Wie Kinder heute lernen
lustiger Clown) Worte extrem langsam ausspricht; haben die Kinder ein Wort richtig verstanden, erhalten sie einen Bonuspunkt. Im Laufe der Zeit werden die Wörter entsprechend dem Leistungszuwachs der Kinder immer schneller gesprochen, bis sie eine normale Geschwindigkeit erreicht haben. Auch damit
können die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten deutlich verbessert werden. Die Erfolge sind umso größer, je früher die Störung im Lese-Rechtschreib-Verhalten diagnostiziert wird.
Eltern sollten nur in Absprache mit dem Therapeuten mit dem Kind üben. Das Kind darf nicht durch falschen Übereifer überfordert werden genauso wenig wie der Therapieplan durch eigenständiges Üben zu Hause durchbrochen werden darf. Nicht immer hilft viel auch viel. Bedenken Sie, dass Sie hier etwas mit den Kindern üben, was ihnen aller Voraussicht nach keinen Spaß machen wird, da sie es lange ohne Erfolg praktiziert haben. Insofern ist eine enge Absprache zwischen Therapeut und Eltern unabdingbar.
Außerdem empfiehlt es sich für Eltern, erst nach Beendigung der Diktatübung auf den Text zu schauen und nicht schon währenddessen. Nur so gibt man den Kindern auch die Chance, eigenständig Fehler zu finden und aus ihren Fehlern zu lernen. Dies gilt für alle Kinder, aber insbesondere für Legastheniker.
Dyskalkulie: die Rechenschwäche
»Was ist 3 mal 19?«, fragt die Psychologin ein Kind, das immerhin in die sechste Klasse eines Gymnasiums geht. Die Antwort verblüfft: »37.« Die Erläuterung überrascht noch mehr: »3 mal 9 ist 27, und dann ist da noch eine 1, die kommt dazu.« Dieses Kind konnte seine Rechenschwäche bislang durch Auswendiglernen - 5 mal 9 gleich 45 - kompensieren.
Rechenschwäche, die Psychologen auch als Dyskalkulie bezeichnen (in Anlehnung an Dyslexie, der international gebräuchlichen Bezeichnung für Legasthenie), wird oft schnell als Modetrend abgetan. So als wolle man kaschieren, dass einige Kinder weniger begabt sind als andere. Ähnlich wie die Legasthenie handelt es sich aber um eine Teilleistungsstörung, die eine genau umschriebene Leistungsschwäche darstellt. Dyskalkulie zeichnet sich durch eine Schwäche im mathematischen Bereich aus, während das Kind in anderen Fächern meistens keine Schwierigkeiten hat. Im Durchschnitt
haben die davon betroffenen Kinder einen IQ von 100, nur ihr Rechnen-IQ beträgt weniger als 85 IQ-Punkte. Dyskalkulie zeichnet sich insbesondere durch ein mangelndes Verständnis für Zahlen und Mengen aus. Schon in der Grundschule beherrschen die betroffenen Kinder die Grundrechenarten des Addierens, Subtrahierens, Multiplizierens und Dividierens nicht. Im Allgemeinen fällt die Schwäche in der dritten bis fünften Klasse auf. Dann gilt es schnellstens einzugreifen. Informationen und Tipps finden Sie im Anhang: »Literaturhinweise und Adressen«.
Dyskalkulie kann dramatische Folgen für Kinder haben: Frustriert über ihre Leistungsunfähigkeit im Rechnen, fürchten sie den Mathematikunterricht, oft hält man sie für dumm, was sich negativ auf ihr eigenes Selbstbild auswirkt. Häufig resultieren daraus seelische Belastungen und körperliche Beschwerden, in Form von Appetit- und Schlaflosigkeit. In manchen Fällen empfiehlt man den Kindern, auf eine Förderschule zu wechseln.
Die Ursachen für die Rechenschwäche sind nicht bekannt. Es wird vermutet, dass sie neurologischer Art sind, ähnlich wie bei der LRS. Eventuell liegen Defizite im visuell-räumlichen Vorstellungsvermögen und in der Verarbeitung zeitlicher Information vor. Didaktische Fehler im Mathematikunterricht verstärken das Problem nur noch. In der Grundschule werden Zahlen vor allem mit Hilfe räumlicher Informationen vermittelt; anhand eines Zahlenstranges müssen die Kinder Wörter wie »vorwärts«, »rückwärts« oder »davor«, »danach« in die Zahlenwelt übersetzen. Dazu müssen sie aber eine inhaltliche Vorstellung mit diesen Begriffen verknüpfen. Wer hier im räumlichen Vorstellungsbereich Blockaden hat, wird so einen Zahlenstrang nicht verstehen. Entwicklungsverzögerungen in den für räumliche Informationen zuständigen Gehirnarealen sind eine Erklärung dafür, dass den betroffenen Kindern das für Mathematik so wichtige räumliche Vorstellungsvermögen fehlt. Eine andere Erklärung ist, dass der Mathematikunterricht sehr früh schon sehr abstrakt und nicht anschaulich genug unterrichtet wird.
Die Umwelt mathematisieren
Auch für Kinder mit Rechenschwäche muss der diagnostische Blick
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