Wie man sich beliebt macht
passen) und sich mit Begeisterung in die Organisationsarbeit stürzen.
Begeisterung ist ansteckend. Sie werden staunen, wie viele Freunde Sie auf einmal haben werden!
Neun
IMMER NOCH TAG X
MONTAG, 28. AUGUST, 11 UHR
»Ich schlafe jetzt schon ein«, raunte Jason mir zu, als er unseren Stammplatz in der letzten Reihe der Aula ansteuerte, wo ich mir letztes Jahr den kriminellen Geniestreich ausgedacht hatte, leere Getränkedosen durch den gesamten Saal nach vorne rollen zu lassen, während der Schulsprecher seine lahme Ansprache gehalten hatte. Da der Boden in der Aula aus Beton besteht und leicht abschüssig ist, schepperten die Dosen auf ihrem Weg zur Bühne schön laut.
Weil wir so gute Schüler sind, war niemand auf die Idee gekommen, uns zu verdächtigen. Ms Hampe hatte ein paar völlig unschuldige Typen aus der Reihe vor uns zusammengestaucht, die sie automatisch nur deswegen für schuldig hielt, weil sie nach dem Schulabschluss auf die Berufsfachschule für Agrartechniker überwechseln wollen und nicht auf die Uni. Sie hätte den armen Kerlen wahrscheinlich sogar einen Verweis gegeben, wenn mir nicht im selben Moment meine Dose Cola Light aus der Hand gefallen wäre, worauf sich Wampes Gesicht knallrot verfärbte und sie brüllte: »WER WAR DAS?«
Ich musste so lachen, dass ich Seitenstechen bekam.
»Ich hab eine Idee«, sagte ich, bevor Jason und Becca sich setzen konnten. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns diesmal weiter nach vorne setzen?«
Das BUCH hat so recht: Begeisterung ist ansteckend. Becca strahlte sofort: »Oh cool, hast du etwa wieder einen kriminellen Geniestreich ausgeheckt?«
»Äh«, sagte ich. »Gewissermaßen, ja.«
»Und wie soll ich meine Coladose zur Bühne rollen lassen, wenn wir vorne sitzen?«, wollte Jason wissen.
»Wir lassen keine Coladosen rollen«, sagte ich und wählte drei leere Plätze in einer der vorderen Reihen aus.
»Was auch immer du für einen Plan hast«, knurrte Jason, als er bemerkte, dass die Plätze sich in unmittelbarer Nähe von Ms Hampe und den anderen Lehrern befanden. »Ich hoffe, er ist es wert. Wenn wir so weit vorn sitzen, müssen wir nämlich so tun, als würden wir zuhören.«
»Genau das ist der Plan«, sagte ich und setzte mich auf den Stuhl direkt neben dem Gang.
»Ich kapier’s nicht«, seufzte Jason und schüttelte den Kopf. »Erst diese Frisur, dann diese Strümpfe und jetzt das. Hast du dir in den Ferien eine Gehirnerschütterung zugezogen, von der ich nichts mitgekriegt hab?«
»Schsch!«, zischte ich, weil Ms Hampe in diesem Moment die »Zusammenkunft« für eröffnet erklärte. So nennen die das bei uns an der Bloomville Highschool, wenn sich alle Schüler in der Aula versammeln, um den Erfahrungen ehemaliger Drogenabhängiger zu lauschen oder Leuten zuzuhören, die betrunken Unfälle gebaut haben, bei denen sie ihre Freunde umgebracht haben. In diesem
Fall ging es aber nur um die Einführungsfeier zum Schuljahresbeginn.
Während Wampe versuchte, für Ruhe zu sorgen, indem sie ins Mikro bettelte: »Ruhe bitte. Jetzt aber wirklich. Bitte beruhigt euch doch endlich!«, beobachtete ich, wie die Starfraktion triumphal in die Aula einzog und in den Reihen vor uns Platz nahm. Alyssa Krueger kam in Juicy-Couture-Jeans und einem Glitzertop auf Sean de Marcos breiten Schultern hereingeritten und kicherte hysterisch.
Bebe Johnsons plapperte mit ihrer unnatürlich hohen Stimme ununterbrochen vor sich hin, gab dabei aber wie üblich nur heiße Luft von sich.
Darlene Staggs war wie immer von einer Truppe Verehrer umringt. Einer von ihnen sagte anscheinend gerade etwas, das sie amüsant fand. Sie lachte jedenfalls so sehr, dass sie ihren Kopf in den Nacken warf, worauf sich ihre blonde Mähne wie ein goldener Wasserfall über ihre Stuhllehne ergoss und ihre wahrlich imponierenden Brüste so zitterten, dass ihre Bewunderer sie wie hypnotisiert anstarrten.
Kurz vor dem letzten Klingeln betraten Lauren Moffat und Mark Finley den Saal. Die beiden sahen sich nicht an. Sie blickten sich nicht tief in die Augen und hauchten: »Ich liebe dich« … »Nein, ich liebe dich« … »Nein, ich liebe dich« …, sondern schauten nach links und rechts in alle Gesichter, während sie den Gang hinabschritten wie ein Brautpaar, das lächelnd seine Hochzeitsgäste begrüßt. Oder ein Königspaar, das seinem Volk huldvoll zunickt.
Was übrigens genau beschreibt, was Lauren und Mark sind: der König und die Königin der Bloomville Highschool.
Auch
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