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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlitt Wendt
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reizend!
    Es gibt noch viele andere Beispiele für spezielle Phänomene, durch die sich Menschen und Pferde aufgrund ihrer ganz eigenen Sinneswahrnehmungen unterscheiden. Denken wir nur einmal daran, dass Pferde die Bodenvibrationen durch sich nähernde Artgenossen oder Personen mit den Hufen spüren können. Oder an das Flehmen: Auf diese Weise können Pferde bestimmte Geruchsstoffe mit einer Art zweiten Nase, dem Jacobsonschen Organ, an ihrem Gaumen analysieren. So kann ein Hengst zielsicher die fruchtbaren Tage einer Stute erkennen. Ebenso besitzen die Pferde einen überragenden Körpersinn, der sie befähigt, auch bei den anspruchsvollsten Bewegungsmustern wie Traversalen und Kapriolen die Balance und die perfekte Ausrichtung ihres Körpers im Raum zu ermöglichen.
    Wir sollten uns immer dessen bewusst sein, dass sich die Erlebniswelten von Mensch und Pferd deutlich voneinander unterscheiden. Pferde müssen in ihrer Natur zurechtkommen, wir in unserer. Doch dort, wo sich Pferd und Mensch begegnen, sollten wir uns immer wieder bemühen, den Wahrnehmungsmöglichkeiten unserer vierbeinigen Freunde gerecht zu werden. Wir dürfen nicht von unserem Eindruck der Welt darauf schließen, wie die Pferde unsere Umwelt sehen.
     

    Auch wenn wir „das Gleiche“ sehen: Die Sinneswahrnehmungen unserer Pferde unterscheiden sich deutlich von denen der Menschen.
     
    Und vor allem: Nur wenn Pferde von ihren Sinneseindrücken weder über- noch unterfordert werden, können sie psychisch gesund bleiben. Wir Menschen können durch die Gestaltung eines entsprechenden Lebensraums dem Pferdegehirn ständige Anregungen bieten, allerdings sollten Überreizungen vermieden werden. Auf alle ungewöhnlichen Reize kann ein Pferd frühzeitig und langsam vorbereitet werden. Es kann gute Erfahrungen erst im kleinen Rahmen machen und dann schrittweise an immer größere Anforderungen gewöhnt werden. Wir würden unseren Säugling sicher auch nicht mit auf den Jahrmarkt nehmen, direkt danach zu einer Familienfeier, wo er von Tante zu Tante herumgereicht wird, und schließlich in eine Disco mit Musik und grellem Licht.
    Sinnesorgane sind gewissermaßen das Fenster zur Welt, die Verbindung des Gehirns mit der Außenwelt. Über die Sinnesorgane treten Informationen ins Gehirn, werden dort verarbeitet und wirken sich direkt auf die Gefühle aus. Wenn schon die Andersartigkeit der Sinneseindrücke erstaunlich ist, so werden wir im Folgenden sehen, dass die Gefühlswelt unserer Pferde ebenfalls eine gänzlich andere sein kann und dennoch unserer eigenen manchmal verblüffend ähnlich ist.
     

    Hier arbeitet die „zweite Nase“, das Jacobsonsche Organ: Mithilfe des Flehmens können Pferde Gerüche intensiv aufnehmen und analysieren.

Gefühle, eine fremde Welt
    Gefühle, eine fremde Welt
    W
    ie können wir die Gefühle unserer Pferde erfassen, wenn wir so oft nicht einmal unsere eigenen verstehen und schon gar nicht die eines anderen Menschen? Wir können den Pferden nicht in den Kopf schauen. Jedoch können wir heute dank der modernen Verhaltensbiologie die Gefühlswelt anderer Tierarten erforschen. Bei Menschen kann man mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie inzwischen sichtbar machen, welche Hirnbereiche aktiv sind, während die Testpersonen bestimmte Gegenstände betrachten oder Gefühle äußern. Pferdegehirne sind im Prinzip sehr ähnlich aufgebaut wie Menschengehirne, deshalb sind mit gewissen Einschränkungen auch analoge Funktionen und Empfindungen anzunehmen.
    Viele Jahre hat sich die Forschung hauptsächlich mit dem bewussten Denken, also mit dem Verstand des Menschen und auch dem des Tieres beschäftigt, da dieser Bereich leichter zu erfassen war. Trotzdem sind Gefühle eine der wichtigsten Antriebskräfte für das Handeln. Pferde können ähnlich wie wir Angst, Ärger, Freude oder auch Leid verspüren. Sie reagieren mit diesen Emotionen auf äußere Einflüsse, um ihr Verhalten der gegebenen Situation anzupassen. Gedanken und Gefühle, also der bewusst und der unbewusst arbeitende Teil des Gehirns, sind untrennbar miteinander verbunden, sie tragen zusammen zur Entscheidungsfindung bei. Niemand kann einen der beiden Teile ignorieren. Verstand und Gefühl bilden gemeinsam die Persönlichkeit unserer Pferde.
    Jedes Pferd besitzt eine einzigartige emotionale „Grundausstattung“, die seinen Charakter prägt. Das individuelle Wesen des Pferdes entscheidet über Vorlieben und Wünsche, über Abneigungen und Ängste und bedingt

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