Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
die vorherrschenden Handlungsmuster des Individuums. Diese schier unerschöpfliche Vielfalt an unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten macht das Leben mit ihnen so spannend und reizvoll, aber auch oft verwirrend und unvorhersehbar.
Fühlst Du es auch?
Fühlst Du es auch?
Augenscheinlich teilen wir viele schöne Erlebnisse mit unseren Pferden. Doch wie erleben sie den schönen Ausritt in der Morgendämmerung, unsere erfolgreichen Turnierteilnahmen, die Dressurstunde? Sind sie glücklich damit? Oder sind sie überwiegend traurig in ihrem Leben? Träumen sie von gemeinsamen Stunden mit uns oder sehnen sie sich nach dem selbstbestimmten Leben mit ihren Artgenossen? Wie schön finden sie die aufgeräumte, praktische Stallgasse mit den Einzelboxen, wie sie leider immer noch in vielen Reitställen zu finden sind? Würden sie dort leben wollen, wenn man sie fragen könnte? Das Pferd kann nicht sprechen, es kann nicht selbst Wünsche und Erwartungen formulieren. Es ist ein Wesen, das im Vergleich zum Menschen sehr leise und still mit Gefühlsausdrücken und Schmerzen umgeht, daher werden seine Gefühle oft einfach übersehen oder auch halb-bewusst ignoriert. Sicher, man selbst würde nicht gern Sporen in den Seiten spüren, aber fühlt das Pferd genau wie man selbst?
Solange es körperlich gesund erscheint und der Besitzer nicht grob tierschutzwidrig handelt, werden die Gefühle des Tieres als nicht wichtig genug für ein Eingreifen angesehen. Viele Besitzer verharren in alten Denkstrukturen und ignorieren die Gefühle ihrer Pferde, einfach weil sie keinen gangbaren Ausweg aus ihrem eigenen Verhalten wissen. Reiten ist eine Traditionssportart. Nicht selten wird dieser Sport leider im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Rücken der Pferde“, also auch zu Lasten ihrer seelischen und körperlichen Gesundheit, ausgeübt.
Entstehung der Gefühle
Entstehung der Gefühle
Emotionen sind körperliche Reaktionen auf von außen eintretende Ereignisse. Sie sind entweder angeboren oder werden im Laufe des Lebens erlernt und dienen dazu, die Bedürfnisse des eigenen Körpers mit der äußeren Realität in Einklang zu bringen. Dieser Vermittlungsmechanismus ermöglicht es dem Körper, eine auf die eigenen Bedürfnisse und Ziele optimal abgestimmte Verhaltensreaktion zu bewirken.
So nüchtern klingt eine eher wissenschaftliche Erklärung des vielschichtigen Phänomens „Emotion“. In Wahrheit wissen wir aber immer noch viel zu wenig, um alle Facetten rund um das Thema Gefühl verstanden zu haben und es allgemeingültig definieren zu können. Natürlich können wir unsere eigenen Gefühle benennen. Angst, Wut oder Glück sind zum Beispiel Emotionen, unter denen sich vermutlich jeder etwas vorstellen kann und die sicher auch vom Pferd empfunden werden. Es wurden bei vielen Tierarten die gleichen körperlichen Vorgänge im Gehirn gefunden, wenn sie negative Emotionen wie Angst, Ärger oder Leid, aber auch positive Emotionen wie Freude empfanden. Bei allen Säugetieren laufen diese „Basisemotionen“ in einem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Teil des Gehirns, dem Stammhirn und dem im sogenannten Limbischen System liegenden Mandelkörper (Amygdala) ab. Da es sich bei all diesen Gefühlsregungen innerhalb der Gruppe der Säugetiere um dieselben chemischen und physikalischen Prozesse handelt, ist davon auszugehen, dass sie von Mensch und Tier auch ähnlich empfunden werden.
Ein schöner Herbstausritt – wie schön finden ihn die Pferde? Eine Frage, die nur derjenige beantworten kann, der die subtilen Signale des Pferdes zu deuten gelernt hat.
Das Stammhirn und das Limbische System regeln unbewusst und vom Verstand unbeeinflusst überlebenswichtige Körperfunktionen. Sind diese Bereiche im Gehirn durch Emotionen stark angeregt, können andere Hirnregionen nur eingeschränkt arbeiten, da sie sich gegenseitig blockieren. Dies ist ein Grund dafür, dass es Pferden und Menschen nur sehr eingeschränkt möglich ist, bei starken Gefühlsregungen bewusste Entscheidungen zu treffen. Bei starker Angst können weder Pferde noch Menschen lernen. Daher ist es unsinnig, ein ängstliches Pferd immer weiter einer angstauslösenden Situation auszusetzen in der Hoffnung, dass es lernen wird, mit seiner Angst zu leben. Konstruktive Lernerfolge sind in dieser Situation für das Pferdegehirn schlichtweg unmöglich zu realisieren.
Der Vorteil dieses Systems liegt darin, dass im Gefahrenfall unverzüglich Reaktionen zur
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