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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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beeinflusst, welche wiederum bei sportlicher Betätigung vermehrt ausgeschüttet werden. Wer sich körperlich betätigt, tut also in vieler Hinsicht etwas für seinen Geist: Er baut zum einen Stress ab, der potenziell, wenn er zu lange in Form von Cortisol auf das Gehirn einwirkt, zum Nervenzelltod führen kann (siehe auch Kapitel 2.5, »Mit Stress gut umgehen«). Zum anderen aktiviert Sport das Belohnungssystem des Gehirns, was zu Glücksempfinden und Euphorie, in jedem Fall aber zu einem Gefühl des Wohlseins und der Entspannung führt.

Gier nach Neuem
    Kinder lieben Neues. Und die Neugier überwiegt fast immer die Angst. Diese kindliche Neugierde muss man nicht erzeugen, vielmehr müssen Eltern - und später Lehrer - alles dafür tun, sie am Leben zu halten. Schon wenige Wochen nach der Geburt kann ein Baby zwischen Bekanntem und Unbekanntem unterscheiden. Entsprechend ist sein Wiedererkennungsgedächtnis bereits in der Lage, Neues von Altem zu unterscheiden. Das größere Interesse gilt jedoch, selbst ganz am Anfang des Lebens, immer dem Unbekannten. Auch dieser Prozess dient der Reifung des Gehirns, denn die Suche nach Neuem sorgt dafür, dass die sich entwickelnden Synapsen ständig beschäftigt sind.
    Neues ist für das Gehirn und damit für die Gehirnentwicklung anregend. Deshalb sollten Eltern ältere Spielsachen aus dem Blickfeld ihres Kindes entfernen, wenn es zu Weihnachten oder zum Geburtstag neue geschenkt bekommt. Die Spielsachen lassen sich beispielsweise in verschiedenen Kisten verstauen, von denen man dem Kind wöchentlich immer nur eine zu öffnen erlaubt. Genauso kann die Neugierde eines Kindes entfacht werden, indem man immer mal wieder vertraute Gegenstände in einer neuen Umgebung präsentiert. Ein aufschlussreiches Experiment, das jeder leicht zu Hause durchführen kann, ist das folgende: Transportieren Sie ein Kuscheltier aus dem Bett Ihres Kindes spaßeshalber in die Küche und setzen es auf den Küchenschrank. Oder lassen Sie es die Mathematikaufgaben ausnahmsweise einmal im Badezimmer machen. Ihr Kind wird überrascht, erstaunt, vielleicht auch irritiert sein, aber mit Sicherheit wird es sich diese Begebenheit lange merken und sich immer wieder daran erinnern. Kinder wie Erwachsene verbinden Aktivitäten mit dem Kontext, in dem sie verrichtet werden. Entsprechend ist ein neuer Kontext auch eine neue Lernsituation. Dem Kind in regelmäßigen Abständen Neues zu bieten, bedeutet keineswegs, ständig Spielsachen kaufen zu müssen. Dem Verlangen des Kindes nach Neuem können Eltern und Verwandte ganz einfach,
wie oben beschrieben, mit kostenneutralen Tricks begegnen. Die Kreativität von Kindern lässt sich leicht anregen - etwa indem man ihnen Dinge des täglichen Lebens überlässt, damit sie mit ihnen experimentieren. Küchenutensilien eignen sich als Schlagzeug, Lebensmittel als chemisches Laboratorium, wenn man z. B. Bonbons selbst herstellt. Wir sollten Kindern aber auch die Möglichkeit geben, sich eine Zeit lang mit einem Gegenstand zu beschäftigen und ihre volle Aufmerksamkeit darauf zu richten. Kinderbücher - sowohl fesselnde Geschichten als auch Sachbücher - können hier eine wertvolle Hilfe sein.
Schmiermittel für den Geist
    Innige Beschäftigung mit einem Gegenstand geht oft einher mit einem Gefühl tiefster Befriedigung. Wer motiviert ist, kann sich lange konzentrieren, seine Aufmerksamkeit bleibt wach und zielgerichtet, sei es beim stundenlangen Bauen eines komplizierten Spielzeugkrans oder beim Vorlesen eines spannenden Buchs oder Comics.
    Hier wiederum kommt dem Gehirnbotenstoff Dopamin hohe Bedeutung zu. Er ist eine Art Schmiermittel für den Geist. Mit Dopamin reagieren wir schneller, denken effektiver und kreativer, bilden leichter Assoziationen und verarbeiten Informationen schneller ( Abb. 2 ). Wie aber verhält es sich mit der Aufmerksamkeit, wie wird sie im Gehirn generiert, und wie kann man sie fördern?
    In diesem Zusammenhang gilt es zwei Arten von Aufmerksamkeit zu unterscheiden. Und beide sind für Kinder ganz besonders wichtig: Unter der allgemeinen Aufmerksamkeit (Vigilanz) ist eine generelle Aktivierung des Gehirns, mit anderen Worten: Wachheit, zu verstehen. Mit zunehmender Erregung nimmt die Leistungsfähigkeit unserer Wahrnehmung und unseres Lernvermögens zu. Entsprechend ist ein bestimmter Grad an Anspannung vor der Schulaufgabe also durchaus förderlich und
notwendig. Zu viel Erregung (Aufregung) dagegen ist schädlich für die generelle

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