Wie man Freunde gewinnt
ohnehin schon voll. Aber es ist kaum anzunehmen, daß sie mehr zu tun haben als Franklin D. Roosevelt, der immer noch Zeit fand, sich sogar die Namen der Handwerker einzuprägen, mit denen er in Berührung kam.
Die Chrysler Automobilwerke bauten seinerzeit für Präsident Roosevelt, dessen Beine gelähmt waren, einen speziellen Wagen, der von W. F. Chamberlain und einem Mechaniker im Weißen Haus abgeliefert wurde. In einem Brief berichtete mir Mr. Chamberlain: «Ich zeigte Präsident Roosevelt, wie der Wagen, in den wir eine Menge besonderer Vorrichtungen eingebaut hatten, zu bedienen ist. Er dagegen lehrte mich, wie man mit Menschen umgehen muß.
Als ich im Weißen Haus vorsprach, empfing mich der Präsident äußerst freundlich und zuvorkommend. Er nannte mich beim Namen und ich fühlte mich in seiner Gegenwart sehr wohl und entspannt. Sein lebhaftes Interesse an allen Dingen, die ich ihm zeigte und vorführte, hat mich tief beeindruckt. Bald hatten sich eine Menge Zuschauer um uns geschart. Da meinte der Präsident: ‹Ich finde diesen Wagen großartig. Man braucht bloß auf einen Knopf zu drücken, und er fährt, ohne daß man sich überhaupt anstrengen muß. Wirklich großartig. Nur schade, daß ich keine Zeit habe, ihn auseinanderzunehmen, um genau zu studieren, wie sein Motor funktioniert.›
Während die Freunde und Mitarbeiter des Präsidenten das Auto bewunderten, sagte er in ihrer Gegenwart: ‹Mr.
Chamberlain, ich möchte Ihnen meine Anerkennung ausdrücken und Ihnen danken für die Zeit und die Mühe, die Sie aufgewendet haben, um diesen Wagen zu konstruieren. Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet.› Er bewunderte den Kühler, den speziellen Rückspiegel, die Uhr, die besonderen Scheinwerfer, die Polsterung, den komfortablen Führersitz und den Gepäckraum mit den extra angefertigten Koffern, von denen jeder mit seinem Monogramm gezeichnet war. Mit andern
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Worten: Er beachtete jede Einzelheit, von der er wußte, daß ich ihr besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte und machte Mrs.
Roosevelt und seinen Sekretär auf alle Details aufmerksam.
Schließlich wandte er sich sogar an seinen Träger und bemerkte:
‹Ich bin sicher, George, daß Sie diese Koffer ganz besonders sorgfältig behandeln werden.›
Nach einer kurzen Probefahrt verabschiedete sich der Präsident von mir mit der Begründung, er werde seit einer halben Stunde in einer Ausschußsitzung erwartet und müsse nun leider gehen.
Ich hatte einen Mechaniker ins Weiße Haus mitgenommen. Er wurde bei unserer Ankunft dem Präsidenten vorgestellt. Er sprach jedoch nicht mit Präsident Roosevelt und dieser hörte seinen Namen nur ein einziges Mal. Mein Begleiter war ein eher schüchterner Mensch und hielt sich die ganze Zeit im Hintergrund. Doch ehe er uns verließ, schaute sich der Präsident nach dem Mechaniker um, reichte ihm die Hand, nannte ihn beim Namen und dankte ihm für sein Kommen. Es war nicht bloß eine konventionelle Floskel, sondern ich fühlte, daß er wirklich meinte, was er sagte.
Wenige Tage nach meiner Rückkehr nach New York bekam ich ein signiertes Bild des Präsidenten, begleitet von einem kleinen Dankesschreiben, in welchem er nochmals seine Anerkennung für meine Arbeit ausdrückte. Wann er für so etwas noch Zeit fand, ist mir ein Rätsel.»
Eine der einfachsten, naheliegendsten und wirksamsten Methoden, andere Menschen für sich zu gewinnen, besteht darin, daß man sich an ihren Namen erinnert und sie in ihrer Selbstachtung bestärkt. Franklin D. Roosevelt wußte das - aber wer von uns macht es schon? Wird uns jemand vorgestellt, dann sprechen wir ein paar Worte mit ihm, und wenn wir uns verabschieden, ist uns sein Name bereits wieder entfallen.
Ein Politiker, der die Namen seiner Wähler vergißt, gerät
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selber in Vergessenheit. Und im geschäftlichen und gesellschaftlichen Leben ist ein gutes Namengedächtnis fast ebenso wichtig wie in der Politik.
Napoleon III. konnte sich rühmen, sich trotz seiner kaiserlichen Pflichten an den Namen jedes Menschen zu erinnern, den er einmal getroffen hatte.
Wie er das fertigbrachte? Ganz einfach. Wenn er einen Namen nicht deutlich hörte, entschuldigte er sich: «Es tut mir leid, ich habe den Namen nicht richtig verstanden», und bat um Wiederholung. War es ein außergewöhnlicher Name, dann fragte er, wie man ihn schreibt.
Im Verlauf des Gesprächs wiederholte er nachher den Namen einige Male und prägte ihn sich ein, zusammen mit der Gestalt, dem
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