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Wie kommt das Salz ins Meer

Wie kommt das Salz ins Meer

Titel: Wie kommt das Salz ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Schwaiger
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Hochschulen kommt und unterrichtet, ja nichts mehr taugt. Heute wird doch schon jeder zu einem Hochschulstudium zugelassen. Sogar Arbeiter, wenn sie die Arbeitermatura machen. Können Sie sich vorstellen, sagt er, daß man zu einem Arzt geht, der früher Arbeiter war, diese Arbeitermatura gemacht hat, und vor so einem soll man sich ausziehen? Der Lateinprofessor trägt lederne Kniehosen und eine weinrote Jacke mit Silberknöpfen. Und warum soll ich einen Lungenkrebs haben, wo ich seit Jahrzehnten nicht mehr rauche? Er sagt, daß Rolf immer der beste Schüler war. Und Gnädigste haben ja schon als Gymnasiastin gewußt, daß Sie nicht geboren sind für das Akademische. Er küßt mir die Hand, und ich wünsche ihm baldige Pensionierung.
     
    Schau, was ich dir gebracht habe!
    Ich will keinen Hund.
    Natürlich, so muß es ja sein. Rolf will mir eine Freude bereiten, indem er sich einen Jagdhund kauft, und ich wehre mich dagegen, in einer Wohnung ohne Garten ein Tier zu halten. Ich dachte, du seiest tierliebend, sagt er. Eben weil ich tierliebend bin. Aber nun hat er ihn schon gekauft, so einfach ist das: Geht und kauft, weil er etwas Lebendes haben will, und weil seine Frau ihm bis jetzt nicht verkündet hat, daß sie guter Hoffnung ist, und wir streicheln das braungesprenkelte Fell, versöhnen uns über den spitzen Zähnchen und der rosigen Zunge, über diesen mißtrauischen Augen unter Hundefalten, das Tier ist reinrassig, weil man das am Gaumen sieht, auch am Preis, und Rolf will ihn gut abrichten, und ich darf ihm einen Namen geben. Laurence? Laurence geht nicht, er muß mit B beginnen. Blitz? Wie kommst du auf Blitz? Da gab es einen Hund, der hatte ein Frauchen, aber kein richtiges Heim, und eines Tages wurde Blitz erschossen aufgefunden im Wald, und das Frauchen ärgerte sich, daß man ihr, wenn man schon den Hund, der ihr Besitz gewesen war, abgeknallt hatte, den Kadaver nicht früher gebracht hatte. Sie hätte sich gern einen Bettvorleger daraus gemacht. Also taufen wir ihn Blitz und machen alles wieder gut. Aber bitte verwöhn ihn nicht, sagt Rolf, und wenn du dich nicht freust, dann kaufe wenigstens jeden zweiten Tag Fleisch für ihn. Das ist doch nicht zuviel verlangt? Aber ich freue mich doch! Freust du dich wirklich? Ja!
    Blitz winselt, wenn Rolf sich ihm mit der Leine nähert, eins, zwei, drei, Strafe muß sein. Bis so ein Vieh zimmerrein ist, heißt es nachhelfen. Er ruiniert uns ja den Fußboden. Verstehst du nicht, daß er parieren muß? Das geht nicht anders. Man kann mit einem Hund doch nicht diskutieren! Aber das begreifst du nicht. Hat Rolf auch nicht erwartet, daß ich seine Erziehungsmittel begreife. Ich soll das also ihm überlassen. Und der Hund ist noch so blöd, Rolfs Hand zu lecken, wenn die Züchtigung vorbei ist! Er wird demütig. Wedelt pünktlich und ausdauernd, stößt ein Glas um, wenn er neben dem Rauchtisch seiner Freude unvorsichtig Ausdruck verleiht, bekommt dafür gleich eins auf die Schnauze, ja, er soll es nur lernen, was macht man denn mit einem Hund, der dauernd Schaden anrichtet? Und zum hundertstenmal: Laß ihn nicht frei in der Wohnung herumlaufen, wenn du beschäftigt bist! Sag nicht wieder, daß das Tier einen Garten braucht. Mehr fällt dir ja nicht ein.
    Blitz hat seinen ordentlichen Wohnsitz im Gästeklo. Auf einer alten Autodecke darf er schlafen. Mit der Leine an den Mauerhaken gebunden, darf er warten. Er freut sich, wenn jemand heimkommt. Man hört das Schwanzklopfen schon im Stiegenhaus. Wenn er ruhig liegenbleibt und nicht an der Leine zerrt, wird er zur Belohnung losgebunden. Aber er darf erst aus dem Klo kommen, wenn Rolf das Stichwort gegeben hat. Und wenn Rolf ihn losbindet und auf das Stichwort vergißt, dann sitzt der Hund und wartet. Hebt den Kopf, legt ihn schief, lauscht, legt sich nach einer Weile wieder hin. Bis man sich erinnert, daß es ihn gibt. Dann schießt er heraus, springt an Herrchen empor, wird freundlich getadelt, und du, du sei nicht sentimental. Ein Hund hat nicht die Gefühlsskala eines Menschen. Was sollten erst die Kanarienvögel in ihren Käfigen sagen? Sie sagen nichts. Eben.
    Blitz fürchtet sich vor den Autos. Er sitzt klein und störrisch an der Hausmauer und zittert. Er fürchtet auch den Mann, der die Straße kehrt. Sosehr ich auch an der Leine ziehe und verharmlose, er wehrt sich, will nicht laufen, nur sitzen und zittern. Wo doch in der Gebrauchsanweisung steht, daß diese Rasse dreißig Kilometer am Tag zurücklegt. Außerdem

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