Wie man sie zum Schweigen bringt
in der oberen Etage herumpolterte, mischte ich die Masse für Fischklößchen und rieb Meerrettich für die Soße. Es war angenehm und friedlich in der Küche, nur die auf Fischabfälle wartende Katze fehlte. Ein Anruf bei der Tierklinik ergab, dass sich Einsteins Zustand nicht verändert hatte. Für sein Alter hatte er ein gesundes Herz, daher war die Prognose nun bereits ein wenig optimistischer.
»Muukkonen will auch dich vernehmen«, sagte ich zu Antti, nachdem ich die Fischklößchen in den Ofen geschoben und die Kartoffeln aufgesetzt hatte.
»Mich? Warum denn das? «
»Das ist doch klar. Du bist einer der Geschädigten . «
»Habt ihr schon etwas herausgefunden? «
Als ich den Kopf schüttelte, zuckte er zusammen und schlug vor, gleich nach dem Essen zu packen. Der Gedanke, nach Inkoo zu fahren, gefiel ihm, aber er bestand darauf, dass ich mitkam.
»Ich müsste eigentlich hier bleiben und einen neuen Briefkasten kaufen«, sagte ich halb im Spaß. Natürlich war ich bereit, mitzufahren. Beim Kochen hatte ich die Waffe abgelegt, aber nun legte ich das Halfter wieder an. Als ich Antti die kugelsichere Weste zeigte, seufzte er.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ein Ding tragen muss . «
Viele Männer hätten die Situation genossen und die Nacht hindurch schwer bewaffnet über die Sicherheit ihrer Familie gewacht. Das waren die Typen, die es auch zu Abenteuerwanderungen drängte und die im Wald Krieg spielten. Im Herbst lebten sie sich bei der Elchjagd aus, und sonntags fieberten sie mit Mika Häkkinen oder schrien sich als Zuschauer beim Eishockey die Seele aus dem Leib. Diese Männer sehnten sich nach spannenden Erlebnissen, nach den Indianerspielen ihrer Kindheit, die sie jederzeit abbrechen konnten, wenn ihnen danach war. Was hätte mein im Krieg gefallener Großvater wohl dazu gesagt?
Zum Einkaufen zog ich die Kugelweste dann doch nicht an. Niemand folgte uns auf dem schmalen Weg, auf den Uferfelsen saßen nur Seeschwalben. Das Meer glitzerte, es strahlte zwar noch Kälte aus, verhieß aber bereits Segeltörns und Badefreuden. Am nächsten Wochenende wollte Antti mit seinem Vater das Boot zu Wasser lassen. Am Samstag musste ich zur Polizeimesse, aber am Sonntag konnten wir eine kleine Fahrt unternehmen.
Das Wochenende verlief ruhig. Wir aßen frische Frühjahrslorcheln und junge Brennnesselblätter, träumten von einem Haus am Meeresstrand und von einer jungen Katze als Spielgefährten für Einstein. Die Vögel lärmten von früh bis spät, am Sonntag entdeckten wir die ersten Schwalben. Zwar hatte ich die Waffe immer in Reichweite, doch ich schlief tief und traumlos. Als wir am Sonntagabend wieder zu Hause waren, warteten auf dem Anrufbeantworter reihenweise Nachrichten. Eine kam von meiner Schwester Helena, die sich vergewissern wollte, dass mir nichts passiert war, eine weitere aus der Tierklinik. Einstein hatte das Bewusstsein wiedererlangt und war nicht mehr in Lebensgefahr.
In meiner Freude hätte ich die letzte Nachricht beinahe überhört: »Hier ist Eila Honkavuori. Entschuldige bitte, dass ich dich am Sonntag störe, aber ich habe mich ein wenig umgehört, und allmählich zeichnet sich eine Idee ab. Ruf mich bitte so bald wie möglich an . «
ACHTZEHN
Die Rasenflächen rund um die Gebäude der Technischen Hochschule leuchteten in hellem Grün, das durch schnurgerade Tulpen und Narzissenbeete durchbrochen wurde. An den Rosenbüschen hingen noch einige Hagebutten vom Vorjahr.
Ich saß in Eila Honkavuoris Arbeitszimmer. Wir hatten vereinbart, uns gleich nach der langen montäglichen Morgenbesprechung zu treffen. Ich hatte niemandem gesagt, dass ich die Voruntersuchung auf eigene Faust weiterführte. Die Sonne schien so grell, dass ich die Sonnenbrille aufsetzen musste.
»Im Sommer herrscht hier eine unbeschreibliche Hitze, und die Fenster kriegt man natürlich nicht auf. Unsere Ingenieure verlassen sich auf die Klimaanlage, aber glaubst du, die funktioniert? «, schimpfte Eila Honkavuori und ließ die Jalousie herunter. Schmale Sonnenstrahlen drangen durch die Schlitze zwischen den Lamellen, zeichneten Streifen auf die cremefarbene Wand und ließen Eilas Haare wie Ebenholz leuchten. Tatsächlich erinnerte sie mit ihrer makellos weißen Haut und den herausfordernd roten Lippen an Schneewittchen. Die Ähnlichkeit endete jedoch bei dem weit schwingenden, sonnengelben Kleid, das ihre weichen Kurven zur Geltung brachte.
»Ich weiß nicht, ob ich richtig liege«, begann sie und
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