Wie man sie zum Schweigen bringt
bei ihm melden. Ich klopfte an die Tür des Dienstzimmers, das er seit Jahren mit Koivu teilte. Koivu war allerdings nicht da, wahrscheinlich hatte er eine Besprechung mit den Ballistikern.
»Na, wie war Jarkola drauf? «
»Schlecht gelaunt. Warte mal, ich ruf das Protokoll auf . « Er tippte flink wie immer. Gelegentlich klagte er über seinen Partner Puustjärvi, der seiner Meinung nach mit der sprichwörtlichen Langsamkeit der Leute aus Häme geschlagen war - Puupponen selbst stammte aus Savo und war, so stöhnte er manchmal, schon fast auf der anderen Straßenseite, bevor sein Partner den ersten Schritt machte. Puustjärvis bedächtiges Wesen und seine robuste, gesetzte Gestalt täuschte manche Verdächtigen. Er konnte stundenlange Vernehmungen führen, denn seine Hobbys - Go spielen und Fliegen binden - hatten ihn Geduld gelehrt. Puupponen dagegen glänzte vor allem beim raschen verbalen Schlagabtausch.
»Puustjärvi musste schon weg, seine Jüngste ist wieder krank. Er hat versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war abgeschaltet . « Natürlich hatte ich das Telefon vor dem Arztbesuch ausgestellt, denn es wäre mir zu albern vorgekommen, womöglich mit nacktem Unterleib vom Untersuchungsstuhl klettern zu müssen, weil das Ding im falschen Moment klingelte. Auch beim Autofahren benutzte ich das Handy nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.
»Hat er nicht auch schon mehr als zehn Überstunden anhängen? Da kann er ruhig auch mal früher gehen. Hat Jarkolas Vernehmung was gebracht? «
»Die Helsinkier Kollegen wussten zu berichten, dass der Ecstasy-Handel offenbar von unserem gemeinsamen Freund Salo finanziert wird, vom Gefängnis aus, wohlgemerkt. Dahin wird Jarkola jetzt auch verfrachtet, er hatte noch vier Monate auf Bewährung. Was soll das überhaupt, Gewohnheitsverbrecher auf Bewährung zu entlassen? Die werden doch sofort wieder straffällig, länger als zwei Monate wird Jarkola bestimmt nie auf freiem Fuß sein. Na, jedenfalls hatte er Seppälä ein paar Tage vor dem Anschlag auf Ilveskivi getroffen. Seppälä hat seine Schulden bezahlt, immerhin anderthalbtausend, und geprahlt, er würde für seine Freunde die Maiparty des Jahrhunderts schmeißen. Er hätte einen erstklassigen Job in Aussicht, als Aufmischer . «
»Hat er Namen genannt? «
»Er hat gesagt, es wäre ein Schwuler, den Jarkola auch kennt. Jarkola hatte den Eindruck, dieser Schwule, also Ilveskivi, wäre mit der falschen Person ins Bett gegangen und sollte deshalb einen Denkzettel verpasst kriegen. Nichts Schlimmes, ein zerschmettertes Knie oder so. Wer hinkt, ist nicht mehr so attraktiv . «
»Von Drogen hat Jarkola also nichts gesagt? «
»Nein, aber ich weiß nicht, wie zuverlässig seine Aussage ist. Er meint, Seppälä hätte offenbar nicht recht gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, und es wäre nur gut, dass er seine Schulden bezahlt habe, bevor er abgekratzt sei . «
»Warum hat er bei der ersten Vernehmung kein Wort davon gesagt! «, schimpfte ich.
»Der liebe Jarkola verpfeift seine Kumpel nicht. Jetzt, wo Seppälä tot ist, sieht die Sache anders aus. Du kannst Gift darauf nehmen, dass er seine eigenen Erkundigungen einziehen wird. Wir waren richtig nett zu ihm. Er hat sich nämlich Sorgen gemacht, ob er zu Seppäläs Beerdigung gehen kann, wenn er schon im Gefängnis sitzt und nicht mehr in U-Haft. Ach ja«, sagte Puupponen und reckte sich, »war schon rührend. Fast hätt ich dem Halunken geglaubt . «
Er war in seinen breiten Savo-Dialekt verfallen. Koivu, Puupponen und ich gönnten uns manchmal das Vergnügen, unsere Dialekte zu vergleichen, da wir alle drei aus Ostfinnland stammten. Lahde und der Praktikant Mela waren in unserem Dezernat die einzigen waschechten Helsinkier, denn in der Hauptstadtregion hatte es nie als besonders erstrebenswert gegolten, die Polizeischule zu besuchen. Um Mela hatte es beinahe Streit gegeben, ein Praktikant aus Helsinki war nämlich fast so exotisch wie eine Polizistin vietnamesischer Abstammung.
»Sag mal, Maria«, fuhr Puupponen fort, »würde man einen Polizisten, der Savo-Dialekt spricht, für dumm halten? Hat nicht Hercule Poirot immer gebrochenes Englisch gesprochen, wenn er einem Verdächtigen ein Geständnis entlocken wollte? Vielleicht hätte mein Dialekt dieselbe Wirkung . «
»Kannst es ja mal ausprobieren«, lachte ich. Dann fragte ich ihn, ob er sich vorstellen könne, mit Anu Wang zusammenzuarbeiten. Er hatte nichts dagegen, meinte
Weitere Kostenlose Bücher