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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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entstanden, doch unmittelbar dahinter erstreckten sich immer noch fast unberührte Wälder. Die Zeit der Kontraste war allerdings bald abgelaufen, in einigen Jahren würden alle Grüngürtel zugebaut sein. Die Preise waren in die Höhe geschnellt wie ein Stabhochspringer der Weltklasse. Auch für unser Haus und das einen halben Hektar große Grundstück müsste man mittlerweile weit über eine Million hinblättern. Da das Baurecht auf dem Grundstück noch nicht ausgeschöpft war, würde die Erbengemeinschaft, der es gehörte, über kurz oder lang der Versuchung nachgeben, es zu verkaufen. Man würde uns natürlich ein Vorkaufsrecht anbieten, aber wir waren uns nicht sicher, ob wir davon Gebrauch machen wollten, denn die Umgebung hatte sich in den letzten Jahren radikal verändert.
    »Das Haus hat die Nummer J 62. Hier ist ein Parkplatz für Besucher .  «
    Ich parkte in der schmalen Bucht und versuchte mich aus dem Wagen zu winden, ohne mir an den Büschen die Kleider zu zerreißen. Zwischen den Autos spielten Kinder, eine prachtvolle rotbraune Katze lag auf einer Treppenstufe und genoss den wärmsten Tag des Frühlings. Ich begrüßte sie freundlich, worauf die Katze mich anblinzelte und sich wohlig reckte, während Puustjärvi belustigt lächelte.
    An der Haustür der Seppäläs hing ein gusseisernes Schild mit den Namen aller Familienmitglieder. Vielleicht stammte es aus der Gefängniswerkstatt, womöglich war Marko ein braver Familienvater, der seine Haftzeit zur Anfertigung von Hausrat nutzte. Ich klingelte. Ein mageres, langhaariges Mädchen in einem rosa Spice-Girls-Hemd öffnete. Im Hintergrund war Pistolengeknall zu hören, offenbar lief ein Video.
    »Hallo. Ist deine Mutter oder dein Vater zu Hause? «
    »Nein .  « Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass die sechs witzigen Rattenschwänzchen hin und her flogen. »Mutti kommt aber bald. Wir dürfen keine Fremden reinlassen .  «
    »Sehr vernünftig. Wir warten draußen«, sagte ich und setzte mich auf die Vortreppe, die in der prallen Sonne lag. Nach dem dunklen, schneereichen Winter erschien mir die Wärme wie ein Luxus, ich sog das Licht auf, als wäre es Medizin. Puustjärvi stand mit grimmiger Miene daneben, fing aber bald an, die trockenen Blätter von dem Klettergewächs an der Hauswand abzuzupfen.
    Wir warteten etwa zehn Minuten, dann fuhr ein leuchtend gelber Datsun auf den Hof. Nostalgisch betrachtete ich ihn: Der große Bruder des Bassisten unserer Band hatte das gleiche Modell gefahren. In seinem Datsun hatten wir an regnerischen Abenden gehockt, eine Flasche Bier in der Hand, und die Hurriganes gehört, obwohl mir Clash oder Eppu Normaali lieber gewesen wären.
    Die Frau, die aus dem gelben Wagen ausgestiegen war, schleppte sich mit zwei Einkaufstüten ab. Sie hatte die magere Figur eines Menschen, der sich von Kaffee, Zigaretten und Fertigpizza ernährt. Ihre dunkelblaue Jeans war eng geschnitten, um die Augen zog sich ein schwarzer Kajalstrich. Die kurzen, weizenblonden Haare waren am Ansatz dunkel nachgewachsen. Die Frau kam näher und sah uns wütend an. »Was habt ihr hier zu suchen? «
    »Kriminalhauptkommissarin Maria Kallio und Kriminalhauptmeister Petri Puustjärvi von der Polizei Espoo, guten Tag«, sagte ich und streckte meine Hand aus. Suvi Seppälä übersah sie geflissentlich.
    »Von der Polizei? Haben die Fürsorgeweiber wieder rumspioniert? Ich kann nichts dafür, dass ich für die Blagen so schnell keine Nachmittagsbetreuung gefunden hab, der Kurs ist ganz plötzlich angesetzt worden! Und Marko ist auch oft zu Hause. Verdammt nochmal! « Sie setzte die Einkaufstüte so vehement ab, dass die zuoberst liegende Packung Tiefkühlpommes herausfiel. Dann holte sie eine Zigarettenschachtel aus der Tasche ihrer Lederfransenjacke und zündete sich eine an.
    »Deswegen zetern sie auch immer. Nicht mal in der eigenen Wohnung darf ich rauchen, und wenn ich nach draußen geh, beschweren sich die Nachbarn. Sagt den Schnüffelweibern, dass das Arbeitsamt mich gezwungen hat, den Kurs zu machen. Wenn ich nicht hingehe, sperren sie mir die Stütze. Die sollen mir gefälligst einen Kindergartenplatz besorgen oder mich in Ruhe lassen! «
    Sie sprach schnell, mit gellender Stimme, die offenbar bis ins Haus zu hören war, denn die Tür ging auf, und ein fröhliches Jungengesicht schaute heraus.
    »Mama! Ich war in unserer Klasse der Beste im Weitsprung! «
    »Wow, toll! « Als Suvi Seppälä ihren Sohn anlächelte, veränderte sich ihr

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