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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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seinen Ruf als schlagfertigster Witzbold der ganzen Mannschaft streitig zu machen und seine treffenden Frotzeleien zu überbieten. Natürlich würde ich den Mund halten.
    Endlich hatte ich einmal Zeit, mit Taskinen zu Mittag zu essen. Am angenehmsten wäre es natürlich gewesen, in ein Restaurant zu gehen, wo man sich ungestört unterhalten konnte, aber dazu war die halbstündige Mittagspause zu kurz. Da wir in der Kantine des Polizeigebäudes keine allzu privaten Dinge besprechen konnten, begnügten wir uns damit, über die offenen Fälle und über Siljas Unfall zu reden.
    »Nächste Woche findet das Seminar ›Sichere Stadt 2000‹ statt«, erinnerte Taskinen. »Es wäre gut, wenn ihr den Fall Ilveskivi bis dahin aufklären könntet .  «
    »Na klar, damit wir den städtischen Entscheidungsträgern eine makellose Fassade präsentieren können. Warum hab ich nur versprochen, einen Vortrag zu halten! Allerdings werde ich mich auf die Probleme konzentrieren, über die im Allgemeinen geschwiegen wird, wie z. B. häusliche Gewalt. Das Publikum will natürlich viel lieber hören, wie man sich als anständiger Bürger vor Drogengangstern und Teufelsanbetern schützt .  «
    Taskinen lachte auf und erwiderte, nach Siljas Unfall würde er am liebsten über den Verfall der Verkehrsdisziplin sprechen, doch man habe ihn ausdrücklich um einen Vortrag über Firmenschutz und über den Kampf gegen Drogenkriminalität gebeten.
    »Dann solltest du darauf hinweisen, dass die Stadt in puncto Sicherheit immer deutlicher in zwei Klassen zerfällt. Die Reichen an der Küste können es sich leisten, Zigtausende für Alarmanlagen in ihren protzigen Villen und Luxusautos auszugeben, während sich in irgendwelchen Hochhaussiedlungen die Rentnerinnen aus Angst vor Fixern nicht mehr zum Bankautomaten trauen, um ihre wöchentlichen fünfhundert Mark abzuheben .  «
    »Und du findest es natürlich wichtiger, den Fünfhunderter einer alten Frau zu schützen als die Yachten der Reichen«, sagte Taskinen und lächelte mich an. »Fein, dass du deinen Punkergeist noch nicht ganz verloren hast. Mitunter redest du so zynisch, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe .  «
    Es fiel mir schwer, seinen Blick zu erwidern, denn ich hatte in letzter Zeit besorgt festgestellt, dass ich mich kaum noch für etwas begeistern konnte und ständig erschöpft war. Wie um ihn und mich selbst zu beruhigen, zog ich weiter über die städtischen Entscheidungsträger her. Taskinen steuerte die Kommentare seiner Frau Terttu bei, die als Koordinatorin für Kindertagespflege bei der Stadtverwaltung arbeitete und sich darüber ärgerte, dass die Kinderbetreuung mehr und mehr privatisiert wurde und man arbeitslosen Eltern, die ihre Kinder in der Hoffnung auf eine neue Stelle nicht zu Hause betreuten, ein schlechtes Gewissen einredete.
    Taskinen beteiligte sich selten an Politikerschelte und Weltverbesserungsdiskussionen, aber diesmal zogen wir beide kräftig vom Leder und lachten so laut, dass Laine vom Begeka, dem Dezernat für Berufs und Gewohnheitskriminalität, mit neugierig hochgezogenen Augenbrauen hinter einer Grünpflanze hervorspähte.
    »Was amüsiert die werten Kollegen denn derartig? Vielleicht der Terroranschlag gegen die Baustelle an der Schnellstraße? War dein Mann daran beteiligt, Kallio? «, fragte er scheinbar scherzhaft.
    In der vorigen Nacht hatten Umweltschützer auf der einige Kilometer von unserem Haus entfernten Baustelle wieder »Naturmörder« auf einen Bagger gesprayt.
    Antti hatte mit der Aktion natürlich nichts zu tun, aber Laine hatte ihn einmal auf einer Demonstration gegen privaten Autoverkehr gesehen und hielt ihn seither für einen Ökoterroristen, was er mir bei jeder Gelegenheit unter die Nase rieb. Zwar maskierte er seine Bemerkungen als Scherz, konnte seine tiefe Empörung aber nie ganz verhehlen. Bisher hatte ich es geschafft, mich nicht provozieren zu lassen.
    Laine nahm unaufgefordert an unserem Tisch Platz. Taskinen setzte sofort eine seriöse Miene auf und wechselte das Gesprächsthema, während ich rasch meine Gemüselasagne aufaß und mich in mein Dienstzimmer verzog.
    Als Puustjärvi gegen eins anklopfte, sah ich ihm sofort an, dass etwas Entscheidendes passiert war.
    »Eine seltsame Geschichte, Maria. Ich habe gerade bei einem der Kandidaten auf meiner Liste angerufen, Marko Seppälä heißt er. Dort hat sich ein vielleicht siebenjähriger Junge gemeldet und gesagt, sein Vater sei seit ein paar Tagen weg. Er sei am Dienstag

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