Wie Kinder heute lernen
(p, q, d, b) oder ähnlich klingende Buchstaben (d und t) verwechselt werden
› Auslassen von Verdoppelungen von Buchstaben
› Schlechte Noten in Diktaten, während in anderen Fächern meist gute Noten vorliegen
› Trotz Übens wird in Diktaten keine oder nur eine geringe Verbesserung erzielt
› Überspringen von Worten oder einer ganzen Zeile beim Lesen
› Fixationsprobleme bei bewegten Objekten
› Wortsilben können nur bei sehr langsamer Aussprache korrekt benannt werden.
Kurz gesagt: Legastheniker haben Schwierigkeiten, Buchstaben zu unterscheiden, Buchstaben zu Lauten zu ordnen, Silben zu erkennen, mehrere Buchstaben und Silben zu einem Wort zu verbinden und diese Buchstaben-Laut-Kombination zu entschlüsseln. Man vermutet, dass die betroffenen Kinder im Wesentlichen drei Schwierigkeiten haben, die vor allem in Problemen der Seh- und/oder Hörverarbeitung des Gehirns begründet sind:
Zum einen können sie ihre Augenbewegungen nicht präzise kontrollieren; sie leiden also in erster Linie unter einer Störung der Blicksteuerung, die vom Gehirn kontrolliert wird. Dadurch können sie Wörter und Sätze nicht in gleicher Art und Weise erfassen wie ihre Altersgenossen. Die Legasthenie ist aber nicht im Auge selbst begründet. Die Augenmuskeln sind genauso schnell wie bei nicht betroffenen gleichaltrigen Schülern - entsprechend wird das Problem von vielen Augenärzten nicht erkannt. Gesteuert wird die komplizierte Motorik des Auges vom Stirnlappen, einem Areal der Großhirnrinde hinter der Stirn. Mit anderen Worten: »Nicht das Fahrzeug ist defekt, sondern der Fahrer kann es nicht steuern.«
Mit der Legasthenie verwandt ist die Schwäche einer Reihe von betroffenen Kindern, simultan die Anzahl der Dinge im Blickfeld zu erfassen. Selbst bei kurzen Wörtern fällt es ihnen schwer, die Anzahl der Buchstaben zu nennen oder zu bestimmen, ob auf einem Schreibtisch drei oder fünf Bücher liegen. Die Simultanerfassung ist eine besondere Leistung des Sehsystems und ist beim Lesenlernen und beim schnellen Erkennen von Wörtern wichtig.
Die dritte Ursache kann eine Beeinträchtigung der Hörverarbeitung von Lauten, Silben und Wörtern sein, z. B. wenn Kinder nicht imstande sind, verschiedene Silben und Laute voneinander zu unterscheiden. Vor allem die Lautverarbeitung scheint dann langsamer zu erfolgen, was bei schnell gesprochenen Silben und Wörtern, die dazu in der Umgangssprache nicht richtig voneinander lautlich getrennt sind, zu Problemen in der Sprachwahrnehmung führt. Wenn Worte nicht richtig mit all ihren Silben gehört werden, ist es schwierig, sie richtig zu schreiben.
Gute Trainingsprogramme
Über Diagnose und Therapieverfahren kann man sich bei den im Anhang angegebenen Adressen informieren. Fest steht: Den meisten Legasthenikern kann mit gezielten Übungen geholfen
werden, ihre Wahrnehmungsdefizite zu korrigieren. Beispielhaft sei hier das Trainingsprogramm des Freiburger Blicklabors (im Internet: www.blicklabor.de ) genannt, das aus drei einfachen Übungen am Computer besteht:
Eine Übung ist, einen Buchstaben zu verfolgen, der abwechselnd mit verschiedenen Orientierungen erscheint: mal auf dem Kopf, mal seitwärts, mal aufrecht. Die Kinder sollen angeben, welche Position der Buchstabe am Ende des Tests eingenommen hat. Bei dieser Übung müssen die Kinder den Punkt, an dem der Buchstabe erscheint, permanent fixieren.
Die zweite Übung ist ähnlich, nur dass hier die Position des Buchstabens auf dem Schirm wechselt und die Kinder mit ihren Augen den Buchstaben hinterherspringen müssen. Dies trainiert den optomotorischen Reflex.
Bei der dritten Übung müssen die Kinder die gleiche Aufgabe erledigen, aber einem Störreiz widerstehen. Hier ist besonders der Stirnlappen gefragt, der die Augenbewegung zum Ablenkreiz unterbinden muss, damit nicht eine entscheidende Drehung des Buchstabens verpasst wird.
Jede der drei Übungen wird einmal am Tag durchgeführt, und zwar 200 Mal. Das dauert lediglich zehn bis 15 Minuten. Schon nach drei bis sechs Wochen absolvieren Kinder Lesetests wesentlich besser als vor dem Training.
Auch Legastheniker mit einer Störung der Lautverarbeitung profitieren von solchen Trainingsprogrammen. Bei ihnen ist vor allem die zeitliche Verarbeitung von Hörinformationen beeinträchtigt. Man erreicht bereits einen Trainingseffekt, indem man die normale Sprechgeschwindigkeit verlangsamt. Auch dies kann wieder am Computer erfolgen, an dem ein Sprecher (in dem Fall ein
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