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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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spielt für uns wohl keine Rolle. Ich werde ihn anrufen und ihm sagen, wir hätten routinemäßig viele Motorradbesitzer überprüft. Aber zuerst brauche ich etwas zu essen. Leistest du mir Gesellschaft? «
    »Mit Vergnügen. Gehen wir? «
    Der scharf gewürzte Gemüseeintopf und der lockere Flirt mit Taskinen wirkten aufmunternd, nach dem Mittagessen fühlte ich mich stark genug, Rahnasto anzurufen. Seine Sekretärin meldete sich, er selbst war noch zu Tisch. Sie gab mir seine Handynummer, doch er hatte sein Mobiltelefon abgeschaltet. Also bediente ich mich der zweithäufigsten Kommunikationsform der Finnen nach dem Tippen von Kurznachrichten, indem ich mit dem Anrufbeantworter sprach.
    Um zwei Uhr hatte ich eine Besprechung mit der Staatsanwältin, der ich Gutachten zu zwei Anträgen auf Annäherungsverbot zugesagt hatte. Katri Reponen war an der juristischen Fakultät meine Tutorin gewesen, und ich hatte mich gefreut, als sie im vergangenen Herbst an die strafrechtliche Abteilung des Espooer Amtsgerichts versetzt worden war. Unsere Besprechung zog sich in die Länge, weil wir immer wieder vom Thema abschweiften. Die Zusammenarbeit mit privaten Bekannten war mitunter problematisch, aber zwischen Katri und mir gab es kaum Interessenkonflikte oder Meinungsverschiedenheiten. Seit ihrer Versetzung nach Espoo war das Strafmaß für Gewaltdelikte gestiegen.
    Vor allem bei Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt kannte sie kein Pardon. Ihre männlichen Kollegen behaupteten, in Katris Exemplar des Gesetzbuches fehle der Begriff »leichte Vergewaltigung«, für dessen Einführung sich das Parlament entschieden hatte, doch meiner Meinung nach war ihr Standpunkt in dieser Frage richtiger als der der Abgeordneten.
    Als wir uns verabschiedeten, klingelte mein Handy, und ich war darauf gefasst, Reijo Rahnastos heisere Stimme zu hören. Doch die Anruferin war seine Tochter.
    »Ich habe schon versucht, Ihre Kollegen zu erreichen, aber beide sind unterwegs. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich tatsächlich am letzten Dienstag beim Aerobic war, die Trainerin kann es bestätigen. Und jetzt gebe ich das Telefon meinem Freund. Er kann bezeugen, dass ich den Abend mit ihm verbracht habe .  «
    Nach kurzem Rauschen und Knacken sagte eine nervöse Stimme: »Guten Tag, hier spricht Kim Kajanus. Ich bin der Freund von Eriikka Rahnasto. Sie war an dem Abend, nach dem Sie sich erkundigt haben, mit mir im Restaurant ›Motti‹. Dafür gibt es noch weitere Zeugen .  «
    »Vielen Dank, damit ist alles geklärt. Wir werden Ihre Freundin nicht mehr belästigen«, sagte ich betont ernst und hoffte, dass Kim die versteckte Botschaft verstand. Am liebsten hätte ich gelacht oder wenigstens gegen einen Stuhl getreten, doch ich riss mich zusammen. Die Analyse des Gipsabdrucks, die am nächsten Tag eintraf, strich Eriikka Rahnasto endgültig von der Liste der Verdächtigen, denn ihre Reifen waren zehn Millimeter zu breit. Anhand der Musterung war nämlich festgestellt worden, dass der gesuchte Reifen 120 Millimeter breit sein musste.
    Nun stand nur noch ein einziger Name auf der Liste. Ich rief mir die gesetzlichen Vorschriften über Telefonüberwachung ins Gedächtnis; dummerweise hatte ich vergessen, mit Katri darüber zu sprechen. Hoffentlich würde der Feiertag Seppälä veranlassen, zu seiner Familie zurückzukehren. Leider konnte ich seine Wohnung nicht rund um die Uhr observieren lassen, um den Ersten Mai herum hatte die Schupo ohnehin zu viel zu tun.
    Koivu und Wang suchten Hannu Jarkola auf, der zur Feier des Tages schon um zehn Uhr morgens schwer angetrunken war, es aber trotzdem fertig brachte, sich noch dümmer zu stellen, als er war. Natürlich sei auch Marko Seppälä sein Kumpel, aber er habe keine Ahnung, ob Seppälä und Väinölä sich kannten.
    »Wir haben überlegt, ihn mitzunehmen und einzusperren«, sagte Koivu, der sichtlich besser gelaunt war als am Tag zuvor, »aber es ist schließlich nicht strafbar, betrunken in der eigenen Wohnung zu hocken. Wenn nötig, besuchen wir ihn am Montag noch einmal. Dann hat er einen derartigen Brummschädel, dass er uns jede Auskunft gibt, um uns loszuwerden .  «
    In der Nacht war die Temperatur fast auf den Nullpunkt gesunken, und der Schneeregen wurde immer dichter, als ich das Präsidium verließ und nach Tapiola fuhr, um Sekt zu kaufen. Meine Vermutung, gegen fünf wäre der schlimmste Andrang im Alkoholgeschäft vorbei, weil die Leute sich schon für ihre Maipartys herausputzten,

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