Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
und das ist ein anerkanntes Meisterwerk. Aber es ist schwierig. Hammett hat sich in diesem Roman allergrößte Mühe gegeben, den Leser durch Gesten, Manierismen und Mimik mit den Figuren vertrauter zu machen.
DIE MODIFIZIERTE OBJEKTIVE
ERZÄHLPERSPEKTIVE
Eine Möglichkeit, mehr Vertrautheit herzustellen, besteht in der modifizierten objektiven Erzählperspektive. Hier erhebt der Erzähler zwar nicht den Anspruch, die inneren Vorgänge der Figur zu kennen, aber er stellt Vermutungen darüber an. Manchmal erweisen sich diese Vermutungen als falsch, dann haben wir das, was man als »unzuverlässigen Erzähler« bezeichnet hat. Mit anderen Worten, bei dieser Erzählperspektive beschreibt der Erzähler ganz ehrlich, was vor sich geht, was jeder vernünftige Beobachter sehen würde, und zieht daraus die gleichen Schlüsse, die auch der Leser ziehen würde. Solange der Autor den Leser nicht täuscht, ist das in Ordnung. Jedoch ein unzuverlässiger Erzähler, der lügt oder nicht alle Informationen preisgibt, die er preisgeben sollte, ist für die meisten Leser nicht akzeptabel.
Hier ist ein Beispiel für die modifizierte objektive Perspektive mit einem unzuverlässigen Erzähler, der nicht mogelt:
Phoebe wachte an jenem Morgen grimmig auf. Sie hatte unruhig geschlafen. Wahrscheinlich hatte sie wieder schlecht von Charlie geträumt. Vielleicht hatte sie sich erkältet. Niemand weiß das genau. Man fand später heraus, daß sie an diesem Tag mit dem alten Chevy Pick up in die Stadt fuhr und für achtzehn Dollar einen gebrauchten .38er Colt und eine Schachtel Patronen kaufte. Der Verkäufer sagte, sie habe einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen gehabt, voller Haß. Was für Gedanken müssen ihr durch den Kopf gegangen sein, als sie zu dem alten Haus nach Tucker hinausfuhr. Vielleicht schössen ihr Bilder von ihrem Mann, im Bett mit einer anderen Frau, wie Blitzstrahlen durch den Kopf. Sicher hat sie gedacht: Ich werde das Miststück töten! Und dann, als sie in kalter, blinder Wut durch die Tür trat, richtete sie den Colt auf die beiden und zog immer wieder den Abzug durch …
Obwohl die Perspektive objektiv ist, fühlt sich der Leser hier mit der Figur vertrauter, weil der Erzähler die Illusion einer subjektiven Perspektive geschaffen hat. Der Erzähler behauptet nicht, wirklich zu wissen, was im Kopf der Figur vor sich geht, sondern er stellt nurVermutungen an. Die Perspektive ist objektiv, weil der Erzähler die Figur von außen betrachtet und keinen echten Einblick in ihre subjektive Verfassung gibt.
Die anderen üblicherweise verwendeten Erzählperspektiven sind alle subjektiv. Das bedeutet, daß der Erzähler Zugang zu den inneren Gedanken und Gefühlen von zumindest einer Figur hat.
DIE SUBJEKTIVE PERSPEKTIVE DES ICH
ERZÄHLERS
Der Ich-Erzähler schreibt stets aus einer subjektiven Perspektive. Er hat Zugang zu einer Figur, dem Erzähler, der selbst eine Figur innerhalb der Geschichte ist. Das kann der Protagonist, der Antagonist oder irgendeine andere Figur sein. Im Kuckucksnest wird die Geschichte vom Häuptling erzählt, einer Nebenfigur. In Nabokovs Lolita wird von Humbert Humbert, dem Protagonisten, erzählt.
Die Ich-Erzählung hat viele Reize, besonders für den, der seinen ersten Roman schreibt. Ein Anfänger fühlt sich oft sicherer, wenn er in der ersten Person schreibt; schließlich ist das die Art, in der Leute ihre private Korrespondenz führen. Und weil sich eine in der ersten Person erzählte Geschichte wie ein Augenzeugen-Be-richt anhört, hat sie den zusätzlichen Vorteil, glaubwürdiger zu erscheinen, als ein Bericht in der dritten Person.
Die meisten Erstlingsautoren entscheiden sich für einen Ich-Erzähler. Und warum nicht, werden Sie sagen, wenn das glaubwürdiger ist und der Autor sich damit sicherer fühlt?
Darum nicht: es bedarf erheblicher Geschicklichkeit, eine längere Erzählung aus einer einzigen Perspektive in den Griff zu kriegen. Sie können nirgendwohin gehen, wo der Erzähler nicht gewesen sein kann, und Sie können dem Leser nichts zeigen, was der Erzähler nicht gesehen haben kann. Jedenfalls nicht ohne eine Reihe lästiger Erklärungen.
Nehmen wir mal an, Sie benutzen als Ich-Erzähler die Mutter der Party-Schönheit einer Stadt. Die Tochter der Erzählerin wird mit vierzehn Jahren vom lokalen Frauenheld verführt. Das ist eine wichtige Szene, und die möchten Sie bringen. Die Mutter war nicht dabei; woher
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