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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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die andere einen Augenblick ihre Überlegenheit verlor, nervös im Kaffee zu rühren begann. Aber Lauras Magen krampfte sich kurz zusammen, während sie überlegte, ob es wohl Flavio war, von dem die blasse Frau ihre Informationen hatte. Sie beschloss die Drohung zu ignorieren, diplomatisch vorzugehen.
    «Hören Sie, Natali. Es geht mir nicht darum, Ihre Organisation völlig in Frage zu stellen. Es geht mir darum herauszufinden, wer zwei Frauen ermordet hat und warum! Ich dachte, auch Ihnen ginge es um genau diese Fragen! Oder stören die Morde nur die guten Geschäfte?»
    «Welche Geschäfte? Wovon reden Sie überhaupt? Wir geben den Frauen ihre Freiheit wieder! Sprechen Sie doch mit ihnen. Bei uns wird niemand zu irgendwas gezwungen! Die Frauen können entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Aber das habe ich Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung gesagt!»
    Laura nickte, tunkte ein Stück Weißbrot in das Öl auf dem Vorspeisenteller.
    «Ja, das haben Sie gesagt, und möglicherweise stimmt das auch. Trotzdem ist das, was Sie da tun, ebenfalls Menschenhandel   …»
    «Keineswegs. Es ist alles völlig legal. Die Frauen haben Touristenvisa, sind meistens sowieso nur auf der Durchreise   …»
    «Du meine Güte! Für wie blöd halten Sie mich eigentlich, Natali? Menschenhändler lassen ihre Frauen nie ohne Touristenvisa einreisen. Es wäre ja völlig gegen die Geschäftsinteressen, mit Illegalen zu arbeiten. Da müssen Sie sich schon bessere Argumente einfallen lassen!»
    Natali strich mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand über eine erhobene Ader auf ihrem linken Handrücken.
    «Es ist nicht alles so schwarz-weiß oder gut-böse, wie Sie es gern möchten, Hauptkommissarin. Es ist viel komplizierter. Aber auch das habe ich Ihnen schon bei unserem ersten Gespräch gesagt. In dieser Welt muss man alle Wege ausnutzen, um ein klein wenig zu erreichen.»
    «Meinen Sie in finanzieller Hinsicht oder in humanitärer?», fragte Laura.
    Natali starrte jetzt genau in Lauras Augen. Ihre Oberlippe zuckte ein wenig. «In beiderlei Hinsicht!», antwortete sie verächtlich.
    Laura nickte. «Dachte ich mir!», murmelte sie, während sie nach ihrem Lederrucksack griff, in dem ihr Handy zubrummen und zu vibrieren begonnen hatte. Sie warf einen Blick auf die Nummer im Display. Guerrinis Nummer. Laura zögerte, den Anruf entgegenzunehmen. Wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt für ein privates Gespräch. Doch einer plötzlichen Eingebung folgend drückte sie auf das Knöpfchen, sagte:
«Pronto!»
    «Günstig oder ungünstig?», fragte Guerrini.
    «Ungünstig!»
    «Ermittlung?»
    «Mitten drin!»
    «
Bene!
Ich sag dir nur ganz kurz, was los ist: Letzte Nacht habe ich Flavio gefunden. Gleich neben dem Bahnhof. Man hat ihn niedergestochen. Er liegt nach einer Notoperation auf der Intensivstation und ist noch nicht außer Lebensgefahr. Ich hab mich im Hintergrund gehalten, bleibe aber noch in Florenz, weil ich nach den bewussten Damen sehen will. Ich habe seinen Autoschlüssel und den der Wohnung, die wir besucht haben. Hoffentlich finde ich sie wieder.»
    Laura antwortete nicht gleich, sah den jungen Menschenretter vor sich, der ihnen so trickreich und mit einer Menge Humor die Tickets für die Boboli-Gärten angedreht hatte. Und erst in diesem Augenblick passierte etwas in ihrem Inneren, es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Dieser entfremdete Fall mit entfremdeten Menschen hatte sich gewendet, machte Laura zum ersten Mal wirklich betroffen.
    «Danke!», sagte sie. «Ich ruf dich später an, und dann erzählst du mir die Einzelheiten! Pass auf dich auf!»
    «Du auch!», antwortete Guerrini.
    Langsam legte Laura das Telefon neben ihre Tasse.
    «So, Signora Natali!», sagte sie. «Nun wird die Angelegenheit noch ein Stück ernster. Sie sollten nicht mehr in Andeutungen sprechen. Ihr wunderbarer Verbindungsmann mit dem Codewort Uccellini ist tot. Er wurde vor dem Bahnhofvon Florenz erstochen aufgefunden! Ich würde jetzt gern hören, was Ihnen dazu einfällt!» Laura hatte bewusst übertrieben, um die blasse Frau zu erschrecken und vielleicht Flavio zu schützen. Niemand wusste im Moment, von wem die Gefahr ausging.
    Die blasse Frau reagierte anders, als Laura erwartet hatte, sie wurde noch blasser, schloss kurz die Augen, rief dann den Kellner und bat um ein Glas Wasser.
    «Die Kette ist unterbrochen   …», sagte sie endlich mit ihrer brüchigen tiefen Stimme. «Ich weiß nicht, was da passiert. Alles ist außer

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