
› Wenn ein Kind ein Medium völlig vernachlässigt, z. B. das Lesen, bieten sich Tauschgeschäfte an. Eine Stunde Fernsehen ist nur dann erlaubt, wenn der Sprössling zuvor eine Stunde gelesen hat.
Es geht aber nicht nur darum, dass Computerspiele Zeitfresser sind, die Kinder davon abhalten, ihre haptischen Fähigkeiten oder ihre Sprachkompetenz zu steigern, sondern auch darum, regelrecht schädliche Spiele von den Kindern fernzuhalten. Sind Eltern sich unsicher, ob ein bestimmtes Computerspiel schädlich ist oder nicht, so wird folgende Vorgehensweise empfohlen: Spielen Sie das Spiel selbst und beantworten Sie dabei folgende Fragen:
› Kommen in dem Spiel Charaktere vor, die andere verletzen?
› Geschieht dies oft (mehr als zweimal in 30 Minuten Spielzeit)?
› Werden Verletzungen in irgendeiner Weise belohnt?
› Werden Verletzungen scherzhaft dargestellt?
› Fehlen gewaltfreie Lösungen, oder werden sie als weniger befriedigend bzw. langweilig dargestellt?
› Kommen realistische Konsequenzen der Gewalt im Spiel nicht vor?
Beantworten Sie zwei oder mehr Fragen mit »Ja«, sollten die Kinder besser von dem Spiel lassen.
Der beste Rat, wie Sie Ihre Kinder vom Computer wegbekommen, kommt von Hartmut von Hentig, dem Nestor der modernen deutschen Pädagogik: »Nun, man muss etwas Besseres liefern, und das sind die Eltern selbst, ihre Zeit und Aufmerksamkeit, Eltern sind selbst ein ganz fabelhaftes Programm für die Kinderseele!«
3.6 Balance zwischen Lob und Tadel
Belohnung und Bestrafung - Was ist eine »Eins« wert? - Das falsche Lob - Eltern müssen berechenbar sein - Mit gutem Vorbild vorangehen - Auch Lehrer belohnen und tadeln
Die Frage nach dem richtigen Gleichgewicht zwischen Lob und Tadel ist so alt wie die Erziehung selbst. Durch Erziehungsmaßnahmen können Eltern das Verhalten ihrer Kinder beeinflussen. Positive Erziehungsmaßnahmen sind z. B. Belohnung, Lob, Zuwendung oder Vorbildverhalten. Negative Erziehungsmaßnahmen sind z. B. Strafe, Liebesentzug, Drohung oder einen Klaps auf den Po. Wann aber ist Lob angebracht und wann eine Strafe? Und wie finden Eltern in der Erziehung die richtige Balance zwischen beidem?
Welche Bedeutung Belohnung oder auch Bestrafung haben, lässt sich an zwei bekannten Beispielen der Konditionierung gut nachvollziehen. Unter Konditionierung versteht man beim Menschen die bedingte Reaktion auf einen Reiz, der unter anderen Umständen zusammen mit einem Stimulus zu einer festgelegten Reaktion führte.
Die Grundlagen der Verhaltensmodifikation durch die klassische Konditionierung wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Versuche des russischen Physiologen Iwan Pawlow gelegt. Er führte ein Tierexperiment durch, bei dem es zur Ausbildung einer Assoziation zwischen einem neutralen Reiz (z. B. dem Ton einer Glocke) und einem unkonditionierten oder unmittelbaren Reiz (z. B. Futter) kam. Seine
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