Wie Kinder heute lernen
eklatanten Lehrermangel zu beheben, kein Befreiungsschlag. Hinderlich für alle Neuorientierungen im Bildungsbereich scheint der Föderalismus zu sein. Aber auch da zeichnen sich neue Wege ab. So wollen einige Bundesländer beim Zentralabitur in Zukunft zusammenarbeiten. Dies könnte ein erster Ansatz für mehr Bildungsgerechtigkeit sein.
4 Hat mein Kind eine Lernstörung?
Die Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) - Dyskalkulie: die Rechenschwäche - Aufmerksamkeitsstörung (ADS/ADHS) - Koordinationsmängel: Wenn Kinder nicht toben lernen - Pubertät ohne Lernzuwachs - Information und Beratung bei Lernstörungen
Kinder sind Spätstarter, altklug, gelangweilt, auf ein Fach oder einen Lehrer fixiert, ein Maltalent, Mathegenie, Sportass, an Freunden interessiert oder verbringen den Nachmittag am liebsten am Computer. So wie jedes Kind eine individuelle Persönlichkeit mit ererbten und erlernten Stärken und Schwächen ist, bringt es auch eine ganz eigene Lernpersönlichkeit mit in die Schule, die sowohl die Auffassungsgabe, Interessen, Motivation, Konzentrationsfähigkeit, Begabungsprofil und Merkfähigkeit beinhaltet. Lernen kann insgesamt von vielen Faktoren beeinflusst werden: Kinder können krank werden, ihre Eltern lassen sich scheiden, ihre Seele gerät aus dem Gleichgewicht. Aber auch Störungen oder das, was Experten darunter verstehen, können sich darauf auswirken. Die Zahlen sind besorgniserregend: Bis zu zwölf Prozent der Kinder leiden an Konzentrationsschwäche, drei bis fünf Prozent davon am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, fünf Prozent an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, und einige Hunderttausend lernen nur mühsam rechnen (Dyskalkulie).
Kinder, die an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder am Aufmerksamkeitsdefizitdyndrom (ADS) leiden, benötigen nahezu immer professionelle Hilfe. Nur Schulpsychologen und Therapeuten sind zusammen mit den Kindern und Eltern in der Lage, das Problem zu erkennen und Lösungsstrategien zu entwickeln.
Jede Mutter und jeder Vater kennt die unterschwellige Angst, etwas könnte mit ihrem Kind »nicht stimmen«. Im Zuge intensiver Diskussionen um das deutsche Bildungssystem mit all seinen Mängeln und einer zunehmenden Globalisierung des Arbeitsmarktes treibt diese Sorge mehr Eltern um als je zuvor. Gerade in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen ist klar, dass eine gute Bildung das beste Sprungbrett in die Zukunft ist. Man will nichts versäumen und jede Schwäche so früh wie möglich ausgleichen. Entsprechend sehen Eltern häufig schon bei kleinsten Auffälligkeiten im Lernverhalten ihres Kindes eine Störung. Kann das Nachbarskind im gleichen Alter nicht schon viel mehr als das eigene Kind? Schreibt die Mitschülerin nicht schneller und schöner und liest viel flüssiger? Andererseits werden in der Hektik des Alltags wichtige Anzeichen einer Lernstörung auch oft übersehen. »Das wird sich geben« oder »Der Lehrer versteht mein Kind eben nicht richtig …« und »Ich konnte selbst nicht so gut rechnen« sind beruhigende Erklärungen, die am Küchentisch entstehen und keine professionelle Grundlage haben. Sicher kennen Eltern ihre Kinder am besten, aber der liebevolle Blick auf das eigene Kind ist vielfach verklärt und voll von Hoffnungen, Wünschen und eigenen Erfahrungen. Dessen sollten Eltern sich bewusst sein. Wie aber findet man hier zwischen Übervorsichtigkeit und Nachlässigkeit den richtigen Weg für das Kind?
Lernstörungen bei Kindern sind ein komplexes und vielschichtiges Thema, das an dieser Stelle nur schlagwortartig behandelt werden kann. Zu fast jedem Einzelphänomen gibt es ein oder mehrere Bücher, die eine bessere und ausführlichere Basis bieten, wie Eltern dem Problem begegnen können. Beobachtet man bei seinem Kind eine mögliche Störung, muss man sich als Eltern fragen, wie gravierend sie ist, ob sie entwicklungsbedingt sein könnte und inwiefern es gerechtfertigt und notwendig ist, mit externer Hilfe einzugreifen. Den Blick objektiv zu schärfen, ohne überzureagieren, ist hier der richtige Ansatz. Während eine ärztliche Routineuntersuchung bei Kindern kein Misstrauen weckt,
reagieren sie aber sehr sensibel, wenn sie zum Schulpsychologen, zur Ergotherapie oder Logopädin gehen müssen. Sie merken, dass sie nicht wie andere Kinder sind, und verfallen möglicherweise in längst abgelegte Verhaltensweisen: sie nässen wieder ein, stottern merklicher und zeigen kurzfristig sogar verschlechterte Bewegungsabläufe. Dieser Umstand darf
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