Wie Kinder heute lernen
Sprachjahre hinweg Fehler, die sich aber bei fast allen Kindern von selber ausgleichen. Entsprechend brauchen Kinder keinen speziellen Sprachunterricht, um ihre Muttersprache korrekt zu lernen - sie wächst ihnen regelrecht zu. Aber: Ohne vielfältigen Sprachinput lernen auch die klügsten Kinder nicht die Sprache! Dafür genügt, wenn Eltern mit ihnen reden - und das sollten sie ausgiebig und möglichst korrekt tun. Bei auffälligen sprachlichen Entwicklungsverzögerungen sollte man allerdings sachkundige Hilfe zurate ziehen.
Sprachbegabung ist nur zu 50 Prozent erblich bedingt. Schulische Fähigkeiten wie Lesen und korrektes Schreiben nur zu
20 Prozent. Hier sind also Erfahrungen und Lernen von klein an der Schlüssel zum Erfolg. Sprachgewandtheit, Ausdrucksfähigkeit und die Lust am Formulieren kann man seinen Kindern durchaus nahebringen und mit ihnen üben. Es lohnt sich für das ganze weitere Leben, nicht nur für die Schulzeit. Und wenn der Sprössling kaum spricht, sollte man sich keineswegs mit oberflächlichen Erklärung wie »Onkel Ernst war auch immer so mundfaul« zufriedengeben, sondern handeln und den Kinderarzt nach möglichen diagnostischen Verfahren für eine Sprachstörung befragen (ohne zu diesem frühen Zeitpunkt einem Kind das Gefühl zu geben, es könnte mit ihm etwas nicht stimmen).
Bitte vorlesen!
Bei allen Untersuchungen über Schulleistungen und berufliche Qualifikationen haben sich zwei Faktoren als besonders bedeutsam erwiesen: zum einen eine sozial-emotionale Komponente, also die Bindung der Kinder an das Elternhaus, umschrieben mit Liebe, Wärme und Zusammenhalt; und zum anderen die Lesekompetenz. Und die kann man trainieren und verbessern, denn Lesefähigkeit und Leseverständnis sind nur zu 20 Prozent genetisch bedingt. Sie hängen im Wesentlichen von elterlichen Einflüssen ab, und weniger von der Schule. Kinder lesen dann viel und gut, wenn
› die Eltern ihnen regelmäßig vorlesen
› das Anfangsinteresse für Bücher schon vor dem Kindergarten geweckt wurde
› sie vor dem zwölften Lebensjahr anfangen, selber Bücher zu lesen.
Gerade deshalb ist es bedauerlich, dass heutzutage so wenig vorgelesen wird. Während 1992 in Deutschland immerhin 50 Prozent aller Eltern ihren Kindern vorgelesen haben, machten sich dies 2007 nur noch 25 Prozent aller Eltern zur Aufgabe.
Mit anderen Worten: In drei von vier Haushalten wird Vorlesen nicht als wichtig erachtet! Entsprechend wenig überrascht denn auch die Tatsache, dass sich der Anteil derjenigen, die täglich lesen, in den letzten zehn Jahren halbiert hat. Wie die PISA-Studie herausgefunden hat, kommt jeder vierte 15-jährige Schüler beim Lesen über das elementare Niveau nicht heraus. Jeder zehnte Schüler hat Schwierigkeiten, die Information eines Satzes zu beschreiben und den Hauptgedanken zu benennen. Umgekehrt konnte in der PISA-Studie gezeigt werden, dass wer ein gutes Leseverständnis hat, auch in anderen Schulqualifikationen überdurchschnittlich gut abschneidet. Lesen zählt also zu den Kernkompetenzen eines Schülers, das in viele andere Fächer hineinwirkt. Die größten Konkurrenten für das Lesen sind Fernsehen, Computer und Spielkonsolen, die anders als vorgelesene und gelesene Geschichten weder die Konzentrationsfähigkeit noch die Fantasie beflügeln.
Wie wichtig die Lesekompetenz für Kinder ist und wie unentbehrlich Eltern neben der Rolle der Schule in der Vermittlung der Lesefähigkeit und des Leseinteresses für Kinder sind, kann gar nicht genug betont werden. Entsprechend sei an dieser Stelle auf eine ebenso interessante wie lohnenswerte Aktion zur Förderung der (Vor-)Lesekultur hingewiesen: »Wir lesen vor« der Stiftung Lesen www.wir-lesen-vor.de ; Tel.: 06131/28 89 00 oder: www.deutschland-liest-vor.de
Fremdsprachen lernen: Nutzen und Kosten
Der sechsjährige Daniel beherrscht vier Sprachen. Er lebt in der Nähe von Brüssel, im flämischsprachigen Teil Belgiens. Seine Mutter spricht Deutsch mit ihm, sein Vater Englisch, in der Schule wird auf Flämisch und Französisch unterrichtet. Nach anfänglicher Sprachverwirrung redet Daniel ohne Probleme akzentfrei und manchmal, je nach Gesprächspartner, in ständigem
Wechsel alle vier Sprachen. Er ist also bestens gerüstet für die globalisierte Zukunftswelt.
Die Forderung an die Eltern und das Schulsystem ist klar: Jeder soll mindestens zwei Sprachen lernen, möglichst früh, möglichst umfassend, möglichst von selbst. Gute Schulen und engagierte Eltern sind
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