Wie man mit einem Lachs verreist
den intimsten Wäschestücken
durchwühlten und mir die heimliche Einfuhr einer Stange MS
Filter in die Schweiz verwehrten. Des weiteren stellten sie fest, daß mein Paß seit vierzehn Tagen abgelaufen war. Schließlich entdeckten sie auch, daß ich im After fünfzig Schweizer Franken von Ungewisser Herkunft versteckt hatte, für die ich keinen Beleg ihres regulären Erwerbs in einem Kreditinstitut vorweisen konnte.
Ich wurde unter einer Tausend-Watt-Lampe verhört, mit einem nassen Handtuch geschlagen und vorübergehend in einer
Isolierzelle auf ein Streckbett gefesselt.
Zum Glück ist mir dann eingefallen, zu erklären, daß ich ein Gründungsmitglied der Freimaurerloge P2 sei, daß ich einige Bomben zu ideologischen Zwecken in Schnellzügen deponiert hätte und daß ich mich als politischer Gefangener betrachtete.
Daraufhin wurde mir ein Einzelzimmer im Luxustrakt des Grand Hotel des Iles Borromées zugewiesen. Ein Diätarzt hat mir geraten, einige Mahlzeiten auszulassen, um wieder auf mein Idealgewicht zu kommen, während mein Psychiater alles in die Wege geleitet hat, um mir einen Hausarrest zu verschaffen, wegen himmelschreiender Magersucht. Derweil habe ich eine Reihe von anonymen Briefen an die Richter der umliegenden Gerichte geschrieben, die den Eindruck erwecken, als hätten die Richter sich gegenseitig anonyme Briefe geschrieben, in denen Mutter Theresa von Kalkutta beschuldigt wird, aktive Beziehungen zu den Kommunistischen Kampfgruppen
unterhalten zu haben. Wenn alles läuft, wie es sollte, bin ich in einer Woche zu Hause.
(1989)
Wie man ein Faxgerät nicht benutzt
Die Faxtechnik ist wirklich eine großartige Erfindung. Wer sie noch nicht kennt, muß folgendes wissen: Man steckt einen Brief
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in das Faxgerät, wählt die Nummer des Adressaten, und in wenigen Sekunden hat er den Brief. Und nicht bloß einen Brief, sondern auch Zeichnungen, Pläne, Fotos, seitenlange
hochkomplizierte Berechnungen, die man schwerlich am
Telefon diktieren könnte. Wenn der Brief nach Australien geht, kostet die Übermittlung nicht mehr als ein interkontinentales Ferngespräch der gleichen Dauer. Wenn der Brief in die
Nachbarstadt geht, soviel wie ein kurzer Anruf dorthin. Rechnen wir für ein Telefonat von Mailand nach Paris, in den
Abendstunden, ungefähr tausend Lire. In einem Land wie dem unseren, wo die Post per definitionem nicht funktioniert, löst das Telefax alle Probleme. Außerdem kann man sich ein Faxgerät auch fürs Schlafzimmer kaufen oder um es auf Reisen
mitzunehmen, und das zu einem erschwinglichen Preis. Sagen wir für eineinhalb bis zwei Millionen Lire. Viel für eine Laune, aber wenig, wenn man eine Tätigkeit ausübt, die zur
Korrespondenz mit vielen Leuten an vielen verschiedenen Orten zwingt.
Leider gibt es jedoch ein unerbittliches Gesetz der Technik, das besagt: Wenn die revolutionärsten Erfindungen allen zugänglich werden, ist es mit ihrer Zugänglichkeit vorbei. Die Technik ist tendenziell demokratisch, denn sie verspricht allen die´gleichen Leistungen, aber sie funktioniert nur, wenn allein die Reichen sie benutzen. Wenn auch die Armen sie zu benutzen anfangen, gerät sie ins Stocken. Als die Eisenbahn zwei Stunden
brauchte, um von A nach B zu gelangen, kam das Auto auf, das dafür nur eine Stunde brauchte. Deswegen war es damals sehr teuer. Doch sobald es für die Massen erschwinglich wurde, gab es Staus auf den Straßen, und so wurde der Zug wieder
schneller. Man denke nur, wie absurd der Appell zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel im Zeitalter des Automobils ist -
aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, wer sich damit abfindet, nicht privilegiert zu sein, schneller ans Ziel als die Privilegierten.
Beim Automobil hat es Jahrzehnte gedauert, bis das System den Kollaps erreichte. Das Faxsystem, das demokratischer ist (ein Faxgerät kostet weniger als ein Auto), hat den Kollaps in
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weniger als einem Jahr erreicht. Inzwischen geht es schneller, wenn man einen Brief mit der Post schickt. Denn die Faxtechnik fördert die Kommunikation. Wenn man früher in Europa lebte und einen Sohn in Australien hatte, schrieb man ihm vielleicht einmal pro Monat einen Brief und rief ihn einmal pro Woche an.
Jetzt mit dem Fax kann man ihm sofort das erste Foto der neugeborenen Nichte schicken. Wie der Versuchung
widerstehen? Außerdem gibt es heute immer mehr Leute, die uns etwas mitteilen wollen, was uns nicht interessiert - wie wir unser Geld besser
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