Wie Kinder heute lernen
Zeitablauf des Tages
› zu lange Arbeitsphasen
› Pubertät (hier organisiert sich das Gehirn neu und davon betroffen sind vor allem Areale, die Aufmerksamkeit und Konzentration koordinieren; siehe auch Kapitel 4)
› Überforderungsgefühl (Angst, Erwartungs- und Leistungsdruck).
Vor allem sollten Eltern berücksichtigen, dass Aufmerksamkeit eine Leistung des Gehirns ist, die einen hohen Energieverbrauch hat. Entsprechend müssen die Länge der Konzentrationsphasen und der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben sehr gut dosiert sein. So beträgt die Fähigkeit, sich am Stück zu konzentrieren, bei sechsjährigen Kindern lediglich 15 Minuten, bei neunjährigen Kindern 20 Minuten, bei Elfjährigen 30 Minuten. Beanspruchen die gestellten Aufgaben mehr Zeit, ist es ratsam, Pausen einzulegen, die in vielen Fällen nicht länger als fünf Minuten sein müssen, wenn sie mit Bewegung, frischer Luft und Flüssigkeitsaufnahme verbunden sind. Diese Maßnahmen steigern den Blutdruck und sorgen für eine Entspannungsphase. Nach zwei bis drei Pausen ist in der Regel jedoch eine Unterbrechung von mehreren Stunden angebracht. Hier ist es kontraproduktiv, vom Kind mehr zu verlangen, als es leisten kann. Die Unlust auf das Lernen würde steigen, und das Ziel wäre verfehlt. Geduld und Pausen sind sinnvoller und zielführender als Strafen oder Süßigkeiten, mit denen man dem Kind etwas Gutes tun will.
Maßnahmen, um konzentriertes Verhalten zu fördern, sind:
› Leistungs- und Begabungsgrenzen von Kindern respektieren
› Regelmäßigkeit und Routine im strukturierten Tagesablauf
› aktives Freizeitverhalten mit viel Bewegung
› klare Regeln mit den Kindern vereinbaren, was wann wie lange gemacht werden soll
› Eigenverantwortung der Kinder für die Hausaufgaben und das Lernen für Klassenarbeiten so früh wie möglich fördern.
Im Unterschied zu Konzentrationsstörungen ist eine Konzentrationsschwäche, wie sie beim Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) vorliegt, ein Dauerzustand. Hier sollten Eltern Fachleute
(Ärzte, Psychologen, Pädagogen) sowohl für die Diagnose als auch mögliche Therapie zurate ziehen (siehe auch Kapitel 4, »Hat mein Kind eine Lernstörung?«).
FAZIT
Unser Gehirn bewertet ständig aktuelle, aber auch zukünftige Situationen. Dabei spielt das vor allem mit dem Neurotransmitter Dopamin agierende Erwartungs- und Belohnungssystem des Gehirns eine entscheidende Rolle. Dieser kleine Verbund verschiedener Gehirnareale verrechnet innere wie äußere Faktoren, die vom Gehirn als Belohnung empfunden werden. Das Resultat dieser Berechnungen hat einen großen - oft unbewussten - Einfluss auf die Motivation und Konzentration, auf die Ausdauer und Leistungsfähigkeit eines Kindes. Ob etwas als positiv bewertet wird, hängt unter anderem vom Kontext einer Situation ab. Ob eine Tätigkeit in ihrem Verlauf belohnt wird oder nicht, spielt ebenso eine Rolle wie das Ergebnis. Hierbei ist entscheidend, ob das Resultat eines Denkvorgangs oder einer Handlung besser ausfällt als erwartet. In diesem Fall hat das den größten Belohnungseffekt für das Gehirn. Es bestimmt maßgeblich, was wir uns in einer konkreten Situation merken können, und nimmt Einfluss darauf, was wir zukünftig lernen wollen, welche Situationen wir meiden und welche wir suchen werden. Für eine erbrachte Leistung von den Eltern belohnt zu werden ist für Kinder hier nur einer von vielen Faktoren, um ihre Konzentration und Motivation zu fördern - und oft nicht der wichtigste.
ANREGUNGEN FÜR ELTERN
• Belohnungen für gute Schulnoten sind zwar eine gut gemeinte, aber riskante Idee und sollten daher die Ausnahme bleiben. Denn: Eigene innere Motivatoren sind bei Schülern ungleich stärker als von außen gesetzte. Wer seinen Kindern dennoch etwas Gutes tun möchte, sollte die Belohnung variieren und ihnen mal mit einem Ausflug, ein andermal mit einem Kinobesuch, neuen Malfarben oder abendlichem Monopolyspielen eine Freude machen. Nur in Ausnahmefällen sollte man zu Geld oder Süßigkeiten greifen, will man das Kind für eine erbrachte Leistung entschädigen.
• Eltern sollten ihren Kindern immer das Gefühl geben, dass sie deren Leistungen auch anerkennen - und zwar unabhängig von Belohnungen anderer Art. Manchmal sind es kleine Gesten wie das Aufhängen von Bildern und anderen Bastelarbeiten, die die Kinder gemacht haben, oder wenn man bei einem bestimmten Thema, das die Kinder gerade in der Schule bearbeitet haben, sie um ihre Meinung
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