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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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So wird bei unserem Beispiel ein ängstliches Pferd eher noch ängstlicher und nervöser werden, weil es unsere Reaktion nicht nachvollziehen kann.
    Ich möchte Pferde nicht als „die besseren Menschen“ darstellen. Sicher können sie ebenfalls wütend, besitzergreifend oder bestimmend sein und wir sollten unsere Interpretationen nicht plötzlich von „unser Pferd will uns immer ärgern“ auf „unser Pferd ist immer lieb“ umstellen. Vielmehr geht es mir darum, zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen angemessener „Vermenschlichung“, ohne die eine Erkundung der emotionalen Landschaft des anderen nicht möglich wäre, und der Vorsicht gegenüber einer übertriebenen Idealisierung eines Tieres anzuregen. Weder das eine noch das andere Extrem hilft dem Pferd. Um ein Pferd wirklich verstehen zu können, müssen wir lernen, sehr genau hinzusehen, hinzuhören und uns einzufühlen. Dabei gibt uns das im folgenden → Kapitel beschriebene Ausdrucksverhalten der Pferde vielschichtige Hinweise auf ihre Gefühle und Beweggründe.
     

    Hinsehen, hinhören, hineinfühlen: So kann es uns gelingen, einen Einblick in die Gefühlswelt unserer Pferde zu bekommen.

Die Pferdesprache als Ausdruck der Gefühle
    Die Pferdesprache als Ausdruck der Gefühle
    A
    ls Sprache bezeichnet der Biologe jede Form der Kommunikation, welche sich der Verwendung von Symbolen bedient, um Informationen zu übertragen und Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Bei vielen Tieren und auch bei uns Menschen besteht Kommunikation sowohl aus akustischen wie auch aus optischen und chemischen Signalen. Jedes Signal muss dabei eine klar definierte Bedeutung haben, und Kommunikation kann nur funktionieren, wenn beide Kommunikationspartner die Ausdrucksmöglichkeiten des anderen interpretieren können. Während der Mensch eher verbal kommuniziert, bringt das Pferd seine Gefühle und Bedürfnisse mithilfe einer vielschichtigen Körpersprache zum Ausdruck.
    Nur ein gleichberechtigter Austausch von Informationen, nur ein echter Dialog kann die Grundlage einer freundschaftlichen Beziehung sein. Aber leider sind viele Pferde einem endlosen Monolog ausgesetzt, ständig hören sie: „wir gehen da hin“, „hör auf“ oder „lauf schneller“. Solche einseitigen Umgangsformen sollten in keiner Partnerschaft etwas zu suchen haben. Nur wenn man auch das Pferd „zu Wort kommen lässt“, kann man von einer echten Partnerschaft sprechen. Wir müssen deshalb lernen, die subtile Körpersprache der Pferde zu verstehen. Sie ist der Spiegel ihrer Seele, und nur so offenbaren sie uns ihre Wünsche, Bedürfnisse und Befindlichkeiten.
    Das ABC der Pferde
    Das ABC der Pferde
    Viele von uns haben sich schon mit den groben „Kategorien“ der Pferdesprache beschäftigt. „Ohren angelegt“ bedeutet „böse“, „herumzappeln“ steht für „ängstlich“ und so weiter. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn unsere Pferde haben überraschend vielfältige und nuancenreiche Ausdrucksmöglichkeiten.
     

    Angelegte Ohren können viele Bedeutungen haben. Zum Verständnis der Pferdesprache ist es wichtig, das gesamte Gesicht und am besten auch die Körperhaltung des Pferdes in die Analyse einzubeziehen.
     
    Ein Pferd äußert seinen Sattelzwang sicher nicht erstmals damit, dass es seine Besitzerin beißt, sondern sehr wahrscheinlich hat es schon monatelang unbemerkt Hinweise auf sein Unbehagen gegeben. Viele Pferde mit Sattelzwang drücken bereits ihre Ablehnung aus, wenn der Mensch den Sattel aus der Sattelkammer holt. Sie verspannen sich, der Körper wird steif und die Nüsternpartie wird zusammengezogen. Selbst auf das erste Wegtänzeln oder Drohschnappen beim Satteln reagieren viele Menschen lediglich mit einem Klaps und der Aussage „der ist einfach nur frech“. Dahinter steht meist gar keine böse Absicht, sondern die meisten Menschen haben es nie richtig gelernt, genau auf die Veränderungen des Gegenübers zu achten.
    Um die Körpersprache des Pferdes richtig deuten zu können, müssen zunächst systematisch die groben Merkmale der Gesamthaltung erfasst werden, um dann zu den feinen Nuancen zu kommen. Wir wollen uns zunächst mit den Hauptgefühlsregungen Angst, Ärger, Freude, Entspannung und deren Interpretation im Ausdruck des Pferdes beschäftigen, bevor wir zu den Feinheiten kommen.
Angst – eine mächtige Emotion
    Angst – eine mächtige Emotion
    Pferde gehören als Pflanzenfresser zu den typischen Beutetieren. Daher waren sie zu allen Zeiten darauf
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