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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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mit Informationen, Plänen, Anweisungen, um diese schwierige Aktion zum Erfolg zu führen.
    Sie hatte am Morgen ihr Attest an Kriminaloberrat Becker gefaxt und an die Personalabteilung. Hatte mit ihren Kindern gefrühstückt und so getan, als wäre die Anweisung, nach Florenz zu fliegen, mitten in der Nacht gekommen. Danach hatte sie mit Baumann telefoniert, der keine besonderen Vorkommnisse meldete. Von Dr.   Petrovic war nichts zu sehen und zu hören. Laura ordnete weitere Überwachung an, packte ihren Rucksack – brauchte ja nicht viel, würde vielleicht schon um Mitternacht zurück sein. Ignorierte das Virus. Es war noch immer da, das spürte sie, verhielt sich aber im Augenblick unauffällig.
    Trotz der Windböen setzte die Maschine erstaunlich sanft auf, Laura ließ die Armlehnen los und zog einen kleinen Spiegel aus der Außentasche ihres Rucksacks. Auf Angelos Anregung hin hatte sie ihr Aussehen verändert, die Haare hochgesteckt, sich stärker geschminkt, eine Brille mit getönten Gläsern aufgesetzt. Statt des langen eleganten Mantels trug sie eine pelzbesetzte Lederjacke, die Luca vor einem Jahr abgelegt hatte, einen schwarzen Rollkragenpullover, Jeans und bequeme Stiefel. Laura mochte sich nicht mit hochgesteckten Haaren. Sie fand, dass Hochfrisuren ihre Persönlichkeit beschädigten, weil sie auf unerfindliche Weise sofort ganz brav aussah.
    Deshalb zog sie schnell noch ihre Lippen mit einem beinahe orangefarbenen Stift nach. Der junge Mann im Sitz neben ihr grinste und schaute verlegen weg.
    Wahrscheinlich findet er, dass eine alte Kuh wie sie keinen orangefarbenen Lippenstift benutzen sollte, dachte Laura. Hat er ja auch Recht! Inzwischen war sie gespannt auf Angelos Reaktion   … wieder eine Möglichkeit, ihn ein bisschen besser kennen zu lernen. Sie ließ den anderen Passagieren den Vortritt, verließ als eine der Letzten die Maschine, den Rucksack über der Schulter.
    Als sie die Ankunftshalle betrat, lehnte Guerrini tatsächlich an einer Säule, und auch er trug eine dunkle Brille. Da er gerade nicht in ihre Richtung blickte, schlich Laura zur Seite und näherte sich seiner Säule von hinten.
    «Nennen Sie mir Ihr Codewort, Commissario!», sagte sie leise und bemühte sich um ein heiseres Timbre.
    «Sie brauchen sich keine Mühe zu geben, Signora. Ich habe die Uccellini längst gesehen, wollte Ihnen nur die Freude nicht verderben!» Er drehte sich halb zu ihr um, schob die dunkle Brille auf die Nasenspitze und lachte sie mit seinen Augen an. «Du siehst schrecklich aus, Laura! Wir werdenkeine Schwierigkeiten haben, dich in den Transfer einzuschleusen!»
    «Und du siehst aus wie ein Mafioso. Weißt du eigentlich, welcher Satz im Italienischbuch meines Sohnes Luca steht?
Gli uomini con occhiali neri hanno l’anima nera
. Männer mit dunklen Brillen haben schwarze Seelen.»
    «Purer Rassismus!», antwortete er und lachte. «Darf ich den Arm um dich legen, oder hast du wieder deinen Aufpasser mitgebracht? Davon abgesehen ist es die beste Tarnung, wenn ich den Arm um dich lege – am besten küssen wir uns, während wir durch die Halle zum Taxi gehen.»
    «Der Lippenstift ist verdammt   …»
    Guerrini legte entschieden den Arm um sie und küsste sie, während er sie zum Ausgang führte. Draußen schob er sie blitzschnell in ein Taxi, sprang neben sie und sagte: «Schnell, fahren Sie!» Er drehte sich um und beobachtete den Ausgang des Flughafens, bis der hinter den anderen Autos verschwand. Endlich atmete er erleichtert auf und wandte sich Laura zu. «Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass der Kerl mir doch gefolgt ist. Aber ich hab mich wohl getäuscht.»
    «Welcher Kerl?»
    «Ich war im Grunde den ganzen Tag damit beschäftigt, ihn abzuhängen. Dabei bin ich mir nicht mal sicher, ob mir tatsächlich jemand gefolgt ist. Es ist nur so, dass er mich heute schon fünfmal auf meinem Handy angerufen hat und ständig Warnungen loslässt: Trau dieser Contessa nicht! Sie hat Flavio auf dem Gewissen! Und dann hat er eine lange, komplizierte Geschichte erzählt. Beim letzten Anruf sagte er, dass ich bei den Transfer-Damen auf anständige Kleidung achten soll. Es sei nicht gut, wenn sie im Zug sofort als Nutten auffallen würden   …»
    «Warte mal!», unterbrach ihn Laura. «Sagtest du, dass er besonders viel redet?»
    «Ja, ich hab ihn auch aufgenommen mit meinem klugen kleinen Apparat. Warte!» Guerrini nahm sein Handy, drückte ein paar Knöpfe. «Ich hoffe, es klappt. Diese verdammten Knöpfe werden

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